Der Stoff, aus dem die Helden sind

Originaltitel: 
The Right Stuff
Land: 
USA
Laufzeit: 
193 min
Regie: 
Phillip Kaufman
Drehbuch: 
Philip Kaufman
Darsteller: 
Sam Shepard, Scott Glenn, Ed Harris, Dennis Quaid, Fred Ward, Barbara Hershey
Kinostart: 
07.09.84

1947: Chuck Yaeger fliegt mit seiner X-1 so schnell wie kein Mensch vor ihm - er durchbricht die Schallmauer.Eigentlich ein Grund zum Feiern, aber quasi über Nacht ist der Kalte Krieg mit den Sowjets ausgebrochen. Jetzt ist größte Geheimhaltung aller militärischen Erfolge angesagt.
Die Jahre vergehen und 1957 wird die amerikanische Nation durch die Meldung aufgeschreckt, ein sowjetischer Satellit namens Sputnik würde über den Himmel hinweg ziehen.

Jetzt beginnen die Amerikaner mit den Vorbereitungen für die bemannte Raumfahrt. Es sollen 7 Männer ausgewählt werden, die nacheinander ins Weltall vorstoßen. Das Mercury Programm wird aus der Taufe gehoben. Überall im Land wird nach geeigneten Kandidaten gesucht. Chuck Yaeger lehnt ab. Aber andere sind ganz heiß auf die Aussicht, die ersten Amerikaner im All zu sein. Dazu gehören auch Alan Shepard, John Glenn, Gus Grissom und Gordon Cooper. John Glenn, der schon im Fernsehen in einer Quiz-Show aufgetreten ist, soll ganz besonders den neuen amerikanischen Helden verkörpern. Er ist der besonnenste der 7 Astronauten.

1961 umkreist der Russe Gagarin als erster Mensch die Erde. Das versetzt die Mercury-Astronauten in helle Aufregung. In aller Eile wird Alan Shepard ins All geschossen, leider nur suborbital. Nach einer Viertel Stunde landet er im Meer. Ihm folgt Gus Grissom. Aber auch er erreicht nicht den Orbit, das ist John Glenn vorbehalten, der ein Jahr nach den Russen endlich als erster Amerikaner die Erde umkreist. Nacheinander fliegen nun auch die restlichen Astronauten ins All. Von Chuck Yaeger nimmt keiner mehr Notiz, dabei hat er soeben wieder einen Geschwindigkeits-Rekord gebrochen.


Filmkritik:
von Dirk Wilkens-Hagenkötter (für SF-Radio.net)

Phillip Kaufman drehte 1983 "Der Stoff aus dem die Helden sind" ("The Right Stuff") nach dem gleichnamigen Roman von Tom Wolfe. In den Kinos war der über 3 Stunden lange Film überraschenderweise nicht sehr erfolgreich. Überraschend deshalb, weil der mit 4 Oscars ausgezeichnete Film alles zu bieten hat, was zu einem erfolgreichem Film gehört: Stars, Special Effects, Humor und waghalsige Flugmanöver. Erst später, mit der Videoauswertung kam der Erfolg.

Der Film versucht den Heldenmythos der um die Mercury Astronauten gemacht wurde, wieder zu geben. Für uns heute ist diese Verehrung in etwa vergleichbar, mit dem Medienrummel der um Star Search und Superstar-Suche verbunden ist. Auf ähnliche Weise fieberten Amerikaner der Antwort entgegen, wer der erste Mensch im Weltall sein würde, bzw., nachdem dies ein Russe wurde, wer der erste Amerikaner sein würde. Bei dieser Darstellung wird an dem Mythos selbst nicht gekratzt.

Die Astronauten werden immer noch sauber und ohne charakterliche Mängel dargestellt, wie man es in den 60er Jahren in den Medien gesagt bekommen hatte. Einzig die Ehefrau von Gus Grissom (Fred Ward) kommt nicht sehr gut weg. Grissom hatte sich beim Ausstieg aus der Kapsel wohl etwas ungeschickt verhalten, so dass die Kapsel im Meer versank. Dieser peinliche Verlust kostete ihm die Konfettiparade und den obligatorischen Besuch beim Präsidenten. Seine Frau bekommt daraufhin einen hysterischen Anfall, was Veronica Cartwright seit Alien besonders gut spielen kann. Übrigens hatte sie unter Regisseur Phillip Kaufmann in "Die Körperfresser kommen" schon einen kleinen Nervenzusammenbruch spielen dürfen. Ihren ersten Filmschrei gab sie sogar schon als kleines Mädchen in Hitchcocks "Die Vögel" von sich.

Einmal beschwert sich John Glenn zwar bei seinen Kollegen, dass sie zu wenig diskret bei ihren Mädchengeschichten sind, aber diese Szene diente offenbar mehr dazu, den perfekten Gentleman John Glenn zu präsentieren. Der wird im Film nämlich buchstäblich vergöttert. Er setzt sich für seine Kollegen ein oder setzt sich gegen den Vizepräsidenten der USA durch als dieser unbedingt mit John Glenns Frau fotografiert werden will. Ed Harris spielt das wunderbar. Wenn man dann aber berücksichtigt, dass, als der Film in den Kinos lief, der reale John Glenn sich als Präsidentschaftskandidat der Demokraten bewarb, wird man den Eindruck nicht los, dass hier kräftig Wahlkampf betrieben wurde.

Dass der Film es mit dem Patriotismus hin und wieder auch etwas übertreibt, kann man daran sehen, dass dem Zuschauer kein Maß für die wirkliche Position im Wettlauf ins All gegeben wird. Zwei mal kommt der Film nicht darum herum, den Sputnik und den ersten Russen im All zu erwähnen, aber ansonsten hat man das Gefühl, dass am Ende die Amerikaner die Russen eingeholt haben. Es gibt nicht wenige Rezensionen zu dem Film die genau dies so verstanden haben.

Der pathetisch wirkende Satz "Cooper war der Letzte, der allein ins Weltall flog" und "Er war der schnellste Mann der Welt" wirkt so, als ob die Amerikaner die Russen abgehängt hätten. Tatsächlich aber waren die Russen schon längst bei ihren 2-Mann-Kapseln.

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