Es darf wieder gebastelt werden - Kritik zur Pilotfolge von MacGyver

Das A-Team, Airwolf, Knight Rider und MacGyver bestimmten das Action-Fersehen der 80er Jahre. Bis heute sind die Serien vielen Zuschauern ein Begriff, was natürlich auch den Verantwortlichen der amerikanischen TV-Sender nicht entgangen ist. Mit MacGyver kehrt nun eine der Ikonen aus den 80er Jahren im neuen Gewand zurück. Gerade im Serienbereich hat sich in den vergangenen 20 Jahren allerdings so viel getan, dass fraglich ist, ob das Konzept heute noch funktioniert.

Angus MacGyver arbeitet für eine US-Regierungsoperation, die so geheim ist, dass nicht einmal die CIA von ihr Kenntnis besitzt. Bei einem Auftrag geht allerdings so einiges schief, und der junge Agent überlebt die Aktion nur knapp. MacGyver bekommt daraufhin eine Auszeit, um sich wieder zu erholen. Als eine neue Bedrohung auftaucht, findet diese jedoch ein vorzeitiges Ende. Ein tödliches Virus soll zum Verkauf stehen, und nur MacGyver, sein Partner Jack Dalton und die ehemalige Hackerin Riley Davis können die Bedrohung stoppen.

Mission: MacGyver Impossible

MacGyver ist ein weiterer dieser Reboots, bei denen einfach ein bekannter Name auf ein generisches TV-Produkt geklebt wird, und man hofft, dass die Zuschauer es schon irgendwie schlucken werden. In der neuen Fassung ist Angus MacGyver eigentlich ein klassischer James-Bond- beziehungsweise Ethan-Hunt-Verschnitt, der anstatt eine Waffe zu benutzen, gern lieber etwas bastelt. Gerade die Verbindungen zu Mission: Impossible sind im Piloten durchaus nicht zu verleugnen. Nur erreicht die Folge praktisch nie das Spannungs- und Unterhaltungslevel der Kinoreihe.

Ein Grund dafür könnte die Tatsache sein, dass CBS den ursprünglichen Piloten einstampfen ließ, den Cast bis auf Lucas Till und George Eads komplett austauschte und mit James Wan einen neuen Regisseur mit der Produktion der ersten Folge beauftragte. Wan ist unter anderem für Fast and Furious 7 bekannt und inszenierte den neuen Piloten auf ähnlich actionreiche Weise. Wer ein cleveres Skript, gut ausgearbeitete Charaktere oder eine spannende Geschichte erwartet, der ist bei MacGyver allerdings an der falschen Adresse. Selbst die Dialoge klingen teilweise sehr hölzern, und man merkt dem Projekt deutlich an, dass hier in kurzer Zeit alles umgeworfen wurde.

Im Erklärmodus

Hinzu kommt, dass die Serienmacher anscheinend glauben, dass die Zuschauer eventuell zu dumm für die Serie sind. So wird praktisch alles durch eine Erzählerstimme erklärt. Bei den Basteleien von MacGyver gibt es zudem noch große Einblendungen, damit der Zuschauer immer genau weiß, welche Sachen hier gerade verbaut werden. Das wäre durchaus sinnvoll, wenn der Hauptheld irgendetwas Komplexes bastelt. Davon kann aber nie die Rede sein.

Schon die erste Aktion, die den Zuschauern zeigen soll, wie klug MacGyver ist, macht dies deutlich. Um an die Fingerabdrücke für einen Fingerabdruck-Scanner zu kommen, stiehlt er das Sektglas des Safebesitzers und nutzt dann Staub und Klebeband, um sich eine Kopie zu erstellen. Ein Trick, den vermutlich jeder Mensch kennt, der schon einmal einen Agentenfilm gesehen hat. Trotzdem stellt der Pilot sicher, dass jeder Zuschauer auch verstanden hat, was MacGyver hier macht. Mitunter wird die Bastelei sogar zum reinen Selbstzweck, um zu beweisen, dass der Hauptheld auch wirklich klug ist. So greift er später beispielsweise zu Chemikalien und Aluminiumfolie, um künstlichen Rauch zu erzeugen, der wiederum einen Rauchmelder auslöst. Das mag wissenschaftlich sicherlich kreativ sein. Nur befindet sich der Rauchmelder in einer Abstellkammer, sodass man auch einfach eine brennende Zeitung darunter halte könnte.

Die Action stimmt

Auch die Charaktere und der dazugehörige Cast können den Zuschauer nicht wirklich mitreißen. Tills Version von MacGyver ist so aalglatt, dass es schwer ist, ihn wirklich zu mögen. George Eads hat da schon eine dankbarere Rolle und kann noch die meisten Sympathien für sich verbuchen. Der Rest des Casts bleibt blass, wobei noch Justin Hires zu erwähnen wäre. Dieser spielt den unwissenden Mitbewohner von MacGyver, bei dem man das Gefühl bekommt, die Produzenten hätten ihn direkt aus der Klischeekiste geholt.

Was man der ersten Folge zumindest zugutehalten kann, ist die actionreiche Inszenierung. Regisseur James Wan hat ja schon bei Fast and Furious 7 bewiesen, dass er Action in Szene kann, und auch im Piloten stimmt zumindest die Optik. Wem das reicht, der dürfte am Ende vermutlich auch ganz gut unterhalten werden. Viel mehr hat die erste Folge aber tatsächlich nicht zu bieten.

Fazit

MacGyver ist leider genau das, was man im Vorfeld schon befürchten konnte. Der Pilot erweist sich als uninspirierter Reboot, der seinen Zuschauern zudem jegliche Intelligenz abspricht. Auf der Plusseite stehen am Ende lediglich ganz nett inszenierte Actionszenen, ob dies für eine lange Laufzeit reicht, bleibt aber fraglich.

MacGyver | official trailer (2016) Lucas Till George Eads

MacGyver

Originaltitel: MacGyver (2016-2017)
Erstaustrahlung am 23. September 2016 bei CBS
Darsteller: Lucas Till (Angus "Mac" MacGyver), George Eads (Jack Dalton), Tristin Mays (Riley Davis), Justin Hires (Wilt Bozer), Sandrine Holt (Patricia Thornton)
Produzenten: Henry Winkler, Paul Downs Colaizzo, James Wan, Lee David Zlotoff, Brett Mahoney, Michael Clear, Craig O'Neil
Staffeln: 2+
Anzahl der Episoden: 41+


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