Prinzessin Mononoke

Originaltitel: 
もののけ姫 (mononoke hime)
Land: 
Japan
Laufzeit: 
128 min
Regie: 
Hayao Miyazaki
Drehbuch: 
Hayao Miyazaki
Kinostart: 
19.04.01

Japan, tiefstes Mittelalter. Das Land ist von Wäldern bedeckt, der Heimat von Waldgeistern, Waldgöttern und Fabelwesen. Doch die Idylle ist getrübt. Die Menschen holzen den Wald ab, beuten die Natur aus. Es herrscht Krieg zwischen den Göttern des Waldes und den Menschen, insbesondere jenen aus der Minenstadt Tatara Ba und ihrer Anführerin Eboshi.

Weit entfernt von diesem Geschehen liegt ein Dorf der Emishi, einen kleinen Grüppchen von Leuten aus einem ehemaligen Adelsgeschlecht, welches heute unter der Verfolgung des Kaisers leidet. Plötzlich bricht eine Kreatur aus dem Unterholz, die riesige, über und über mit blutigen, schlangenähnlichen Auswüchsen bedeckte Gestalt eines Ebers. Ashitaka, der zukünftige Führer des Dorfes, schafft es, die Kreatur zu töten, erleidet dabei aber eine, durch die Berührung mit der Kreatur verursachte Verletzung an einem Arm. Sterbend verwandelt sich die Kreatur vor Ashitakas Augen zurück in einen Eber, dann in ein Skelett.


Filmkritik:
von Ralf Ramge (für SF-Radio.net)

Wir schreiben das Jahr 1997. Die gesamte Kinowelt befindet sich im festen Griff Hollywoods. Stammt ein Film nicht von dort, sinken seine Chancen, auf einer großen Leinwand zum Leben zu erwachen, beträchtlich. Ein Film ist dann dann beim Publikum besonders erfolgreich, wenn er besonders teuer, besonders laut, besonders bunt und besonders hirnlos ist. Die Blockbusterwelle erlebt gerade mit "Lost World: Jurassic Park" und "Speed 2" neue Höhepunkte, die Welt ist in Ordnung. Doch was ist das? In einem weit entfernten Winkel der Welt kündigt sich eine kleine Revolution an. In Japan, Hong Kong und Taiwan macht sich ein Zeichentrickfilm daran, sämtliche Kassenrekorde zu brechen. Lost World: Jurassic Park wird von ihm deklassiert und auf die hinteren Ränge verwiesen. Kurze Zeit später muß das Jurassic Park-Original daran glauben. Und noch im gleichen Jahr passiert das Unglaubliche: der Film durchbricht in Japan die magische Mauer von 150 Millionen Dollar Einspielergebnis, schubst dort damit Spielbergs E.T. vom Thron des erfolgreichsten Films aller Zeiten und wird von Japan als Beitrag für den Wettbewerb um den Oscar des besten ausländischen Films eingereicht. Dieser Film heißt Mononoke Hime. Schonmal davon gehört? Nein? Nun, es ist eben kein Film aus Hollywood.

Hayao Miyazaki (oder eigentlich Miyazaki Hayao, um japanischen Sprachregeln gerecht zu werden) hat in Japan wesentlich mehr als nur Kultstatus. Dieser Mann wird verehrt wie es nicht allzu vielen anderen Menschen in diesem Land gegönnt ist. Er ist einer der erfolgreichsten und einflußreichsten Regisseure und Schöpfer von Filmen und Comics überhaupt und braucht sich diesbezüglich hinter Filmemachern wie Kurosawa nicht zu verstecken. Der 1941 geborene Marxist begann seine Karriere im Jahr 1963, als Zeichner bei Toei Doga. Schon früh machte er durch sein zeichnerisches und auch erzählerisches Talent auf sich aufmerksam. Das hierzulande bekannteste (wenn nicht gar berüchtigste) Produkt jener frühen Phase dürfte seine Arbeit als Leiter der künstlerischen Gestaltung bei Alps No Shojo Heiji sein, einer TV-Serie von 1974 mit 52 Episoden, welche bei uns unter dem Namen Heidi bekannt wurde. 1978 führte er erstmals Regie, in der TV-Serie Mirai Shonen Conan, ein Jahr später folgte mit Lupin III: Cagliostro No Shiro der erste abendfüllende Spielfilm. Sein nächstes größeres Projekt war ein waschechter Manga, Nausicaä of the Valley of the Winds, ein Endzeit-Epos. Das war 1982, und bereits 1984 sollte dem durchschlagenden Erfolg des Comics ein Film mit gleichem Titel folgen, der für Myazaki den endgültigen Durchbruch bedeutete. Von nun an sollten Myazakis Werke zu den am heißesten erwarteten Filmen in Japan zählen, und Mononoke Hime stellt hier bislang die Krone seines Schaffens dar.

