Per Anhalter durch die Galaxis

Originaltitel: 
Hitchhiker's Guide to the Galaxy
Land: 
USA
Laufzeit: 
109 min
Regie: 
Garth Jennings
Drehbuch: 
Douglas Adams, Karey Kirkpatrick
Darsteller: 
Sam Rockwell, Martin Freeman, Zooey Deschanel, Mos Def
zusätzliche Infos: 
nach dem Roman von Douglas Adams
Kinostart: 
06.05.05

Arthur Dent hat keine Ahnung, daß dieser Donnerstag schlechter wird als all die anderen Donnerstage, mit denen er Probleme hat: Nicht nur will man sein Haus für eine Umgehungsstraße abreißen, nein, es wird gleich die ganze Welt gesprengt! Zwar wird er im letzten Moment von seinem besten Freund Ford Prefect gerettet, aber nicht mal ein Handtuch hat er dabei. Schlecht ist das. Aber - wie die Plakatzeile des Films sagt: "Deinen Planeten zu verlieren, ist kein Weltuntergang!"
Sondern einfach nur der Anfang eines Abenteuers...


Filmkritik:
von Susanne Picard (für SF-Radio.net)

"Am Anfang wurde das Universum erschaffen. Das hat eine Menge Leute sehr wütend gemacht und wurde allgemein als miese Idee angesehen." Dies ist wohl die einzige Ansicht, die Arthur Dent je mit Prostetnik Vogon Jeltz teilen wird - besonders an diesem Donnerstag.
Arthur hat sowieso Probleme mit Donnerstagen, seinem Ansehen beim anderen Geschlecht auch, man will sein Haus für eine Umgehungsstraße abreißen und jetzt auch noch das: kommt doch sein verrückter Freund Ford Prefect und will ihm erklären, die Welt ginge unter und deshalb brauche er ein Handtuch und drei Bier. Und da helfen nicht mal Papiertüten auf dem Kopf, wie Ford dem Besitzer des Pubs versichert...
Und Prostetnik Vogon Jeltz geht es ähnlich: da soll er einen Planeten sprengen, entdeckt zwei Anhalter in seinem Raumschiff und muß sich von denen auch noch sagen lassen, seine Gedichte seien gut!!
Rundherum ein mieser Tag, wie geschaffen für einen Weltuntergang...

So duchgeknallt wie das Buch also beginnt einer der am sehnsüchtigsten erwarteten Filme der letzten Jahre: "Per Anhalter durch die Galaxis."
Wohl wenige Leute werden Douglas Adams' Buch von 1979 nicht kennen - selbst Menschen, die Science Fiction nicht mögen und auf "Star Wars" und "Star Trek" beschränken, werden zumindest schon einmal von dieser unvergleichlichen Ideensammlung gehört haben. Das Universum ist eben "so groß, gigantisch und wahnsinnig riesenhaft", daß Adams nie die Ideen auszugehen schienen und er schon deshalb wohl allein fünf Bände mit den Geschichten rund um Arthur, Ford und Trillian gefüllt hat. Schon das ist ein Fakt, der das Buch für viele unverfilmbarer gemacht hat als weiland den "Herrn der Ringe", denn ein Film beschränkt sich natürlich auf ein Bild, wo Adams es schaffte, durch seine Formulierungskünste scheinbar tausende zu schaffen.

Aber das Kunststück "Übertragung der Geschichte von einem Medium ins andere" ist gelungen und sowohl Fans als auch der geneigte Kinogänger müssen sich nicht über das ärgern, was sie knapp zwei Stunden auf der großen Leinwand zu sehen bekommen werden. Immerhin hat Douglas Adams selbst am Drehbuch mitgeschrieben - und auch, wenn einige eingefleischte Fans sicher sagen werden, dies und jenes sei aber ganz anders gemeint und überhaupt ganz anders erklärt gewesen, man muß sagen, dieses besondere Flair des Buches, nämlich die überbordende Phantasie auch noch mit ein bißchen nachdenklicher Satire zu verbinden, wenn man sie denn sehen will, ist auf der Leinwand in jedem Fall wiederzufinden.

