Cabin in the Woods

Originaltitel: 
Cabin in the Woods
Land: 
USA
Laufzeit: 
95 min
Regie: 
Drew Goddard
Drehbuch: 
Drew Goddard, Joss Whedon
Darsteller: 
Kristen Connolly, Chris Hemsworth, Anna Hutchison, Fran Kranz, Jesse Williams, Richard Jenkins, Bradley Whitford
Kinostart: 
06.09.12

von Susanne Döpke. Joss Whedon kann irgendwie alles. Nun ist es ihm auch noch gelungen, gemeinsam mit Drew Goddard (Daredevil) einen vor allem intelligenten und zudem lustigen Backwood-Slasher zu schreiben. Cabin in the Woods macht sich unter der Regie von Goddard alle Klischees des Genres zu eigen und wischt damit den blutigen Fußboden auf.

Die Studenten Curt (Chris Hemsworth/Thor), seine Freundin Jules (Anna Hutchison), ihre Mitbewohnerin Dana (Kristen Conolly), Curts Kumpel Holden (Jesse Williams) und Kiffer Marty (Fran Kranz) wollen ein Wochenende in einer abgeschiedenen Waldhütte verbringen. Goddard/Whedon präsentieren zunächst alles, was man von einem Backwood Slasher erwartet, dann kommt ein besonderer Dreh: Die Mitarbeiter einer wissenschaftlichen Einrichtung beobachten die Urlauber ohne deren Wissen auf Schritt und Tritt über versteckte Kameras.

Aus der Dualität der zwei Storylines im Wald und im Labor entsteht die Spannung. Als Zuschauer rätselt man, warum die Typen in den weißen Kitteln die ganze Truppe killen wollen und warum sie ein ausgefeiltes Szenario dafür geschaffen haben. Goddard & Whedon geben diese Informationen nur in winzigen Häppchen preis.

Die ausgezeichnete Besetzung besteht aus handverlesenen TV-Darstellern (Whitford/The West Wing, Jenkins/Six Feet Under, Williams/Grey's Anatomy) oder dem Whedonverse (Amy Acker, Tom Lenk, Fran Kranz), gewürzt mit Ex-Soapdarstellerin Kristen Conolly (Springfield Story, House Of Cards) und dem Donnergott höchstpersönlich, Chris Hemsworth. Insbesondere Anna Hutchison (Legend of the Seeker) spielt sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Wolf ...

Goddard hat bei beiden Geschichten genau die richtigen Intervalle zugemessen. Immer, wenn man die Wissenschaftler vergessen hat, weil man mit den Studenten mitfiebert, gibt es einen Szenenwechsel. Der wirkt durch den Kontrast der beiden Umgebungen schmerzhaft hart: Die Kids kämpfen im Dreck und Schlamm um ihr Leben, die Wissenschaftler halten sich in einer blitzsauberen Laborumgebung anscheinend die Zügel in der Hand. Zum Finale gibt es eine neue, unerwartete Wendung, bei der Horrorfans voll auf ihre Kosten kommen.


Sitterson (Richard Jenkins und Hadley (Bradley Whitford) haben finstere Pläne - Lin (Amy Acker) zweifelt. (Foto: Lionsgate)


Interview: Wie war das bei Cabin in the Woods, Drew Goddard?

von Susanne Döpke. Drew Goddard fühlt sich offenbar wohler als Drehbuchautor, als auf dem Regiestuhl, denn auf dem hat er bisher nur für Cabin In The Woods platzgenommen. Ansonsten hat sich bei Goddard, dem Joss Whedon bei Buffy seinen ersten Job als Drehbuchautor gegeben hat, eine Menge getan. Er hat Daredevil entwickelt, das Drehbuch für Der Marsianer geschrieben und noch weitere Scripts für Sinister Six oder Robocalypse in der Produktionspipeline. Außerdem arbeitet er am Cloverfield-Sequel.

Für Cabin In The Woods haben er und sein alter Boss Joss Whedon die Köpfe zusammengesteckt und mal eben ein Genre neu erfunden. Wir haben Goddard gefragt, wie das so war.