Myazaki hat, wie jeder andere große Filmemacher eigentlich auch, seine Markenzeichen. So ist Myazaki in seinen Filmen ein grenzenloser Optimist. Die meisten seiner Hauptfiguren sind Mädchen - das meine ich im positiven Sinne; in Zeichentrickproduktionen aus dem Land der Schlüpferautomaten müssen psychologische Aspekte bei der Wahl des Geschlechts der Hauptpersonen zu oft zugunsten Zelebrierungen von pädophil-verstohlenen Blicken unter knappe Kleidchen oder Schuluniformen über unverhohlene Fleischbeschau wie der stets nackt operierenden Motoko in Ghost in the Shell bis hin zum explizitem Sexismus eines Ninja Scroll zurückstecken. Nicht jedoch bei Miyazaki. Er liebt weibliche Erscheinungen in Animes, so hat er sich nach seinen Worten einst sogar ernsthaft in ein gezeichnetes Mädchen verliebt, bei ihm spielt jedoch stets die Geschichte die alleinige Hauptrolle und sowohl die Charaktere als auch die Erwartungen des Zuschauers sind dieser unterzuordnen. Ebenso ist Miyazaki ein Fan von Schweinen, hat eine Vorliebe fürs Fliegen und damit Flugszenen und, was vielleicht der wichtigste Aspekt ist, er liebt die Natur. In Mononoke Hime sind all diese Aspekte ausgeprägt enthalten. Wer einen "echten Myazaki" sehen möchte, ist mit Mononoke Hime bestens beraten.

Gewalt kommt in Mononoke Hime zwar vor, in erster Linie abgetrennte Arme und Köpfe, ist aber selten und steht nicht im Vordergrund. Abgetrennte Gliedmaßen gibt es auch in Star Wars und Jurassic Park zu sehen, Tom bekommt ständig von Jerry die Zähne mit der Bratpfanne eingeschlagen und diese Filme sind für Kinder freigegeben. Das Problem von Mononoke Hime sehe ich woanders. Mononoke Hime stellt Gewalt nicht nur als etwas alltägliches dar, der Film geht sogar noch einen Schritt weiter. Da bedrohen Soldaten ein paar Bauern? Wozu reden, schießen wir ihnen die Rübe runter, dann ist die Welt schneller wieder in Ordnung. Die Ausübung von Gewalt ist so beiläufig wie das Trinken einer Tasse Tee. Und durch den ganzen Film zieht sich der elementare Sachverhalt, daß alle Charaktere ausnahmslos Gewalt zur Durchsetzung ihrer Interessen wahrnehmen und diese sie nicht etwa in Sanktionen, sondern vielmehr zum Erfolg führt. Vor allem durch diese Selbstverständlichkeit bringt sich Mononoke Hime in die Gefahr, dem Vorwurf der Gewaltverherrlichung und damit langfristig dem Interesse von FSK und BPjS ausgesetzt zu sein. Wir haben im Falle Mononoke Hime und Gewalt eine definitive Kollision zweier verschiedener Kulturkreise vorliegen.

