The Punisher

Originaltitel: 
The Punisher
Land: 
USA
Laufzeit: 
124 min
Regie: 
Jonathan Hensleigh
Drehbuch: 
Jonathan Hensleigh, Michael France
Darsteller: 
Thomas Jane, John Travolta, Samantha Mathis, Roy Scheider, Rebecca Romijn-Stamos, Marcus Johns
zusätzliche Infos: 
FSK18
Kinostart: 
10.06.04

Alles hätte für Frank Castle so schön werden sollen. Nur noch ein Auftrag als FBI-Agent erledigen und dann sich endlich in den wohlverdienten Ruhestand begeben und sich ganz der Familie mit Frau und Kind widmen. Doch erstens kommt es wie gewöhnlich anders als man zweitens denkt. Denn bei besagtem Auftrag unterwandert Castle einen Waffendeal bei dessen Abschluss einiges schief geht und der Sohn des Unterweltbosses Howard Saint ums Leben kommt.

Klar, dass so ein Unterweltboss den Tod seines Sohnes nicht auf die leichte Schulter nimmt. Er beschließt daher, Jagd auf Castle zu machen. Doch seine Frau Livia hat eine bessere Idee: Nicht nur Castle soll für den Tod ihres Sohnes bezahlen, sondern seine gesamte Familie.

Wie gut, dass sich Castles gesamte Familie zu einem ersten Wiedersehenstreffen nach Jahren in Puerto Rico zusammengefunden hat. Genau dorthin schickt Saint seine rechte Hand Quentin Glass und seinen zweiten Sohn John, die kaltblütig nicht nur Castles nahe Verwandtschaft sondern auch seine Frau und seinen Sohn umbringen. Als krönenden Abschluss jagt John Saint dem Ex-FBI-Agenten eine Kugel in die Brust und katapultiert ihn mittels Sprengladung ins Meer.

Doch so leicht ist Frank Castle nicht aus dem Weg zu räumen. Von einem einheimischen Medizinmann aus dem Wasser gefischt und monatelang gesund gepflegt steht er schon bald wieder auf den Beinen und beschließt, Howard Saint für diese unangemessene Revanche zu bestrafen - der Punisher ist geboren.


Filmkritik:
von Mario Rössel (für SF-Radio.net)

Nach Blade, den X-Men, Spider-Man und Hulk kommt nun der nächste Marvel-Comic-Held in die Kinos: Der Punisher. Doch Frank Castle ist kein Superheld im klassischen Sinne wie die anderen. Er hat keine Superkräfte und auch sein Kostüm beschränkt sich auf ein einfaches T-Shirt mit Totenkopf-Symbol. Tatsächlich handelt es sich hier um ein gestandenes Mannsbild, das, wie schon einige Kinokollegen zuvor, Bestrafung durch Selbstjustiz verabreicht. Auf gewisse symbolische Weise ist der Punisher bei genauerer Betrachtung dann aber doch ein Superheld, denn bei allem was er anpackt, ist er einfach besser als seine Widersacher: Er zieht schneller seine Colts, kann in wenigen Tagen ein schrottreifes Auto zu einem gepanzerten Rennschlitten umbauen und mit ausgeklügelten Plänen seine Gegner gegenseitig ausspielen.

Zum ersten Mal tauchte der Punisher im Februar1974 als Nebencharakter in einem Comic der "The Amazing Spider-Man" Serie auf. Zu dieser Zeit hatten harte Kerle, die ihre Fälle auf eigene und schonungslose Art im Kinofilm lösten, Hochkonjunktur. Ob Gene Hackman in "French Connection", Clint Eastwood in "Dirty Harry" oder natürlich Charles Bronson in "Ein Mann sieht rot" - sie alle haben so manches mit dem Punisher gemeinsam. Da der Punisher ein Superheld der ganz anderen Sorte war, erfreute er sich mit den Jahren immer stärkerer Beliebtheit. So war es nur noch eine Frage der Zeit, dass auch er neben all den anderen Marvel-Helden seinen Auftritt auf der großen Leinwand bekam.

"Hulk"-Produzentin Gale Anne Hurd beauftrage Jonathan Hensleigh nicht nur mit dem Drehbuch, sondern auch mit der Regie des Filmes. Herausgekommen ist dabei, wie die Vorlage, eine Comic-Verfilmung der etwas anderen Art. Auch wenn die erste halbe Stunde äußerst geradlinig, vorhersehbar und damit nicht unbedingt spannend verläuft, gewinnt der Film ab dem Beginn seines "Bestrafungsfeldzuges" an Charme.

