Kritik zu Lucifer 2.07 - My Little Monkey

SPOILER

lucifer-still-monkey.jpg

Kevin Alejandro als Dan und Tom Ellis als Lucifer

Nach den dramatischen Ereignissen in den letzten beiden Folgen “Weaponizer” und “Monster” ist den Drehbuchautoren von Lucifer anscheinend aufgefallen, dass sie Chloe (Lauren German) etwas in den Hintergrund gerückt haben. Und scheinen mit “My Little Monkey” alles aufholen zu wollen. Hm…

Es ist natürlich keine schlechte Idee, auch Chloe mal etwas mehr in den Fokus zu rücken. Allerdings hätte das auch wesentlich geschickter passieren können. Es wirkt etwas an den Haaren herbeigezogen, dass auch sie jetzt das große Papa-Thema betrifft - denn zuvor war von ihrem Vater so gut wie nie die Rede. Deswegen fällt es zum Teil auch ziemlich schwer, sich in die immer noch trauernde Chloe hineinversetzen zu können.

Ihr Vater wurde im Polizeidienst erschossen und wir alle wissen - der Mord an einem Cop ist in den USA ganz ganz böse. Also so richtig ganz ganz böse. Damit dies das internationale Publikum auch kapiert, wird lang und breit darauf herumgeritten, dass Chloes Vater mehr oder weniger ein Held war. Schade nur, dass wir vorher von Papa Decker einfach zu wenig gehört haben und es nicht ganz so einfach ist, in 40 Minuten jetzt komplette Empathie zu entwickeln.

“Your father’s killer just got the ultimate punishment.”

Zudem verstrickt sich der Fall der Woche in immer wieder neue, manchmal sehr unglaubwürdige Wendungen. Am Anfang scheint alles noch simpel: Papa Decker erschossen. Mörder ab ins Gefängnis. Chloe so gar nicht erfreut darüber, dass er an der Taufe seiner Enkeltochter teilnehmen darf. Also Stalken. Einen toten Fahrer des Gefängniswagens auffinden. Den Zuschauer denken lassen, dass der Mörder natürlich entkommen ist. Tadaaaa. Überraschung. Mörder auch tot. Hm!

Erstes Plothole: Warum glaubt jeder Chloe die Auffindesituation? Es hätte doch genauso gut sein können, dass Chloe dringend tatverdächtig ist. Schließlich läuft sie auch nach 16 Jahren immer noch ziemlich neben der Spur und hätte hier die optimale Möglichkeit der Rache gehabt.

Aber - es ist ja Chloe. Die damit mehr oder weniger die Rolle einer Heiligen innehat und ihrem Charakter an der Stelle leider wenig Tiefe verleiht. Denn Chloe ist in der Serie immer rational, professionell, relativ beherrscht - sie ist ein Vorzeige-Cop und damit langsam aber sicher langweilig; und mitunter auch nervtötend.

“I'm gonna learn how to douche.”

Damit ist für Lucifer (Tom Ellis) jedoch Tür und Tor offen, um zusammen mit Dan (Kevin Alejandro) an dem Fall zu arbeiten und herauszufinden, wer denn jetzt wen wann erschossen hat. Da er sich vorher bei Chloe ziemlich in die Nesseln gesetzt hat, gibt es ein weiteres Ziel: Lucifer möchte so sein wie Dan. Also raus aus dem Anzug, rein in das Hoodie und die Lederjacke. Hm!

Es ist zwar schön, dass mit der Folge jetzt mal an der Beziehung zwischen Lucifer und Dan gearbeitet wurde. Aber: es ist schon erstaunlich, dass der Teufel nach seiner absoluten Verzweiflung in dieser Folge mehr oder weniger einem Flummiball gleicht. Vergessen scheint alles, was ihn belastet hat. Einzelne Facetten klingen zwar noch durch, dennoch erscheint Lucifers Grundlaune in “My Little Monkey” beinah unpassend. Darüber täuschen auch gelungene Wortspiele mit Dans Namen (“I'm gonna take a time off my Dansformation.”) nicht vollends hinweg.

“I take the school of Dan quite seriously.”

Mittlerweile ist man im Fall so weit, dass ein Auftraggeber dahinter steckt. Was gleich zwei Plotholes mit sich bringt.

Wer geht freiwillig ins Gefängnis, noch dazu als Copkiller, damit die eigene Tochter finanziell abgesichert ist? Hier hinkt die Logik etwas, denn der eigentliche Mörder wird als liebender Vater dargestellt, als Familienmensch. Dann zieht er es wirklich vor, sich zur Marionette in einem Spiel degradieren zu lassen, damit wenigstens eine monatliche Zahlung fließen kann?

