Epische Nostalgie - Spoiler-Kritik zu Rogue One: A Star Wars Story

SPOILER

Mit Rogue One - A Star Wars Story bringt Lucasfilm das bisher dunkelste Kapitel der Saga in die Kinos. Grund genug für uns, noch einmal einen Blick auf das Star-Wars-Spin-off zu werfen. In unserer zweiten Kritik nehmen wir aber keine Rücksicht auf Spoiler. Wer den Film noch nicht gesehen hat und sich den Spaß nicht verderben will, sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen und lieber einen Blick auf unsere spoilerfreie Kritik werfen.

Rogue One wurde im Vorfeld als Spin-off zu den bisherigen Star-Wars-Filmen angekündigt, ist am Ende aber viel eher ein Prequel zu Episode IV, das mit seinem Finale sogar fließend in den ersten Star-Wars-Film aus dem Jahr 1977 übergeht. Die Handlung ist dabei sehr konsequent erzählt und fühlt sich gleichzeitig auch etwas größer und epischer an als Episode VII: Das Erwachen der Macht. Während sich im ersten Teil der neuen Trilogie eine kleine Widerstands-Basis und die Starkiller-Base gegenüberstehen, bekommt der Zuschauer in Rogue One eine ausgewachsene Boden- und Weltraumschlacht geboten. Diese wird dem Titel Star Wars deutlich mehr gerecht.

Kein falsches Happy-End

Die konsequente Erzählweise zeigt sich auch am Schicksal der Figuren. Die Hauptcharaktere begeben sich auf ein Himmelfahrtskommando, das sie letztendlich auch ihr Leben kostet. Dass dabei wirklich jede Figur des Teams stirbt, ist für einen Disney-Film durchaus überraschend, aber eben auch passend. Zu oft sieht man in Hollywood-Blockbustern, dass solche Missionen letztendlich doch ein Happy-End haben und der Großteil der Figuren am Ende gemeinsam und glücklich im Sonnenuntergang verschwindet. Bei Rogue One ist dies nicht der Fall, was die Geschichte, trotz der Tatsache, dass es nicht unerwartet kommt, noch intensiver macht.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Frage nach den Nachdrehs interessant. Im Sommer tauchten Gerüchte auf, dass den Verantwortlichen von Disney das Ende zu düster war. Regisseur Gareth Edwards erklärte in einem Interview zuletzt, dass in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall war. Bei Disney war man von dem Film so begeistert, dass der Regisseur plötzlich noch mehr Mittel bekam. Schaut man sich das Endergebnis an, kann man eigentlich nur Edwards Glauben schenken. Dass das Finale noch düsterer hätte ausfallen sollen, scheint schwer vorstellbar.

Der generell etwas dunklere Ton des Films zeigt sich auch bei der Darstellung der Rebellion. Bisher war die Linie zwischen Gut und Böse im Star-Wars-Universum klar gezogen. In Rogue One zeigt Gareth Edwards nun erstmals, dass auch die Rebellen keinen Krieg führen können, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Dies wird besonders an Cassian Andor deutlich, der nicht nur mit einem Attentat auf Galen Erso beauftragt wird, sondern auch erklärt, dass er in seinem Leben schon mehrfach für die Rebellion Grenzen überschritten hat. Damit nimmt Rogue One den Rebellen etwas die Unschuld, macht sie im gleichen Maße aber auch realistischer.

Zudem erklärt der Film im nachhinein, wie der Todesstern durch die von Galen Erso eingebauten Schwachstelle überhaupt so einfach besiegt werden konnte. Dies ist ein netter Kniff und macht durchaus Sinn. Auf der anderen Seite stellt sich natürlich immer noch die Frage, wieso die Bauverantwortlichen des zweiten Todessterns und der Starkiller-Base aus diesen Fehlern nicht wirklich gelernt haben. Aber vielleicht warten in der Zukunft ja noch weitere Spin-offs, die auch diese Rätsel lösen.

Optisch beeindruckend

Positiv zu erwähnen sind in Rogue One auch die Effekte. Schon Episode VII sah sehr gut aus, hatte aber nie wirklich einen optischen Wow-Moment. Rogue One bietet hier doch etwas mehr. Allein die Szene, in der die beiden Sternenzerstörer miteinander kollidieren, sieht einfach atemberaubend gut aus. Die Effekte sind auch dafür verantwortlich, dass die Fans ein Wiedersehen mit Gouverneur Tarkin und der jungen Leia feiern dürfen. Dies ist aber ein zweischneidiges Schwert. Zum einen sehen die digital erstellten Gesichter für das, was sie sind, richtig gut aus. Wenn man allerdings weiß, dass es sich dabei um eine künstliche Mimik handelt, fühlt sich das Ganze in Nuancen immer wieder unecht an. Die Darstellung kommt einem echten Menschen schon sehr nahe, erreicht sie aber noch nicht zu 100 Prozent.

