Die Scareman Saga Band 7 "Krötenrebellion"

Die Krötenrebellion, Atlantis Verlag, Titelbild, Rezension
Dirk van den Boom

Im sechsten Roman der „Scareman“ Saga hat Dirk van den Boom mit dem Erlöschen des imperialen Signals und dem implizierten Untergang sowohl des menschlichen Machtraums als auch wahrscheinlich dem Imperium der Ek-ek den bisherigen Handlungsverlauf auf den Kopf gestellt. Ob diese Entwicklung jetzt in den vorhersehbaren Bahnen verläuft und die anfänglich faszinierend fremdartige Prämisse eines menschlichen Bremsklotz und den Echsen im Fahrersitz hinsichtlich der Entwicklung auf dem Planeten Akkar gänzlich negiert, muss abgewartet werden.

Gleich zu Beginn des siebenten Abenteuers „Krötenrebellion“ wendet sich Dirk van den Boom wieder den echsenartigen Ek-ek zu, die ihre Basis im ewigen Eis weiter ausbauen. Sie vermehren, sind aber noch auf die Maschinen und vor allem teilweise Nährstoffe aus ihrem abgestürzten Raumschiff angewiesen.  Dabei haben sie das Vorgehen des Scareman sowohl in den letzten Jahrhunderten – Dirk van den Boom baut einige kleinere Hinweise auf die ersten Bücher in die laufende Handlung ein – als auch die kürzliche Veränderung in seinem Verhalten ohne weitere Erklärungen deutlich bemerkt.

In erster Linie müssen sie sich um sich selbst kümmern. Die geschlechtliche Verwandlung der Kommandanten zu einer Kommandantin, die sich aber hinsichtlich ihres Rangstatus ambivalent zwischen taktisch geschickt und aggressiv erdrückend verhält, bedeutete erst den Anfang hinsichtlich der Veränderungen in den Strukturen des Echsenvolks.

In der bislang streng hierarchischen Ordnung kommt es zu einer auch terroristisch erscheinenden Opposition, deren Ziel es ist, dass die Echsen endlich die Verstecke verlassen und sich nicht mehr auf die Resourcen des Raumschiffs verlassen, sondern das Leben in die eigene Kralle nehmen. Im Verlaufe des unterhaltsamen Romans eskaliert diese Konfliktsituation schließlich, dass auch der Scareman aktiv eingreifen und den Oppositionellen ausschalten muss.

Nicht nur bei dieser Serie, sondern auch den nicht ernstzunehmenden Tentakel Romanen zieht sich eine Schwäche wie ein roter Faden durch Dirk van den Booms umfangreiches Werk. Seine Protagonisten sind einfach zu menschlich.  Die Sexszenen – unmittelbar nach dem Aufwachen aus dem Tiefschlag anscheinend doppelt anregend – werden ein wenig exotisch provokant dargestellt, die Echsenzivilisation hinsichtlich der Strukturen ein wenig verfremdet, aber in ihren Grundhandlungen und vor allem auch hinsichtlich der Dialoge sowie der Machtkämpfe erscheint vieles zu menschlich.

Von dieser Schwäche abgesehen folgt der Handlungsverlauf einem den zugrundeliegenden Plot nur wenig vorantreibenden Muster. Die Ziele des Scareman und der Ek-ek sind inzwischen gleich. Sie wollen und müssen Akkar technologisch vorantreiben, wobei die beiden Parteien sich auf Evolution der Ureinwohner konzentrieren als ihre Techniken zu kombinieren. Immerhin verfügen die Menschen über eine funktionsfähige Station im Orbit inklusiv einer künstlichen, sich aber gegen diese Entwicklung auch sperrenden künstlichen Intelligenz,  während die Ek-ek  zumindest über ein teilweise noch funktionsfähiges  Raumschiff verfügen.

In diesem Roman geht es vor allem um die Kontaktaufnahme zwischen dem Scareman Savcovic und der Kommandantin der Ek-ek. Die ersten Zweifel auf beiden Seiten beschreibt Dirk van den Boom überzeugend und gibt sich Mühe, die beiden Positionen ambivalent, aber auch dreidimensional zu beschreiben.

Anstatt aber diese Entwicklung vorsichtig und politisch relevant – Dirk van den Boom sollte in dieser Hinsicht ein echter Spezialist unter den Autoren sein – voranzutreiben,  konzentriert sich das letzte Drittel des Plots auf die Ausschaltung der Revolutionärs. Das wirkt eher einfallslos und pragmatisch.  Natürlich ist Dirk van den Boom ist routinierter Autor, der auch solche Klippen gut umschiffen kann.

Dirk van den Boom behandelt den Stoff nicht gänzlich ernst. Das beginnt bei der ausführlichen Sexszene und endet mit dem geschwungenen Bein des Scareman.  Ein gut platzierter Humor ist immer eine positive Facette eines Romans, aber wie bei den „Tentakeln“ droht Dirk van den Booms Schreibe in den Bereich des Klamauks abzurutschen, der die vielen guten bisherigen Ansätze der Miniserie mehr und mehr zu negieren droht.

Auf der anderen positiven Seite müssen die Echsen und der Scareman die ihnen von vorgesetzten Stellen eingehämmerten Befehle und Verhaltensweisen überwinden und eine neue Ära des Vertrauens/ der Zusammenarbeit unter Förderung der Akkari beginnen, damit die von Dirk van den Boom propagierten Ziele umgesetzt werden können. Hier zeigt sich Dirk van den Booms Erfahrung.

Aber nach den wirklich originellen und evolutionstechnisch kritischen Punkten der ersten fünf  „Scareman“ Romane bis zur Mitte des sechsten Abenteuern  wirkten sowohl die zweite Hälfte der „Blutigen Erkenntnis“ wie auch der ganze vorliegende siebente Roman uninspiriert.  Dabei ist weiterhin Potential vorhanden, doch Dirk van den Boom muss einen Weg finden, auf den ungewöhnlichen Pfad der ersten Romane zurückzukehren als aus dem eigenen Werk eine Reihe von stereotypen Handlungsmustern zu rezitieren.

 

  • Taschenbuch: 100 Seiten
  • Verlag: Atlantis Verlag (10. Januar 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 386402465X
  • ISBN-13: 978-3864024658