A propos verschiedene Kulturkreise. Mononoke Hime erscheint mir hier als etwas unschlüssig. Auf der einen Seite schildert der Film die Geschehnisse aus einer streng japanischen Sichtweise. So sind traditionelle, schon regelrecht rituelle Handlungen in dem Film zu finden, deren Bedeutung westliche Zuschauer gar nicht kennen. Da wäre zum Beispiel das Abschneiden der Haare, als Ashitaka sein Dorf verläßt oder der historische Hintergrund der Geschichte (Stichwort Emishi). Es erschien mir beim Betrachten streckenweise doch schon als etwas skurril, wenn der Film trotz seines ausgeprägten japanischen Charakters sich streckenweise regelrecht verkrampft um ein westliches Auftreten bemüht. Vor allem der Soundtrack fiel mir sehr unangenehm auf, bei welchem man wohl eher darauf tippen würde, ihn in einer amerikanischen Historienschmonzette zu finden, als in einem Film aus und über Japan. Mir drängt sich hier der Vergleich mit dem genialen und ebenfalls an der westlichen Welt orientierten Score von Ghost in the Shell auf. Doch letzterer fügt sich wesentlich besser in das Gesamtbild ein. Ghost in the Shell spielt in einer westlichen Stadt (Hong Kong) der Zukunft, ist durch und durch westlich orientiert. Bei Mononoke Hime wirkt dies im gesamten Kontext des Films jedoch genauso aufgesetzt und beinahe lächerlich wie der Gedanke an einem Film über das alte Rom mit Dancefloor-Soundtrack. Der Gegensatz zwischen kulturellen Themen und der akustischen Begleitung ist einfach zu groß. Zum Glück drängt sich der Score jedoch nicht in den Vordergrund, so daß es nicht allzu sehr auffällt.

Und da wir schon bei einem Vergleich mit Ghost in the Shell angekommen wären, machen wir am besten gleich damit weiter. Ghost in the Shell war 1995 das letzte Anime, welches weltweit im großen Stil in den Kinos anlief und hat Maßstäbe für das Genre gesetzt. Da Mononoke Hime dem nachzueifern versucht, muß sich Miyazakis Film diesen Vergleich gefallen lassen , ebenso wie sich Ghost in the Shell den Vergleich mit US-Produktionen gefallen lassen musste. Miyazaki-Kult hin oder her; wir sind hier nicht in Japan, der Film wird westlichem Publikum präsentiert, und es kann hier nichts Kult sein, was hier nur wenige kennen.

Was bei Ghost in the Shell für gewaltigen Eindruck sorgte, war neben den philosophischen Themen die technische Perfektion des Films (siehe auch die Retrospektive zu diesem Film für Details). Technisch beeindruckt auch Mononoke Hime sehr - wenn auch nur am Anfang. Wenn hier Ashitaka auf den Spähturm seines Dorfes klettert oder den Angriff gegen den Tatari Gami reitet, steht einem der Mund sperrangelweit offen, so butterweich und fließend sind die Animationen bis ins kleinste Detail des Bildes. Doch mit dem Fortschreiten der Spielzeit werden solche Augenblicke immer seltener. Selten gibt es Filme, wo es derart leicht ist zu bestimmen, welche Sequenzen am Zeichenbrett und welche mit massiver Unterstützung von Silicon Graphics entstanden. In der einen Szene ist alles herrlichst fließend animiert, eine Sekunde später ruckelt alles munter durchs Bild. Eine genaue Untersuchung des Bildmaterials zeigte dann, daß im Gegensatz zu den computeranimierten Sequenzen und zu Ghost in the Shell die meiste Zeit nur mit 12 Frames pro Sekunde gearbeitet wird. Nicht nur das, sehr oft geht man bis auf 6 Frames pro Sekunde herunter, bei einer Handvoll großflächiger Animationen muß man hier und da sogar mit nur 4 Einzelbildern auskommen. Mit anderen Worten: Technische Brillianz allererster Güte wechselt sich ab mit unterstem TV-Niveau. Grob geschätzt kann man sagen, daß im Vergleich zu Ghost in the Shell Myazakis Mononoke Hime zwar 60% mehr Laufzeit auf die Waage wirft, aber keine 60% mehr Einzelbilder. Positiv kann man bei Mononoke Hime jedoch anmerken, daß die einzelnen Bilder vor allem bei den Naturaufnahmen eine ungeheure Komplexität vorweisen, die ihresgleichen sucht.