Sicher, die Story klingt nicht unbedingt neu und originell - und das ist sie auch nicht. Es ist aber die Umsetzung und die kleinen Details, die den Film am Ende dann doch sehenswert machen. Das beginnt damit, dass "The Punisher" sehr viele andere Kinofilme auf nette Art und Weise zitiert. Frank Castle stellt sich seinen Gegnern wie in einem Italo-Western zum Pistolen-Duell, erledigt den Gitarristen Harry Heck so cool, wie nur Indiana Jones es könnte, verteilt wie Robin Hood das Geld der Reichen unter den Armen. Und wenn Castles Widersacher mit einem Gitarrenkoffer in einem kleinen Lokal erscheint und ihn langsam öffnet, so wird man dabei doch ein wenig an den El Mariachi erinnert.

Obwohl der Film einen sehr ernsten Grundtenor hat, nimmt er sich nicht ganz ernst und wird zum Teil ironisch. Erwähnt sei hier die lustige "Eis am Stiel"-Folterszene an Saints Lakaien Micky Duka, oder Castles Kampf gegen seinen einzigen ebenbürtigen Gegner, dem Russen, der mit "La Donna E Mobile" als Hintergrundmusik wunderbar choreographiert war. Weiterhin hat Hensleigh den Charakteren eine Reihe von trockenen aber amüsanten Sprüchen in den Mund gelegt, so dass man sich als Zuschauer zwischen der Action auch mal mit einem erleichternden Lachen dank des schwarzen Humors erholen kann.

Nicht zuletzt sind es aber auch die Darsteller, denen diese Zeilen in den Mund gelegt wurden, die ihren Anteil zu diesem Film beigetragen haben. Und dabei macht Thomas Jane als Frank Castle nicht einmal die beste Figur. Auch wenn für die Rolle vielleicht passend, Jane reiht sich in die Liste der Darsteller ein, denen man - dank des fast eingefrorenen Gesichtsausdruckes - an der Mimik nur schwer ansehen kann, was in der Figur im Moment vorgeht. John Travolta konnte sich in "The Punisher" aber wieder einmal so richtig als Bösewicht austoben. Auch wenn seine Leistung immer noch nicht an jene in "Pulp Fiction" anknüpfen kann, ist Howard Saint zumindest der coolste Part - direkt hinter Vincent Vega, den der Darsteller bisher spielen durfte.

Ins Herz schließt man während des Filmes nicht nur Saints rechte Hand Quentin Glass, gespielt von Will Patton, sondern auch Castles neue Mitbewohner: Kellnerin und Sich-immer-den-falschen-Typen-anlachen Joan (Rebecca Romijn-Stamos), der durchgeknallte und stark gepiercte Dave (Ben Foster) und der etwas übergewichtige aber liebenswürdige Mr. Bumpo, der das Herz eines Italieners in sich trägt. Letztere stammen nicht nur wie der Russe aus "Welcome Back Frank", sie sind es auch, die wie Jack völlige Außenseiter der Gesellschaft sind. Durch sie versteht Castle letztendlich, dass es doch noch Menschen gibt, die sich für ihn einsetzen und dass sie in schwierigen Zeiten als Außenseiter zusammenhalten müssen.

Und noch etwas ist sehr erfreulich an diesem Film. Ganz im Gegensatz zum derzeitigen Trend, in jedem Film so viel CGI-Effekte wie nur möglich einzubauen, verzichtete man bei "The Punisher" fast vollständig darauf. Stattdessen bietet der Film Action nach der guten alten Schule. Hensleigh verzichtete auf Stunts, die allen Naturgesetzen zu widersprechen scheinen. Nach den Effektschlachten der letzten Monate ist dies nicht nur begrüßenswert, sondern auch erholsam.

Einen bitteren Nachgeschmack hat der Film aber dann doch - zumindest in seiner deutschen Version. Obwohl von der FSK als "nicht für Zuschauer unter 18 Jahren" eingestuft, wurde er für das deutsche Publikum massiv geschnitten. Dabei ging man mit der Schere so sorglos um, dass man die Schnitte als Zuschauer selbst dann bemerkt, wenn man sich vorher nicht bewusst war, eine gekürzte Fassung vorgesetzt zu bekommen. Begründet wird die Verweichlichung des Punishers mit "exzessiver Gewaltdarstellung und rechtsstaatlich bedenklicher Tendenzen bei menschenverachtender Grundhaltung". Schade, dass man scheinbar inzwischen damit beginnt, auch die Erwachsenen hierzulande nahezu zu entmündigen, das Geschehen auf der Leinwand selbst einzuordnen. Man bedenke - unsere Nachbarn, die Schweiz und Frankreich, haben dem Film eine Freigabe ab 16 Jahren erteilt. Somit bleibt dem Comic-Fan wohl nur der Import der DVD von außerhalb, um wenigstens im Heimkino "The Punisher" vollständig zu erleben - denn sehenswert ist der Film für Action-Fans allemal, auch wenn man kein Freund der Helden mit den Sprechblasen ist.

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