Jean-Claude Van Johnson & The Tick: Kurzkritiken zu den neuen Amazon-Piloten

Der Streaming-Dienst Instant Video von Amazon produziert ähnlich wie die Konkurrenz von Netflix schon seit einigen Jahren eigene Serienformate. Allerdings geht man bei Amazon einen etwas anderen Weg als bei Netflix und praktisch allen TV-Sendern, indem man die Zuschauer bei neuen Projekten in gewissem Maße mitbestimmen lässt. Dafür hat das Unternehmen die sogenannte Pilot Season ins Leben gerufen. Bei dieser können die Zuschauer die Piloten von neuen Serien kostenfrei anschauen und über die Qualität urteilen. Bei der neusten Ausgabe sind aus Genre-Sicht mit Jean-Claude Van Johnson und The Tick gleich zwei interessante Projekte dabei.

Bevor wir einen genaueren Blick auf die jeweiligen Piloten werfen, widmen wir uns zu Beginn einer Thematik, die sowohl The Tick als aus auch Jean-Claude Van Johnson betrifft. So ist bei beiden Serien doch sehr augenscheinlich, dass die Macher mit überschaubaren Budgets arbeiten mussten. Womöglich hängt dies damit zusammen, dass Amazon erst investieren möchte, wenn sich ein Format in der Pilot Season als erfolgreich erwiesen hat. Unabhängig davon fallen die beiden Serien aber gerade in Hinblick auf den Produktionswert gegenüber vielen Netflix-Formaten doch deutlich ab. Trotzdem lässt sich festhalten, dass die Macher aus den geringen Mitteln vergleichsweise viel herausgeholt haben. Sollten die Serien Bestellungen über eine volle Staffel erhalten, kann man nur hoffen, dass auch die Budgets angehoben werden.

Jean-Claude Van Damme ist Johnson

Jean-Claude Van Johnson stellt die mittlerweile 55-jährige Action-Ikone Jean-Claude Van Damme in den Mittelpunkt. Der Darsteller feierte seine größten Erfolge in den 80ern und den frühen 90ern, wo er in Filmen wie Bloodsport oder Timecop zu sehen war. Mittlerweile ist sein Stern aber deutlich gesunken, was die neue Amazon-Serie als Prämisse für eine witzige Action-Comedy nutzt. So spielt Van Damme in Jean-Claude Van Johnson eine fiktionale Version von sich selbst. Im Gegensatz zum realen Leben ist der Darsteller in der Serie jedoch nicht nur ein Action-Held, sondern auch ein Geheimagent. Unter dem Decknamen Johnson nutzte JCVD seinen Status als Schauspieler über viele Jahre, um unter der Tarnung von Filmdrehs auf geheime Missionen zu gehen. Nach vielen Jahren im Ruhestand trifft er eines Tages seine ehemalige Partnerin und einstige große Liebe wieder, die in ihm dem Wunsch weckt, in den aktiven Dienst zurückzukehren.

Dass Jean-Claude Van Damme durchaus kein Problem damit hat, eine selbstironische Version seiner selbst zu spielen, bewies der Darsteller bereits schon im Film JCVD. Auch damals inszenierte er sich als den gefallenen Action-Helden durchaus sympathisch und unterhaltsam, etwas, was ihm auch in Jean-Claude Van Johnson wieder gelingt. Der ganze Pilot wird mit einem gewissen Augenzwinkern erzählt, ohne dass die Geschichte jedoch albern wirkt. Zugegeben, die Tatsache, dass der Darsteller in seiner fiktiven Form nur Produkte mit dem Logo JCVD nutzt, mag nicht der innovativste Gag sein, über weite Strecken funktioniert der Humor des Piloten aber trotzdem sehr gut. Allein die Begründung, warum eine Gruppe von Soldaten den Darsteller nur einzeln angreift, ist ein guter Lacher in der Serie.

Natürlich muss man nach dem Anschauen des Piloten aber ebenfalls festhalten, dass Van Damme auch in seinen 50ern keinen Oscar mehr für seine schauspielerische Leistungen gewinnen dürfte. Auch wenn er mitunter etwas hölzern herüberkommt, stört dies den Gesamteindruck aber trotzdem kaum. Vor allem Fans von JCVD dürften darüber problemlos hinweg sehen können, bekommen sie dafür doch eine Menge Anspielungen und Referenzen auf die großen Erfolge des einstigen Actionhelden.

Ein neuer Tick für eine düstere Welt

Mit der Rückkehr von The Tick folgt Amazon dem Vorbild von Netflix und vieler TV-Sender und nimmt nun ebenfalls eine Superheldenserie ins Programm auf. Wie schon die erste Realserie zu dem unorthodoxen Helden aus dem Jahr 2001 ist der Pilot aber eher eine Satire auf das Genre und versucht so einen anderen Weg zu gehen, als die vielen Marvel- und DC-Formate.

Die Geschichte dreht sich um Arthur, der seit seiner Kindheit psychische Probleme hat. Hintergrund dafür ist der Superschurke The Terror, der für den Tod von Arthus Vater verantwortlich ist. Viele Jahre nach diesem Zwischenfall gilt The Terror selbst als tot, woran der junge Mann aber nicht glauben möchte. Fast schon manisch versucht er, den Schurken ausfindig zu machen und stößt dabei auf den ihm bisher noch unbekannten Superhelden The Tick. Dieser scheint sich Arthur als Sidekick auserkoren zu haben, allerdings hat er wohl selbst nicht alle Tassen im Schrank.

Die Neuauflage von The Tick stammt von Ben Edlund, der die Figur ursprünglich erschaffen hat. Für die zweite Realsserie wählte der Autor allerdings einen deutlich düsteren Ansatz, wobei bei dem Endprodukt noch etwas Luft nach oben ist. Einer der Hauptgründe für eine Fortführung der Serie ist sicherlich Peter Serafinowicz, der eine tolle Version des titelgebenden Helden spielt. Die Hintergrundgeschichte von Arthur ist ebenfalls interessant, so wirklich will der Funke aber in der Gegenwartshandlung noch nicht zünden. Dies liegt eventuell auch daran, dass die Geschichte mitunter sehr düster ist und der Humor etwas auf der Strecke bleibt.

Gerade der letzte Punkt führt auch dazu, dass man als Zuschauer auch nach dem Ende des Piloten noch nicht so richtig weiß, was die Serie eigentlich sein will. Hier unterscheiden sich The Tick und Jean-Claude Van Johnson sehr stark voneinander. Bei The Tick hat man das Gefühl, dass hier die doppelte Länge vielleicht nützlich gewesen wäre, um einen besseren Eindruck zu vermitteln. So hört die Folge doch sehr abrupt auf, was aber auch irgendwie Lust auf mehr macht. Das Potenzial für eine unterhaltsame Serie ist durchaus vorhanden und es bleibt zu hoffen, dass die Macher die Chance bekommen, dieses auch zu nutzen.

Fazit

Mit Jean-Claude Van Johnson und The Tick lässt Amazon seine Kunden über zwei interessante Serienformate abstimmen. Jean-Claude Van Johnson ist dabei der klarere Pilot, da er dem Zuschauer ziemlich gut vermitteln kann, was er sein will und dabei auch unterhaltsam ist. Bei The Tick ist dagegen noch Luft nach oben, allerdings kann man auch dieser Serie wünschen, dass Amazon weitere Folgen bestellt. Im Idealfall bekommen beide zudem auch eine Budgetaufstockung.

The Tick könnt ihr kostenfrei hier sehen. Jean-Claude Van Johnson gibt es unter diesem Link.

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