Cherringham Band 4 "Die Nacht der Langfinger"

Cherringham Band 4, Langfinger, Rezension
Matthew Costello und Neil Richards

Im vierten Fall von Jack und Sarah gibt es keinen Mord. Es ist auch der erste Fall, in dem einer der beiden Privatermittler nicht von einem Dorfbewohner gebeten worden ist, nach dem Rechten zu sehen.

Der Kriminalfall ist vielleicht das schwächste Glied des ganzen Romans. Zwei Dorfbewohner finden auf einem Feld einer Farm eine wertvolle römische Platte aus Silber. Die strengen Gesetze der britischen Regierung bedeuten normalerweise, dass ein Experte geholt wird. Cherringham verfügt aber über einen Archäologieprofessor Cartwright, der anbietet, die Platte in seinem Safe aufzubewahren. Vorsichtshalber sagt er den überforderten eher einfachen beiden Findern, dass sie wahrscheinlich durch die Belohnung reich geworden sind.

Als am nächsten Tag aus London der Experte kommt, will Sarah inzwischen auch Redakteurin des örtlichen Onlineblattes bei der Öffnung des Safes dabei sein. Es ist keine echte Überraschung, dass der Safe leer ist und sich im Haus Einbruchspuren befinden.

Wie bei den bisherigen „Cherringham“ Geschichten ist der potentielle Täterkreis klein und sehr überschaubar. Auch bei „Die Nacht der Langfinger“ stellt Jack fest, dass nur ein Insider die Tat begangen hat. Der eigentliche Täter wird durch Beobachtungen entlarvt, muss aber noch angesichts seines perfiden Plans überführt werden. Die Autoren arbeiten nicht genau heraus, wieviel Zeit wirklich zwischen dem Diebstahl und dem Finale vergangen ist, es kann sich aber nur um Tage handeln. Daher ist das eher dumme Vorgehen der Diebe angesichts ihrer Intelligenz nicht nachvollziehbar, zumal sie anscheinend in diesem Bereich auch schon Erfahrungen gesammelt haben. 

Die Art, wie sie sich übertölpeln lassen, ist der Schlusspunkt unter einen ohne Frage stringenten, kurzweiligen Krimi, in dem aber zu viele Elemente wie die Einbruchsspuren an der Haustür und die eher fadenscheinige Begründung des wichtigen Zeugen außeracht gelassen werden.

Den Charme der Serie machen die Charaktere  aus. Mit dem vierten Roman beginnt das Wiedererkennen. So taucht Sarahs platonischer örtlicher Polizistenfreund auf. Er hat inzwischen erkannt und anerkannt, dass vor allem Jack ihm beim Aufklären der plötzlich grassierenden schweren Verbrechen sehr gut und unorthodox helfen kann. Auch einige andere Figuren wird der Leser aus den ersten Abenteuern wieder erkennen.

Während sich Sarah unabhängig von der Organisation einer Party zusammen mit ihren Eltern im Hintergrund hält und nur ihr profanes Hackerwissen dem in dieser Hinsicht rückständigen Jack zeigt, assimiliert der Amerikaner mehr und mehr die einzigartige Atmosphäre des kleinen Ortes.  So geht er in den Pub, um nicht nur Informationen zu sammeln, sondern den Einwohnern zu beweisen, dass er durchaus einer der ihren werden kann. Er organisiert eine kleine Feier auf seinem Schiff mit Sarahs Hilfe, die zu einem grandiosen Erfolg wird und ist der Ansicht, dass Cherringham eine neue Heimat für ihn werden könnte.

Wie im zweiten Band ist die Beziehung zwischen Sarah und Jack auch unabhängig von der Feier wieder professioneller und ein wenig distanzierter als im Auftaktroman sowie dem dritten Band.  Im Mittelpunkt steht eher der Hintergrund der kleinen Ortschaft, sowie mit dem überzogen beschriebenen Professor Cartwright eine weitere exzentrische Nebenfigur. Die beiden Autoren haben sichtlich Spaß, ihren kleinen Ort zu bevölkern und entwickeln mit wenigen starken Strichen liebenswerte und lesenswerte Protagonisten in der immer wieder herausgestellten bildschönen britischen Landschaft.

Ohne Mord ein zu stringenter Roman mit zu wenigen potentiell Verdächtigen und einer stark konstruierten Auflösung, aber trotzdem noch kurzweilige Unterhaltung.     

Heftroman, 64 Seiten

Bastei Verlag

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