Da wir schon dabei sind, den weltweiten Mononoke Hime-Hype mit Füßen zu treten, kritisieren wir gleich noch ein wenig weiter. Liebhaber des Animegenres wehren sich in der Regel (zu Recht) gegen die Gleichstellung von Animes einer solchen Güteklasse mit "Cartoons". Doch Mononoke Hime läßt sich noch in einem weiteren Punkt aufs TV-Niveau runter, und auch wenn ein Miyazaki-Kenner hier wohl sofort voller Begeisterung "Miyazaki!" ruft, dürfte sich der deutsche Joe Average - und wie schon gesagt, sind in Deutschland in punkto Animes 99.9% aller Zuschauer solche - sich wohl eher die Haare raufen und voller Entsetzen "Pinocchio!" zur Leinwand rufen. Ich meine die Dialoge. Die obligatorischen "4-Animationsphasen-Münder", schön monoton immer auf und zu, so daß man die Zeit damit messen könnte, schlagen hier in so mancher Szene wieder voll zu. Das wäre mir in der später unter dem Schutzmantel von Disney veröffentlichten Version vielleicht gar nicht so sehr aufgefallen, denn solche Dinge gehen in dem ganzen opulenten Drumherum ziemlich unter, aber bei den Dialogen ist die japanische Fassung ein derart unprofessioneller Heuler, daß es mir förmlich ins Auge sprang. Lippensynchron? Pah, das wäre noch viel zu hoch gegriffen. Da bewegen sich Münder, wenn kein gesprochenes Wort aus den Lautsprechern dringt. Wenn man von den Bildern auf einen gesprochenen Satz schließen würde, macht der Sprecher wahrscheinlich gleich zwei oder drei Sätze inklusive dazwischenliegenden Sprechpausen daraus. Davon, daß die Form des Mundes zu dem zu hörenden Laut passt, braucht man erst gar nicht zu träumen. Zum ersten Mal fiel mir das während des Zwiegesprächs zwischen Moro und Ashitaka am Vorabend der großen Schlacht auf, hier musste ich die Pause-Taste am Player bemühen, um aus lauter Lachen nicht Teile des ernsten Dialoges zu verpassen. Wäre dies Oshii in Ghost in the Shell passiert, hätte er sich nach der Premiere wahrscheinlich im Klo erhängt, aber bei Mononoke Hime ist dies die Regel. Und es entsetzt mich zutiefst, denn es erweckt sehr den Eindruck, daß man bei der Produktion irgendwann keine Lust mehr gehabt hätte und man möglichst schnell fertigwerden wollte. Auch hier gilt, daß extremste Schwankungen zwischen höchster und geringer technischer Perfektion vorliegen. Wäre es einheitlich miserabel, wäre es nicht so sehr aufgefallen und man könnte darüber hinwegsehen, aber nein, man muß ja hin und wieder vorführen, daß es auch besser geht und den Zuschauer mit der Nase draufstoßen. Wenn ich mir im Nachhinein nochmal jene Szene ansehe, in welcher Ashitaka am Anfang mit Pfeil und Bogen gegen den Eber oder die Samurai reitet und dann zum Beispiel jene Szene, in welcher sich der Shishi Gami ruckeligst in den Didarabocchi verwandelt, kann ich immer noch nicht fassen, daß beide Szenen aus dem gleichen Film stammen.

In technischer Sicht ist Mononoke Hime einem Ghost in the Shell und - jetzt wird es gehässig, aber trotzdem ist es wahr - auch dem typischen Disney-Streifen unterlegen und bewegt sich die meiste Zeit auf dem Niveau, welches andere Kommerz-Zeichentrickorgien etwa gegen Mitte der 80er erreichten. Bemerkenswert sind die Szenen, in welchen Computer zum Einsatz kamen, also eigentlich alles, bei welchem eine Kamerafahrt stattfindet. Aber auch hier öffnen sich keine neuen Horizonte. Und selbst der Soundmix bleibt, trotz Dolby Digital 5.1 und dem hohen Potential der Natur- und Kampfszenen, hinter anderen Vertretern des Anime-Sektors zurück, ist allerdings immer noch beeindruckend (und im Gegensatz zu US-Vertretern auch zu ertragen, da schmalziger Singsang und anderes ekelerregendes Oscar-Gebettele in Miyazakis Drehbuch anscheinend nicht vorgesehen waren).

