Seelen

Originaltitel: 
The Host
Land: 
USA
Laufzeit: 
125 min
Regie: 
Andrew Niccol
Drehbuch: 
Andrew Niccol
Darsteller: 
Saoirse Ronan (Melanie Stryder/Wanderer), Max Irons (Jared Howe), Jake Abel (Ian O'Shea), Chandler Canterbury (Jamie Stryder), Frances Fisher (Maggie Stryder), Diane Kruger (Die Sucherin), William Hurt (Jeb Stryder)
zusätzliche Infos: 
nach dem gleichnamigen Roman von Stephenie Meyer
Kinostart: 
06.06.13

Seelen-Poster.jpg

Seelen 2013 Poster

Kritik

von Christian Lukas. Stephenie Meyer hat, das lässt sich nicht von der Hand weisen, mit ihren Twilight-Romanen das Publikum polarisiert. Auf der einen Seite hat sie eine riesige Fangemeinde um sich geschart, die jeden ihrer Romane gierig aufgesaugt hat. Auf der anderen Seite wird sie schlicht und ergreifend gehasst. Schwarz und weiß, entweder oder. Was für ihre Romane gilt, gilt erst recht für deren Verfilmungen. Auf der einen Seite – die riesige Fangemeinde. Auf der anderen stehen Kritiker, die in den Twilight-Filmen so etwas wie das Ende der westlichen Kultur sehen.

Das klingt übertrieben? Na ja, ein bisschen Übertreibung darf schon sein, wenn man die Gräben aufzeigen möchten, die sich zwischen Fans und Gegnern des Twilight-Kultes aufgetan haben.

Mit Seelen hat Stephenie Meyer nun die Grundidee der „Body Snatchers“ angenommen. Wo in Don Siegels Film vor nunmehr 60 Jahren jedoch die Körper der Menschen von seelenlosen Außerirdischen dupliziert wurden, womit Siegel eine Metapher auf jegliche Art von entindividualisierten totalitären Gesellschaftsformen entwarf, geht die Autorin in ihrem Roman einen etwas anderen Weg: Auch in ihrer Geschichte wird die Menschheit von einem außerirdischen Volk überrannt, das sich ihrer Körper bemächtigt. Jedoch geschieht dann etwas Überraschendes: Ein Mädchen behält ihre alte Identität und fortan leben zwei Seelen in ihrer Brust. Und es zeigt sich, dass die Außerirdischen, nun ja, nicht so böse sind, wie man das zunächst vermutet, die Geschichte ist komplizierter.

Andrew Niccol, der zuletzt mit In Time einen grandiosen, kleinen Scifi-Thriller erschaffen hat, wurde nun mit der Umsetzung der Geschichte für die Leinwand vertraut. Und was er in Bezug auf Design erschafft, überzeugt. Es ist sehr zurückhaltend, was er auf die Leinwand zaubert, aber glasklar in seinen Bildkompositionen. Auch in Bezug auf die Schauspielführung weiß er Akzente zu setzen. Da gibt es etwa die außerirdische Jägerin – dargestellt von Diane Krüger – die sich von den anderen Außerirdischen in vielen Belangen unterscheidet. Sie wird wütend, sie ist ehrgeizig, all das sind Eigenschaften, die den Invasoren fremd sind. Krügers Darstellung ist jedoch so zurückhaltend, dass all ihre Eigenschaften nur durch Nuancen in ihrem Spiel hervorstechen. Niccol bemüht sich redlich, eine Geschichte zwischen Young-Adult-Fantsy- und erwachsenen Sciencefiction zu erschaffen; es ist offensichtlich, dass er im Scifi-Milieu zuhause ist und seine Mechanismen beherrscht. Woran Seelen scheitert ist die elendige Liebesgeschichte, die die Invasionsstory böswillig unterwandert. Im Mittelpunkt steht Melanie (Saoirse Ronan), einer der letzten echten Menschen. Als sie eines Tages von einer so genannten Sucherin (Diane Krüger) entdeckt wird, stürzt sie sich in einen Abgrund, um das Geheimnis eines Ortes zu bewahren, an dem weitere Menschen leben. Melanie jedoch überlebt – und somit kann ihr Körper mit dem eines Außerirdischen vereinigt werden. Durch ihre inneren Verletzungen aber gelingt es dem Außerirdischen nicht, ihren Geist vollkommen zu übernehmen – und beide Seelen leben fortan in einem Körper. Dabei entpuppt sich der außerirdische Geist als ein durchaus empathisches, lernfähiges Wesen. Nun aber gibt es ein Problem: Da ist Melanies Freund Jared (Max Irons), der in ihr nur noch die Außerirdische sieht (den sie aber noch liebt). Und da ist Ian (Jake Abel), ebenfalls ein Mensch, der sich in die „neue“ Melanie verliebt.

Wie gesagt, dass vieles in dieser Geschichte letztlich auf ein Missverständnis unterschiedlicher Kulturen beruht, ist gar nicht uninteressant. Aber die Liebesgeschichte(n), die sich aus der Tatsache erspinnt, dass zwei Männer eine Frau lieben, oder nicht lieben, oder immer noch lieben, oder vielleicht auch nicht lieben, oder vielleicht wieder lieben... Das ist derart langatmig und enervierend, dass es die an sich interessante Grundprämisse des Filmes zerschlägt. In den USA bekam der Film die Quittung an den Kinokassen: Bei 40 Mio Dollar Produktionskosten spielte er nur 26 wieder ein.

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