R&D: Was schätzt du an einem guten alten Backwood-Slasher?

DREW GODDARD: Ich glaube, es ist etwas Besonderes an der Erfahrung, gemeinsam einen Horrorfilm anzuschauen, der unsere Urinstinkte und Bedürfnisse anzapft. Es macht Spaß, ordentlich Angst zu haben. Backwood-Slasher sind sogar eine besondere Form des Genres, weil sie eben diese Instinkte besonders stark ansprechen. Sie sind gnadenlos, finden in der Abgeschiedenheit statt und gerade Cabin ist so etwas wie eine Achterbahnfahrt.

R&D: Und dann bist du mit Joss Whedon losgezogen und wolltest das Genre neu erfinden, oder was war eure Absicht?

GODDARD: Nein, wir wollten das Genre nicht neu erfinden. Wenn man das versucht, endet es damit, dass man eher ein Riesenschlamassel produziert, als einen Film. Wir wollten einfach nur einen Horrorfilm machen, weil wir Horrorfilme lieben. Also haben wir uns zusammengesetzt und darüber gesprochen, was wir an dem Genre lieben und was wir machen wollen und was nicht.

R&D: Was hat denn beim Schreiben mehr Spaß gemacht: die Szenen im Wald oder die in der technischen Einrichtung?

GODDARD: Ha! (lacht) Die Szenen in der Einrichtung haben immer am meisten Spaß gemacht, weil es reine Comedy ist und dir die Möglichkeit gibt, etwas anderes zu machen. Das Tolle an Cabin war, dass eigentlich beim Schreiben alles Spaß gemacht hat. Es gab keine Szene, die mir schwergefallen ist. Wir mussten nur die Sachen reinnehmen, die wir mochten und der Story dienten und den Rest rauswerfen. Das hat gut funktioniert.

R&D: Ein wichtiges Element des Films ist die Zufälligkeit der Dinge, die den Akteuren zustoßen. Warum habt ihr das so angelegt?

GODDARD: Wenn man mal das gesamte Genre betrachtet, enthält es zu einem großen Teil das Element Chaos. Und du willst, dass man das fühlt. Cabin spielt auf dieser unsichtbaren Linie zwischen Ordnung und Chaos. Eine Gruppe von Leuten versucht, das Chaos zu ordnen.

R&D: Hast du die Gelegenheit genutzt, deine liebste Horrorfigur oder -fantasie einfließen zu lassen?

GODDARD: (lacht). Definitiv. Ich bin ein so großer Fan dieses Genres, dass ich fand, dass ich denen, die vor mir diese Filme gemacht haben, Ehre erweisen muss. Wir haben uns eigentlich aufgemacht, dem Genre einen Liebesbrief zu schreiben. Dabei hat es besonders viel Spaß gemacht, jede Ausprägung auf die Leinwand zu bringen.

R&D: Du hattest ja ein recht prominentes Ensemble – da war quasi Thor, Leute aus dem Whedonverse, Serienstar Jesse Williams aus Grey's Anatomy

GODDARD: Das war, als wäre ein Traum wahrgeworden – besonders weil ich das erste Mal Regie geführt habe. Da habe ich wirklich unheimliches Glück gehabt. Sie sind alle so talentiert und es hat Spaß gemacht, ihnen zuzusehen. Die haben alle bessere und größere Engagements – ich meine: Der Gott des Donners! Ein Weltstar! (lacht)

R&D: War denn von Anfang an klar, dass du Regie führst?

GODDARD: Als wir uns wegen des Films zusammengesetzt haben, hat Joss gesagt, dass er den Film nur produzieren will und ob ich die Regie übernehmen möchte. Das wollte ich natürlich, also war das von Anfang an der Plan.

R&D: Warst du nervös? Was hast du dir am Schwierigsten vorgestellt?