Als Lucifer und Dan dann in einem Dampfbad auf den Auftraggeber treffen, schwenkt die Kamera mehrmals auf Lucifers Rücken. Großaufnahme der Narben, wo die Flügel einst saßen. Das fällt keinem auf? Noch dazu, wenn sie so prominent eingeblendet werden? Ist Dan blind? Ist es für Lucifer ok, diese Narben in aller Öffentlichkeit zu zeigen? Immerhin hatte diese Szene den ultimativen Six-Pack-Vergleich zwischen Tom Ellis und Kevin Alejandro. Der klare Gewinner an dieser Stelle ist dann auch Alejandro.

“My name is Dan!”

Letztendlich präsentiert der Fall der Woche dann wieder die Tatort-Lösung: Der Mörder ist immer der, der augenscheinlich kein Wässerchen trüben kann.

Damit wäre “My Little Monkey” eigentlich ein ziemlicher Reinfall. Eigentlich. Aber zum Glück gibt es dann noch Szenen, die dann doch wieder etwas Tiefe in die Charaktere bringen.

So erfahren wir, dass auch Dan die Scheidung von Chloe nicht so einfach weggepackt hat und seine Ablenkung in Impro-Comedy sucht. In einer gelungenen Nummer mimt er niemand geringeren als Lucifer selbst; sehr zum Unmut von Lucifer, der Dan gefolgt ist, und das Ganze mit ansieht.

Im anschließenden Wortgefecht stellt sich heraus, dass jeder den anderen um sein Leben beneidet. Dan hätte gerne das Luxus-Leben von Lucifer, das ihm so perfekt erscheint. Hier wird deutlich, dass es Lucifer bislang ziemlich gut gelungen ist, die Fassade nach außen aufrecht zu erhalten und so gut wie niemanden anmerken zu lassen, was in ihm vorgeht. Im Gegenzug hätte Lucifer dann das einfache - wie er es nennt - Leben von Dan. Was ein Lucifer halt so als “einfach” empfindet…

Ebenfalls ist es schön zu sehen, wie sehr Maze (Lesley-Ann Brandt) um ihre Freundschaft mit Linda (Rachael Harris) kämpft. Nachdem Maze ihre wahre Berufung als Kopfgeldjägerin gefunden hat, möchte sie ihren ersten Gehaltsscheck mit ihrer Freundin feiern. Die entsprechende Szene kommt gefühlvoll, aber nicht überzogen rüber. Denn Linda ist noch immer geschockt über die wahren Identitäten, verbarrikadiert sich in ihrer Praxis und kann mit der Situation nicht umgehen. Bis Maze ihr die einfache Frage stellt, was sich denn geändert hat; und Linda endlich die Tür öffnet.

Vom Prinzip hat sich auch mit Lucifers Enthüllung nicht viel geändert, weder er noch Maze haben ihr Verhalten grundlegend geändert. Als schöne Anekdote hilft hierbei zudem, wie Dan anerkennend meint, dass Lucifer dem Auftraggeber gegenüber brilliant gelogen habe, indem er als Opfer Lucifer Morningstar angegeben hat und sich fragt, woher Lucifer so gut lügen kann. “Simple. I didn't lie”, entgegnet dieser, und macht an dieser Stelle deutlich, dass er im Verlaufe der Serie so gut wie nie lügt. Die Wahrheit erscheint seinem Umfeld eben so absurd, dass es lieber als Lüge eingestuft wird.

Fazit

“My Little Monkey” ist eine Folge, welche die Aufgabe hatte, den Fokus wieder auf Chloe zu rücken. Das Timing hierfür war denkbar schlecht, da die Episoden davor zu intensiv waren. Ebenso ist es unpassend, dass weder Amenadiel (D.B. Woodside) noch Charlotte (Tricia Helfer) hier auftauchen. Außerdem ist die Rolle der Ella (Aimee Garcia) immer noch unklar - mal taucht sie in der Serie auf, dann wieder nicht. In der kommenden Woche geht es dann mit “Trip to Stabby Town” weiter.

Lucifer 2x08 Promo "Trip to Stabby Town" Lucifer Season 2 Episode 08 HD

Originaltitel: Lucifer (seit 2016)
Erstaustrahlung am 25.01.2016 bei Fox / 15.06.2016 bei Amazon Prime Video
Darsteller: Tom Ellis, Lauren German, Kevin Alejandro, D. B. Woodside, Lesley-Ann Brandt, Scarlett Estevez, Rachael Harris
Produzenten: Tom Kapinos, Ildy Modrovich, Len Wiseman, Jonathan Littman, Jerry Bruckheimer
Staffeln: 3+
Anzahl der Episoden: 51+


Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.