Etwas einfacher für die Macher war vor diesem Hintergrund die Rückkehr von Darth Vader. Hier musste man sich keine Gedanken um die Darstellung des Gesichts machen. Vader ist die bekannteste Verbindung zu den beiden Trilogien, allerdings auch nur eine von sehr vielen. Rogue One ist nicht umsonst ein Fest für Star-Wars-Fans. Es gibt so viel zu entdecken, dass man den Film allein aufgrund der Referenzen und Easter Eggs schon mehrfach schauen kann. Von bekannten Gesichtern wie C-3PO und R2-D2 über die Rückkehr nach Mustafar und Yavin 4 bis hin zu Zitaten aus den bisherigen Filmen wurde praktisch nichts ausgelassen. Neulinge stehen dabei aber etwas im Regen.

Die Geschichte ist ganz klar auf Personen ausgelegt, die sich im Star-Wars-Universum auskennen. Auch übertreibt es Edwards hin und wieder mit seinem Fanservice. Darth Vader selbst ist hier ein gutes Beispiel. Letztendlich ist Vader nur im Film, weil die Fans ihn in einer solchen Geschichte erwarten. Allerdings spielt er eine so kleine Rolle, dass man sie auch hätte problemlos weglassen können. Sein finaler Auftritt ist dann natürlich an Coolheit kaum zu überbieten und dürfte vielen Fans ein dickes Grinsen auf das Gesicht gezaubert haben. Fanservice bleibt er aber leider trotzdem.

Keine Jedi benötigt

Neben dem nahtlosen Übergang zu Episode IV gelingt Rogue One zudem noch ein weiteres Kunststück. So beweist der Film, dass Star Wars im Kino auch ohne Jedi und Skywalker funktionieren kann. Mit Felicity Jones und Diego Luna hat Lucasfilm zwei Darsteller gefunden, deren Charaktere zwar deutlich ernster angelegt sind, trotzdem aber das gleiche Mitgefühl erzeugen. Generell ist das Rogue-One-Team richtig gut besetzt. Donnie Yen und Alan Tudyks Droide K-2S0 stehlen dem Rest des Ensembles allerdings etwas die Show. Die beiden Figuren bringen etwas Auflockerung in die doch sehr ernste Geschichte, was diese durchaus nötig hat. Dabei rutschen sie aber nie in die Clownsrolle ab.

Ben Mendelsohn leistet als Direktor Orson Krennic ebenfalls gute Arbeit. Letztendlich ist seine Figur aber auch als eine Art Bürokrat angelegt und damit das Potenzial eher beschränkt. Besonders im Vergleich zu den anderen Star-Wars-Schurken wie Darth Vader, dem Imperator oder auch Darth Maul verblasst er dann doch etwas.

Mads Mikkelsen, der nur in wenigen Szenen zu sehen ist und früh im Film stirbt, wird dagegen leider verschenkt. Gerade bei ihm ist es schon langsam etwas tragisch. Nach Doctor Strange hatte Mikkelsen nun schon im zweiten großen Franchise seinen ersten und vermutlich auch einzigen Auftritt. Bei beiden hätte man sich gewünscht, dass er in besseren und größeren Rollen zu sehen gewesen wäre.

Zeit für etwas Neues

Rogue One hat viele Stärken, und für Star-Wars-Fans ist der Film definitiv ein Muss. Allerdings tappt er auch etwas in eine ähnliche Falle wie Das Erwachen der Macht. Die Macher setzen sehr stark auf den Nostalgiefaktor der Fans. Zum Glück ist die Geschichte selbst eigenständiger als bei Episode VII, trotzdem ist dies jetzt schon der zweite Film, der dem Star-Wars-Universum wenig wirklich Neues hinzufügt. Am Ende bleibt Rogue One ein Prequel mit vielen Anspielungen und einem vorhersehbaren Ende. Das funktioniert dieses Mal noch sehr gut, spätestens mit Episode VIII muss Star Wars dann aber etwas mehr bieten. Der Fokus auf Nostalgie ist auf lange Sicht zu wenig, um die Fans bei der Stange zu halten.

Rogue One A Star Wars Story Poster
Originaltitel:
Rogue One: A Star Wars Story
Kinostart:
15.12.16
Laufzeit:
133 min
Regie:
Gareth Edwards
Drehbuch:
John Knoll, Chris Weitz, Gary Whitta
Darsteller:
Felicity Jones (Jyn Erso), Diego Luna (Cassian Andor), Ben Mendelsohn (Orson Krennic), Donnie Yen (Chirrut Îmwe), Mads Mikkelsen (Galen Erso), Alan Tudyk (K-2S0), Jiang Wen (Baze Malbus), Forest Whitaker (Saw Gerrera), Riz Ahmed (Bodhi Rook)
Zeitlich zwischen den Episoden III und IV angesiedelt, dreht sich die Handlung um eine Rebellentruppe, die die Baupläne des Todessterns stehlen soll.

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