GODDARD: Ich war definitiv nervös. Wäre ja auch verrückt, wenn's nicht so wäre. Ich habe mich aber auch sehr darauf gefreut. Ich liebte den Film, ich liebte das Drehbuch und die gesamte Idee dahinter. Ich wusste, dass ich auf jedenfalls eine Menge Spaß haben würde und das war dann auch so. Das Schwierigste war, den richtigen Ton zu treffen. Dieser Film hat einen besonderen Ton. Wenn man es auf die eine Weise macht, wird daraus ein klassischer Horrorfilm, aber wenn man es auf die andere Weise macht, eine platte Komödie. Wir wollten den Mittelweg gehen. Das ist eine schwierige Aufgabe, weil man immer die richtige Entscheidung treffen muss.

R&D: Welches ist deine Lieblingsszene in dem Film?

GODDARD: Ich will ja nichts verraten, aber im Prinzip ist das das gesamte letzte Drittel des Films, besonders die letzten dreißig Minuten. Ich konnte gar nicht glauben, dass man mich so etwas machen lässt. Selbst als wir das gedreht haben, dachte ich ständig: „Ich kann nicht glauben, dass wir das durchziehen dürfen.“ Das war im Prinzip, als wäre der Traum eines Zwölfjährigen wahrgeworden.

R&D: Das war ja auch ganz schön destruktiv.

GODDARD: Kann man wohl sagen!

R&D: Habt ihr denn etwas Besonderes in dem Film versteckt, nach dem wir Ausschau halten sollten?

GODDARD: Im gesamten dritten Akt haben wir unheimlich viel versteckt. Ach, wie sage ich dass, ohne zu viel zu verraten … in die letzten dreißig Minuten habe ich alles eingebaut, was ich je auf die Leinwand bringen wollte.

R&D: Der Trailer hat einen Spoiler enthalten – war das Absicht oder ist das aus Versehen passiert?

GODDARD: Nun, das ist eine kitzlige Angelegenheit. Als Filmemacher wünsche ich mir natürlich, dass man vorher gar nichts verraten muss und das Publikum unbelastet ins Kino geht und den Film anschaut. Andererseits verstehe ich auch die Marketingseite und dass man dem Publikum etwas zeigen muss, damit es entscheiden kann, ob der Streifen die investierte Zeit wert ist. Wir haben überlegt, wie wir den Zuschauern beibringen, dass Cabin mehr ist, als ein durchschnittlicher Horrorfilm. Wie machen wir das, ohne alles vorher zu verraten. Ich glaube, dass das trotzdem gut gelungen ist, weil wir uns das Allerbeste aufgespart haben.

R&D: Du hast ja mit zwei der größten Namen im Showgeschäft gearbeitet – mit Joss Whedon und J. J. Abrams – gibt es einen Unterschied zwischen den beiden Lagern?

GODDARD: Weißt du, als ich angefangen habe – und das gilt für beide – hatte noch keiner von ihnen diesen Status als globale Ikone wie heutzutage. Beide haben einfach nur ihre Fernsehserien gedreht. Bei Joss war das Buffy – Im Bann der Dämonen und bei J. J. war das Alias. Die waren sozusagen noch nicht in Mode, das war vor diesem Boom innerhalb des Genres für beide. Was ich an beiden sehr liebe ist, dass sie sich nicht verändern. Die Welt um sie herum hat sich verändert, aber beide machen immer noch die Filme, die sie toll finden. Und weil sie das getan haben ist quasi die Welt wach geworden und hat gesagt: „Oh! Das ist das Interessanteste, was es in diesem Bereich gibt!“ Das ist unglaublich befriedigend für J. J. und Joss, weil sie eigentlich nur losgezogen sind und ihr eigenes Ding gemacht haben.

R&D: Ich hoffe ja immer, dass endlich mal jemand etwas mit Raumschiffen macht …

GODDARD: Liebend gern! Ich liebe Raumschiffe! (lacht!) Wenn ich jemanden dazu bekomme, dafür zu bezahlen! Ich bin ein großer SciFi-Fan.

R&D: Zum Schluss: Welches ist denn dein liebster Science-Fiction-Film?

GODDARD: Ich würde sagen, hm … Blade Runner.

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