PR 70- Revolte der Naats

Rainer Schorm

Mit „Revolte der Naats“ feiert Rainer Schorm sein Debüt bei der „Perry Rhodan“ Neo Serie. In den Roman hat der Autor einige direkte Anspielungen auf die Erstauflage im Allgemeinen und K.H. Scheers später begradigten Schreibstil eingebaut. Als Roman präsentiert sich „Revolte der Naats“ als geradliniges Actionabenteuer, das immer wenn es sich vom Minizyklus löst, sogar gut unterhalten kann. Da es nur noch zwei „Neo“s im Epetrans- Zyklus gibt, zeichnet sich das Ende mit einer finalen Gruppenkonfrontation relativ zügig ab.

Im Mittelpunkt steht Enban da Mortur, der nicht nur einen Zellaktivator gestohlen hat, sondern gleichzeitig der Letzte ist, der als Mitglied des Epetransarchivs über die Position der Erde in seinem Gedächtnis verfügt. Da Treffon ist also in doppelter Hinsicht kurz vor seinem Ziel. Am Ende des Romans flieht da Treffon mit da Mortur von der Naats Wüstenwelt in Richtung Arkon I, wo sich das letzte Drama wahrscheinlich abspielen wird. Das Ende des Romans ist schwach, zumal Rainer Schorm diese Ereignisse relativ sachlich, ohne innere Dramatik beschreibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Arkoniden die Position der Erde erfahren und diese möglicherweise angreifen, ist sowieso sehr gering, da sie für „Neo“  eine zu originelle Abweichung darstellen könnten.  Nicht zum ersten Mal in der „Neo“ Serie wird der Sack nicht zu gemacht. Bedenkt man, wie lange da Treffon den Zellaktivator gesucht hat, erscheint es wenig wahrscheinlich, dass er ihn da Mortur überlässt, um dessen heilende Wirkung mittels eingeflößten Gifts zu überprüfen. Einfacher wäre es, den Zellaktivator da Mortur abzunehmen, ihn zu töten und dann den Zellaktivator später in einer deutlich mehr kontrollierten Umgebung zu testen.  Rainer Schorm suggeriert, dass es da Treffon auf dem Weg zum Regenten mehr um das eigene Ego als eine konstruktive Planung geht. Das Gift hat in da Mortur eine eher seltsame Wirkung. Er vernimmt eine Stimme, die er erst für den Zellaktivator hält. Die Szenen gehören zu den schwächsten Passagen des Romans. Denn die Stimme macht um ihre Identität ein Geheimnis, beginnt ihn zu menschlich zu beschimpfen und impliziert, dass er sogar Regent anstelle des Regenten und indirekt auch an Stelle da Treffons werden könnte. Da Mortur scheint mehr und mehr den Verstand zu verlieren, während der Zellaktivator seinen Körper vom Gift reinigt. Dieser Abschnitt stört den Lesefluss und beschreibt wieder das Eingreifen unbekannter Mächte von jenseits der ansonsten realistischen Handlung mit deutlichen Anklängen an Frank Herberts „Dune“.  Wahrscheinlich gehen die nächsten Autoren noch einmal auf diese Stimme ein. Im vorliegenden Roman wirkt sie befremdlich. Schorm macht zu wenig deutlich, ob es sich wirklich um Teil von Wahnvorstellungen handeln könnte. Man muss davon ausgehen, dass die komplizierten Pläne noch komplizierter sind als bislang gedacht.

Die Haupthandlung ist Atlans zweiter Versuch, die Herrschaft des Regenten zu unterminieren. Über seinen Aktionen steht ganz groß´, dass es ihm fast ohne Probleme gelingt, immer wieder mit den richtigen Helfern am richtigen Ort zu sein. Und das nach der Katastrophe mit der Ringstadt, die eindeutig auf terroristische Aktivitäten zurück zu führen ist. Und das nach der Erstürmung des Logistikcenters. Wie bestellt kennt Atlan die Position von Gifttanks, die da Treffon hat installieren lassen, um im Notfall die Trinkwasservorräte der Naats zu vergiften und das Volk auf ihrem Wüstenplaneten "verdursten" zu lassen. Atlan und Craine inszenieren in der Nähe der Basis einen Ritualkampf, der natürlich die Basisbesatzung ablenkt, damit Sonden die Station auskundschaften können. Der Coup gelingt, diese Basis wird erobert. Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen sind nicht vorhanden. Dabei scheint ausgerechnet da Treffon den Naats schon länger zu misstrauen. Irgendwelche Elitetruppen sind auch nicht vorhanden. 