Die Stärke - und wahrscheinlich auch die Priorität - des Films liegt ganz woanders. Da wäre nämlich noch die erzählte Geschichte zu nennen und die Art und Weise, wie diese erzählt wird. Ich kann es kaum abwarten, Mononoke Hime in einem großen Kino sehen zu dürfen. Der Film ist mit seinen 133 Minuten Laufzeit für einen Zeichentrickfilm zwar saumäßig lang - diese 133 Minuten sind aber auch saumäßig schön. Ich persönlich kann Filme von Disney nicht leiden, weil ich so ziemlich alles, was nach Taran und der Zauberkessel das Licht der Leinwand erblickte, einfach nicht mehr ertragen kann, und auch für Animes in Spielfilmlänge brauche ich in der Regel mehrere Anläufe. Da ich es bei Mononoke Hime dazu noch mit der japanischen Fassung zu tun bekam und selbst englischsprachige Untertitel eine Utopie wären, stand die Chance, daß ich das Ende des Films erlebe, denkbar schlecht. Doch der Film zog mich schnurstracks in seinen Bann und ich schaute ihn nach dem Abspann gleich noch ein zweites Mal an. Was ich hier von Miyazaki geboten bekam, war einfach sagenhaft, wunderschön, mitreißend. Und trotzdem kein Funken Klischees oder gar Kitsch. Erzähltechnisch ist Mononoke Hime nicht nur der beste Zeichentrickfilm, den ich bislang gesehen habe, sondern gehört in dieser Hinsicht mit zu den besten Filmen überhaupt. Jede Minute, die der Film kürzer wäre, würde eine verlorene Minute darstellen. Ich hoffe, daß die Szenenfotos hiervon einen Eindruck vermitteln können, unter diesem Aspekt wählte ich sie jedenfalls aus.

Und diese geniale Erzählung mit all ihrer Schönheit, Abwechslung und vollendeten Stimmung reißt den Film raus. Und nicht nur das, dies macht die oben bemängelten Aspekte nicht nur wett, sondern auch nichtig. Es gibt nämlich Filme, bei welchen man sich ins Kino setzt mit der Absicht, sich einfach fallenzulassen und darauf zu warten, daß der Film einen auffängt und auf seinen Wogen trägt, in eine andere Welt entführt. Solche Filme sind selten, Wizard of Oz gehört hier dazu. Oder Star Wars, wie wohl jeder bestätigen kann, der als damals als sechsjähriger mit großen Augen im Kino saß und danach Stunden brauchte, um von diesem Trip wieder runterzukommen. Hier spielt es keine Rolle mehr, ob ein Spezialeffekt jetzt cool ist oder ob die Surroundkanäle toben, denn der Film ist keine Technik mehr. Solch ein Film ist vielmehr jene Sorte von Magie, die wir dann verlieren, wenn Kinder zu Teenagern werden, jene Magie, die uns als Kinder abends aus dem Fenster ins Schneetreiben starren und auf den Weihnachtsmann warten ließ, jene Magie, die uns im Kino wieder zu staunenden Kindern werden läßt und nicht wie üblich zu die Männlichkeit zelebrierenden Testosteronbomben mit Eiern aus Stahl und Gedärmen aus Stacheldraht. Das alles ist kein Anzeichen von Kitsch, nein nein - es ist eher ein Anzeichen von vollendeter Harmonie zwischen dem Film und seinem Publikum.

In der Regel fällt es mir recht schwer, eine Empfehlung für oder gegen einen Film auszusprechen. Im Falle von Mononoke Hime fällt mir das leicht. Mononoke Hime ist einen Kinobesuch wert, für jeden Pfennig erhält man eine Gegenleistung. Der Film ist extremst sympathisch und trotz seiner Mängel handelt es sich bei Mononoke Hime um wahrhaft großes Kino. Lasst euch nicht davon abschrecken, daß es ein Anime ist. Glaubt mir, nach einigen Minuten ist es euch egal, denn dann sei ihr in einem Märchen gefangen, welches die Illusion zur Realität werden zu lassen scheint. Und wenn mir nun jemand die Frage stellt, ob denn nun Ghost in the Shell oder Mononoke Hime auf dem Thron der Animes sitzt, liegt die Antwort auf der Hand: Beide!

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