Tarantula

Originaltitel: 
Tarantula
Land: 
USA
Laufzeit: 
80 min
Regie: 
Jack Arnold
Drehbuch: 
Jack Arnold, Robert M. Fresco
Darsteller: 
John Agar, Mara Corday, Leo G. Carroll, Nestor Paiva, Ross Elliott
Kinostart: 
23.03.56

Dr. John Agar untersucht Megalomanie, eine Krankheit, die für übernatürliches Wachstum von einzelnen oder mehreren Gliedmaßen sorgt. Dazu verschlägt es ihn zu dem Experten Leo G. Carol, der in einem Wüstenstädtchen im US-Bundestaat Arizona friedlich an einem Mittel gegen den Hunger in der Welt forscht. Er hat es schon weit gebracht - eine seiner Versuchsspinnen ist bereits groß wie ein Küchentisch. Aber - so ist das mit den in den Fünfziger Jahren so beliebten schrulligen Wissenschaftlern - eins seiner Experimente, ein an Megalomanie und Wahnsinn erkrankter Mann, entkommt und zündet dabei das Labor an. In dem allgemeinen Chaos entkommt die unnatürlich vergrößerte Spinne und verzieht sich in die Wüste. Aber natürlich bleibt es nicht dabei - denn die mit dem Heilmittel gegen den Hunger infizierte Spinne wächst weiter...


Filmkritik:
von Susanne Picard (für sf-radio.net)

Die Filme der Fünfziger und Sechziger Jahre sind, was wissenschaftliche Experimente und ScienceFiction angeht, besonders für die Filmwelt sehr ergiebig gewesen. Neben Filmen wie Godzilla (1954), Alarm im Weltall (1956), Formicula (1954) und Kampf der Welten (1953) sind da besonders die Filme von Jack Arnold zu erwähnen. Der wohl bekannteste der Filme dieses Altmeisters des ScienceFiction-B-Movies ist Tarantula, ja, genau, der mit der Spinne.

Von heute gesehen wirken solche Filme meist ein wenig lächerlich. Die Tricks sind in den Zeiten von computergenerierten Faunen, Orks und Elfen veraltet, die Wissenschaft, die der Grundidee solcher Filme zugrunde liegt, ist überholt und das Gesellschaftsbild sowieso - und die Schauspieler sind alles andere als erste Klasse: Die Wissenschaftler verbohrt, das Militär schießwütig und die Frauen kreischen besonders laut und besonders viel. Für viele ein Grund, diese Filme nicht zu sehen - langweilig, blöd und überhaupt, wo ist der Filmgenuß? Kann man ja gar nicht nachvollziehen.

Wenn man sich jedoch die Werke von Jack Arnold unter filmischen Aspekten genauer ansieht, dann stellen sie gerade auch im Kontext des Zeitgeistes, in dem sie entstanden sind, etwas ganz Besonderes dar. In den USA herrschte der Kalte Krieg, die Angst vor einem Atomkrieg und auch die Angst davor, was wohl diese Wissenschaft, die der Menschheit die Atombombe beschert hatte, noch alles bewirken mochte. Dinge und Entwicklungen wurden denkbar, wie man sich das in der politik- und kriegüberfrachteten Dreißiger und Vierziger Jahren nie für möglich gehalten hatte. Jack Arnold nahm sich dieser Ängste an und bannte sie in verschiedenen Formen auf die Leinwand.

Eine dieser Formen ist Tarantula, eine Geschichte rund um eine überdimensional gewachsene Spinne, die anfängt, die Menschen - die ja normalerweise davon ausgehen, ihrerseits die Natur zu beherrschen - ihrerseits zu bedrohen. Erst vernichtet sie nur einige Rinder, die sich von ihrer Herde getrennt und verirrt hatten, dann zerreißt wie auf ihrer Wanderscahft durch die Wüste Telefon- und Stromdrähte, bis sie schließlich mit ihrem Gift auch die kleine Stadt bedroht, in der Wissenschaftler Deemer friedlich und zum Wohle der Menschheit zu forschen glaubte. Aber er hat sich zu sehr in seine Aufgabe vergraben und ist nicht imstande, die Ergebnisse seiner Forschung mit anderen, in diesem Falle dem Kollegen Hastings, zu teilen.

Die Botschaft ist klar: Selbst wenn der Zweck der Forschung und Wissenschaft etwas positives ist, man muss es teilen. Im Alleingang zu handeln ist ein Fehler, der nicht nur ein paar Rindern das Leben kosten kann. Aber Arnold tut noch ein weiteres. So gefährlich und gruselig die Riesen-Spinne auch auf der Leinwand (immerhin wurde eine echte Spinne mit Hilfe von kleinen Luftstößen über eine Miniaturlandschaft getrieben) auch wirken mag - am Ende bekommt man doch ein wenig Mitleid mit ihr. Es tut einem leid, dass sie schließlich mit Napalm vernichtet werden muss, auch wenn das in einem SF-Film der Fünfziger Jahre wohl nicht anders ging. Dennoch, man wünscht sich wirklich, die Spinne hätte es doch noch an einen sicheren Ort in die Berge geschafft.

Für die Fünfziger Jahre ist dieser Film also eine wirklich enorme Leistung. Nicht nur tricktechnisch, sondern auch in seiner Botschaft, die sich politisch eindeutig gegen die damalige Stimmung in den USA richtet. Der Film ist also wirklich für alle sehenswert, diejenigen, die einen gewissen Anspruch an die Aussage eines Filmes haben und auch für die, die sich eigentlich nur über eine Spinne gruseln wollen, die eine Stadt angreift.

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