Die Naats lassen anschließend das Wasser mittels von Sandwürmern gegrabenen Wurmgängen ab, während andere Naats Blitzableiter installieren. Die Idee, das auf einer Wüstenwelt Wasser an der Oberfläche herumschwimmt erscheint schon seltsam, aber noch akzeptabel. Wenn man schon Frank Herberts "Dune" in das "Neo" Universum transportiert, sollte man genauer auf die Details achten. Passend zum Angriff braut sich ein gigantischer Sturm zusammen, der später mit als Angriffswaffe genutzt werden soll. Sergh nimmt einfach hin, dass sich die klassischen Prallfelder aktivieren lassen, das Blitzableitersystem allerdings nicht. Er weiß anscheinend auch nicht, dass die Station mit den Giftfässern inzwischen erobert worden ist. Es erfolgt der eigentliche Angriff auf zwei Ebenen. Einmal ein Ablenkungsmanöver vom Landefeld aus und dann mittels mechanischer Weichen werden die Blitze, die über der Stadt einschlagen, nicht in den Boden abgelenkt, sondern auf das Schirmfeld des Palasts, die kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Bedenkt man, welche Energien diese Schirmfelder sonst bei direkten Angriffen aushalten müssen und wie lange die Arkoniden schon Erfahrung mit diesen Schutzschirmen haben, erscheint die Idee, dass die Natur ein solches Inferno erzeugen kann, dass es die Schirme überlastet, überzogen und konstruiert. Die Schutzfelder versagen schließlich, der Trichterbau fällt zusammen und die Naats beginnen, arkonidische Geiseln zu nehmen, welche sie vor Repressalien schützen sollen. Interessant ist, dass Sergh Atlan während seiner Flucht quasi anfunkt und verhöhnt. 

Ein konzentrierter Aufstand der Naats ist vielleicht noch akzeptabel. Die Art und Weise wie dieser Coup gelingt wird vom Autoren effektiv und stellenweise spannend, aber wie ein Hollywood Blockbuster auch teilweise inhaltslos und gegen jede Logik beschrieben. Insbesondere da Treffon als Atlans Antagonist wird auf ein komisches Niveau reduziert. Bedenkt man, um wen es sich dabei handelt und welche Karriere der Mann hinter sich gebracht hat, wäre ein effektiverer Gegenspieler eine Bereicherung der Serie gewesen. Wie beim letzten Kommandounternehmen kommt Atlan zu schnell zum Zuge, werden wichtige Positionen infantil gesichert und das ganze Szenario wirkt zu wenig durchdacht, wobei bis auf die Blitzableiter vieles insbesondere an David Lynchs "Dune" erinnert. Nur das die riesigen Sandwürmer in diesem Fall in erster Linie Kanäle graben müssen und nicht als direkte Angriffswaffen eingesetzt werden.

Die letzte Fluchtmöglichkeit mit Kunst Naats ist so aufwendig wie fragwürdig. Bedenkt man, dass sich die Arkoniden immer arrogant auf ihre überlegene Technik auch zurecht in jeder anderen Perspektive verlassen konnten, erscheint es absurd, dass sie sich jetzt in den Hüllen ihrer "Sklaven" verstecken sollen. Diese künstlichen Geschöpfe widersprechen der bisher bekannten Technik und wirken wie nachträglich eingefügte Ideen, die im bisherigen "Neo" Kosmos keine Grundlage haben. 

Schade ist, dass Rainer Schorm sich zwar in der Theorie an den klassischen Erstauflagen Kommandounternehmen orientiert, in der Praxis aber im letzten Abschnitt zu viel liegen lässt. Der Roman wirkt gegen Ende eher mühsam konstruiert. So scheitert Theta am Passwort, weil da Treffon die Rüstungen quasi parallel steuert. Wurde diese parallele Steuerung mühsam vorbereitet oder war es immer Absicht, dass einer quasi führt? Das würde in diesem Fall mit einem Gefangenen passen, aber in der Praxis wirkt es wenig praktikabel und vor allem wenig logisch, die Flucht noch weiter zu erschweren. Auf der anderen Seite verfügt da Treffon plötzlich aus dem Nichts heraus über das entscheidende Wissen, während er ansonsten alle Sicherheiten sträflich vernachlässigt. Zusammengefasst stellt "Revolte der Naats" einen Fortschritt insbesondere gegenüber den "Rhodan" Handlung dar, aber zu viele Ungereimtheiten verderben den Spaß an einem sonst geradlinigen SF- Actionabenteuer.

 

 

Pabel Verlag, 160 Seiten, Taschenheft

Erschienen im Mai 2013

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