Wer sich nicht spoilern lassen will, sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen, auch wenn man letztendlich auf der Leinwand nur das sieht, was man im Buch auch lesen kann. Sogar ein bißchen mehr. Und das Setting ist wirklich hervorragend gelungen und hinterläßt Erinnerungen, statt wie bei den letzten beiden "Star Wars"-Episoden sofort wieder daraus zu verschwinden. Liebevoll wurde da bis ins letzte Detail ausgestaltet - das futuristische Innere der Herz aus Gold (alles abgerundet, weiß und stromlinienförmig, mit einer unübersehbaren Menge von buntschillernden Knöpfen), der depressive Marvin (mit übergroßem Kopf, in dem sein planetengroßes Gehirn Platz hat, aber niedlich wie ein Kinderspielzeug), die Vogonen (häßlich wie Kröten, grünlich und wer hätte gedacht, daß sie sogar so etwas wie Anzüge tragen - und wie logisch das eigentlich ist. Hätten sich die Bürokraten des Universums eigentlich ohne auf die Straße, sprich den Weltraum getraut? Eben, man möchte sich vor die Stirn hauen, weil man sie sich immer ohne vorgestellt hat), und nicht zuletzt die Konstruktionsbaustelle der neuen Erde auf Magrathea - ein bombastischeres Setting hat man auch in "Star Wars" bisher nicht bewundern dürfen. Wer hätte gedacht, daß es möglich ist, gleichzeitig ein so überwältigendes und doch schönes Setting zu bauen? CGI hin oder her, auf einer wirklich großen Leinwand starrt man nur hin und denkt im ersten (und auch zweiten und dritten) Moment genau wie Arthur: Wow!

Und was will der Cineast mehr. Womit wir bei den Schauspielern wären - die werden von dem überbordenden Ideenreichtum fast ein wenig an den Rand gedrängt, aber das ist im Buch ja nicht anders. Sie hinterlassen jedenfalls soviel Eindruck, daß man sagen kann: Paßt alles hervorragend, keiner wirkt verkehrt. Besonders Arthur Dent ist so herrlich normal, daß es an keiner Stelle unnormal scheint, daß er die ganze Zeit mit Pyjama herumläuft.

Besonderes Augenmerk sollte man hier aber auf zwei andere Schauspieler legen, die man im Film nur zu hören, nicht aber zu sehen bekommt (weswegen ich auch, was ich sonst nicht unbedingt für nötig halte, dringend empfehle, den Film wenn irgend möglich in seiner Originalfassung zu sehen): Erstens Alan Rickman, der Marvins Stimme in einer herrlichen Mischung aus beleidigtem Severus Snipe ("Harry Potter") und wehleidigem Alexander Dane ("Galaxy Quest") gestaltet. Eigentlich haben die Produzenten sein Aussehen so niedlich gestaltet, daß man ihn ständig trösten will, doch Alan Rickman schafft es, daß man schließlich nur noch eins möchte: Ihm die Platine für das Echte Menschliche Persönlichkeitsbild aus dem riesigen Kopf montieren. Möglichst langsam! *fiesgrins*

So ähnlich ist es mit dem Reiseführer. Ein einfaches, aufklappbares Notepad, dessen Erklärungen mit kleinen 2D-Trickfilmchen angereichert sind, die die Ausführungen ihrerseits auf ganz eigene Weise - und teilweise auf das witzigste - erläutern. Stephen Frys knochentrockene Stimme dazu trifft den Ton zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit sehr genau.

Das Fazit kann also nur lauten - dieser Film ist gelungen. So gut gelungen, daß nicht nur Fans ihre helle Freude daran haben werden, sondern auch die, die mit dem Satz "Iiih, Science Fiction!!" bislang einen weiten Bogen um das Buch gemacht haben.