Hardcore

Originaltitel: 
Hardcore Henry
Land: 
USA / RU
Laufzeit: 
90 min
Regie: 
Ilya Naishuller
Drehbuch: 
Ilya Naishuller
Darsteller: 
Sharlto Copley (Jimmy), Danila Kozlovsky (Akan), Haley Bennett (Estelle), Andrei Dementiev (Slick Dmitry), Darya Charusha (Dominatrix), Svetlana Ustinova (Dominatrix), Cyrus Arnold (Nat), Ilya Naishuller (Tim), Will Stewart (Robbie)
Kinostart: 
14.04.16

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Hardcore Filmposter

Hardcore wurde aus der Ego-Perspektive der Hauptfigur gedreht und sorgte erstmals im Herbst 2014 für Aufsehen. Damals konnte das Projekt über die Crowdfunding-Plattform Indigogo mehr als 250.000 Dollar einsammeln. Produziert wurde Hardcore von Regisseur Timur Bekmambetov (Wanted). Die Idee und die Regie stammt von Ilya Naishuller, der mit dem Actionstreifen sein Spielfilmdebüt gibt. In den Hauptrollen sind Sharlto Copley (District 9), Danila Kozlovsky (Vampire Academy), Haley Bennett (The Equalizer), Andrey Dementiev, Dasha Charusa und Sveta Ustinova zu sehen.

Im Film geht es um einen Mann namens Henry, der plötzlich in einem Labor erwacht. Von seiner Ehefrau erfährt er, dass er gerade wiederbelebt wurde und nun eine Art Cyborg ist. Bevor sie ihm jedoch weitere Erklärungen liefern kann, wird die Frau von einem Bösewicht mit telekinetischen Fähigkeiten entführt. Henry macht sich daraufhin auf den Weg nach Moskau, um seine Frau zu befreien und Rache zu üben. Allerdings stellen sich ihm immer wieder die Schergen seines Gegenspielers in den Weg. Seine einzige Unterstützung ist ein mysteriöser Brite mit dem Namen Jimmy.


Kritik

von Johannes Hahn. Henry ist ein Cyborg. Kurz nachdem er aus einer Art Kälteschlaf erwacht ist, wird das Labor, in dem er lag, vom Bösewicht Akan überfallen. Der hat es in erster Linie auf Henrys Frau Estelle abgesehen. Zwar kann sich Henry noch mit Estelle aus dem Staub machen, wird aber von Akans Schergen eingeholt. Auf der Suche nach seiner Frau erhält Henry Unterstützung durch den nur leicht durchgedrehten Jimmy (Sharlto Copley), der ihm immer wieder Hinweise gibt, wo Estelle zu finden sein könnte. Beide bereiten sich schließlich auf den Showdown mit Akan vor.

Es gibt Filme, die müssen einfach gedreht werden, rein als Beweis, dass etwas möglich ist. Dazu zählt beispielsweise der Kritikerliebling aus dem letzten Jahr, Victoria. Dieser Film wurde ohne Schnitte, also am Stück gedreht und beeindruckt eher durch diesen Einsatz für die Sache, als durch seine besonders gehaltvolle Handlung. Zu solchen Filmen, die nach der Maxime "Weil ich's kann" gedreht wurden, gehört auch Hardcore.

Hardcore will zeigen, dass ein Action-Film funktionieren kann, wenn er komplett aus der Ich-Perspektive aufgenommen wurde. Die Handlung wird dabei sehr knapp und rasant erzählt, im Mittelpunkt stehen Action und Stunts - alles gedreht mit einer stark modifizierten GoPro-Kamera. Das merkt man dem Film stellenweise auch an, besonders zu Beginn fällt der Fischaugen-Look dieses Apparats besonders auf. Solche Action-Kameras sind eigentlich eher für Extremsportler gedacht, die ihre spektakulären Aktionen damit festhalten wollen. Trotz der Ego-Perspektive enthält der Film Schnitte, was glücklicherweise die Handlung stets auf Trab hält, allerdings auch aus der gewünschten Immersion reißen kann. Wenn das nicht ohnehin schon die Perspektive tut.

Achtung: Nichts für Menschen mit Seekrankheit

Denn mit der kommt auch das Wackeln der Kamera, schnelle Schnitte und Schwenks. Empfindliche Mägen oder Augen können da ganz schnell anfangen sich zu drehen und für Seekrankheit oder Kopfschmerzen sorgen. Wer allerdings für gewöhnlich kein Problem damit hat und tapfer jeden 3D-Film durchsteht, die oder der ist auch für Hardcore gerüstet.

Es ist also sehr typenabhängig, ob der Film funktioniert. Lässt man sich aber darauf ein, erlebt man eine wilde Mischung aus Actionfilm, Parcours-Video und Videospiel. Denn Hardcore nimmt sich viele Anleihen bei verschiedenen Spielen der letzten Jahre: Call of Duty: Modern Warfare, die Battlefield-Reihe, Mirror's Edge, Left 4 Dead und sogar Goldeneye für den Nintendo 64 sind nur einige der Einflüsse, die sich klar zeigen. Das mildert den Spaß allerdings keineswegs, denn Szenen aus diesen Spielen werden nicht eins zu eins kopiert, sondern lediglich atmosphärisch oder bildlich zitiert.

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Szenenbild aus Hardcore

Achja: Spaß macht der Film tatsächlich. Es ist natürlich alles ziemlich übertrieben, die Handlung ergibt nicht wirklich Sinn und die drei Charaktere, die mehr als nur ein paar Sätze sagen, sind auch nicht sonderlich tiefgründig. Das macht der Film aber mit seinen gelungen inszenierten Actionsequenzen wieder wett - es bleibt wenig Zeit, das Gezeigte kritisch zu hinterfragen. Hinzu kommt, dass sich Hardcore stellenweise selbst nicht ernst nimmt und sein Protagonist Henry, der übrigens - auch hier ein Verweis auf eine beliebte Spieletradition - die ganze Zeit über stumm bleibt, kämpft und springt und rennt mit einer gewissen Leichtigkeit durch die Handlung.

Es bleibt lediglich ein Hadern mit der Perspektive: War es wirklich nötig, den ganzen Film so zu drehen? Durch die eingeschränkte Sicht vergibt Hardcore seine Chancen auf besonders beeindruckende Bilder, speziell seiner gut geplanten Schießereien. Mit Sicherheit würden manche Einstellungen spaßiger und effektvoller wirken, wenn sie aus dem üblichen Blickwinkel einer dritten Person aufgenommen worden wären.

Der erbrachte Beweis

Man würde Hardcore, genau wie auch dem eingangs erwähnten Victoria, Unrecht tun, genau diese Prämisse der Perspektive zu kritisieren. Der Film hat sich seinem Blickwinkel verschrieben und demonstriert, dass es funktioniert. Vielleicht nicht in jeder Situation, aber dennoch oft genug, dass er seinen Hauptzweck erfüllt: unterhaltend zu sein.

Fazit:
Hardcore ist ein spaßiger, rasanter Actionfilm ohne Atempause - wenn man mit der durchgehenden Ich-Perspektive klar kommt.

Trailer HARDCORE (Deutsch) // Ab 05.05.16 im Kino

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