Resterampe 2016 (1): Kurz-Kritiken zu The Mermaid, April und die außergewöhnliche Welt & Midnight Special

Mit dem anstehenden Jahreswechsel neigt sich auch das Filmjahr 2016 dem Ende zu. Wie in jedem Jahr ist es uns leider nicht möglich, wirklich alle relevanten Filme genau zu besprechen. Zum Glück bietet das Jahresende noch einmal eine hervorragende Gelegenheit, um zurückzuschauen und den einen oder anderen Film noch einmal in einer Kurzkritik unter die Lupe zu nehmen. In Teil 1 der Resterampe beschäftigen wir uns mit The Mermaid, April und die außergewöhnliche Welt und Midnight Special.

The Mermaid

Wenn wir in Deutschland über die erfolgreichsten Filme des Jahres reden, dann dürften den meisten Kinogängern Werke wie Civil War, Rogue One, Zoomania oder Findet Dorie sicher etwas sagen. Etwas anders sieht die Sache aus, wenn die Sprache auf Mei ren yu aka The Mermaid kommt, dabei ist die Produktion der erfolgreichste chinesische Film aller Zeiten. Allein in der ersten Woche spielte The Mermaid in China umgerechnet rund 275 Millionen Dollar ein. Insgesamt schlugen am Ende weltweit 553 Millionen Dollar zu Buche. Doch was genau sorgte dafür, dass die chinesischen Kinobesucher in Scharen für den Film in die Kinos strömten?

Die Geschichte dreht sich um den Geschäftsmann Liu Xuan. Dieser kauft eines Tages ein Naturreservat und beginnt, mit Hilfe von Sonartechnologie die Meerestiere aus dem Gebiet zu vertreiben. Er weiß allerdings nicht, dass in dem Gebiet auch eine Anzahl von Meerjungfrauen lebt. Diese beschließen, die Bedrohung, die Xuan darstellt, durch einen Mordanschlag zu beseitigen. Für die Tat wird die junge Shan ausgewählt. Ihr gelingt es, Kontakt mit Xuan herzustellen, und wie es sich für das Genre gehört, bringt sie ihn natürlich nicht um. Shan und Xuan beginnen, etwas füreinander zu empfinden, was Xuans Geschäftspartnerin jedoch ein Dorn im Auge ist.

The Mermaid ist ein Film, an dem sich die deutschen Geister scheiden werden. Wer mit den Arbeiten von Stephen Chow (Shaolin Soccer, Kung Fu Hustle) vertraut ist, der weiß in etwa, was ihn erwartet. Auch die Fantasy-Komödie bleibt dem abgedrehten Humor des Regisseurs treu. Lässt man sich darauf ein, kann man mit The Mermaid durchaus seinen Spaß haben, und es gibt eine ganze Reihe von sehr witzigen Szenen, in denen man laut lachen kann. Allerdings dürfte es auch nicht wenige Zuschauer geben, die bereits noch im Prolog abschalten werden. Die Darstellung ist absolut überzogen und sicherlich nicht jedermanns Sache. Hatte man mit den bisherigen Werken von Stephen Chow aber seinen Spaß, dann ist der Film durchaus eine Empfehlung.

MERMAID - Official Trailer

April und die außergewöhnliche Welt

Schaut man sich die Kinocharts des Jahres 2016 einmal an, dann wird schnell klar, dass Animationsfilme vermutlich nie populärer waren. Gerade in Deutschland sind die Werke von Pixar, Disney, Dreamworks und Universal praktisch Zuschauergaranten. Allerdings ist nicht jedem Animationsfilm automatisch ein Erfolg an den Kinokassen. Ein gutes Beispiel dafür ist April und die außergewöhnliche Welt, der im Februar in nur wenigen deutschen Kinos lief und dementsprechend kein großes Publikum fand.

Die französisch-belgisch-kanadische Ko-Produktion spielt im Jahr 1931 in einer alternativen Realität. In dieser starb Kaiser Napoleon III. kurz vor dem Beginn des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870, sodass es nie zum Konflikt kam. In der Folge verschwanden auf der ganzen Welt bekannte Wissenschaftler, was dazu führte, dass die technische Entwicklung nie über die Dampfmaschinen hinaus kam. Im Jahr 1931 sieht die Realität düster aus. Schlechte Luft und abgeholzte Bäume haben die Erde maßgeblich zum Schlechteren verändert. Die wenigen Wissenschaftler, die es in Frankreich noch gibt, werden von den Behörden gejagt und für die militärische Forschung zwangsverpflichtet. Die junge April ist eine Wissenschaftlerin, die sich seit dem Tod ihrer Eltern vor der Regierung versteckt. Eines Tages entdeckt sie das Geheimnis eines mächtigen Serums und kommt gleichzeitig dem Geheimnis der verschwundenen Wissenschaftler auf die Spur.

April und die außergewöhnliche Welt sitzt ein wenig zwischen den Stühlen. Zum einen schafft der Film ein sehr düsteres und gleichzeitig sehr spannendes Szenario. Auf der anderen Seite versuchen die Macher aber auch sowohl Erwachsene als auch Kinder anzusprechen. In dem sehr erwachsenen Szenario wird daher auch nur eine vergleichsweise leichte und mit Humor gespickte Abenteuergeschichte erzählt. Diese ist durchaus unterhaltsam und witzig, allerdings blitzt zwischenzeitlich immer wieder auf, was möglich gewesen wäre, wenn die Macher sich von den Schranken des Familienfilms befreit hätten. Auch die Animationen können mit großen Hollywoodproduktionen nicht ganz mithalten. Trotzdem ist der Stil des Films für die geschaffene Welt sehr passend und in sich stimmig. Wer Interesse an einem spaßigen Animationsfilm mit einer spannenden Grundidee, sympathischen Charakteren und einer interessanten Alternativwelt hat, kann mit April und die außergewöhnliche Welt nicht viel falsch machen.

April and the Extraordinary World - Trailer

Midnight Special

Regisseur Jeff Nichols konnte mit den Filmen Mud und Take Shelter in den vergangenen Jahren schon einiges an Aufmerksamkeit kreieren. Mit Midnight Special wagte er sich in diesem Jahr nun an einen Science-Fiction-Thriller. Dieser lief im Winter sowohl in den amerikanischen als auch deutschen Kinos an, Allerdings hielt sich das Interesse der Kinobesucher in Grenzen. Lediglich 6 Millionen Dollar konnte der Film einspielen. Ein Ergebnis, das der Qualität nicht ganz gerecht wird.

Midnight Special erzählt die Geschichte von Roy Tomlin und seines achtjährigen Sohn Alton. Gemeinsam mit Lucas, einem Freund von Roy, sind die beiden auf der Flucht. Auf ihrer Spur befindet sich nicht nur die Regierung, sondern auch ein religiöser Kult. Sie alle wollen Alton habhaft werden, da dieser über mysteriöse Fähigkeiten verfügt.

Jeff Nichols wirft den Zuschauer zu Beginn ohne großes Vorspiel direkt in die Handlung. In der ersten halben Stunde legt der Film ein sehr hohes Erzähltempo an den Tag und sorgt damit auch für viel Spannung. Dadurch, dass es zunächst keine Vorgeschichte gibt, folgt man als Zuschauer nicht nur der aktuellen Handlung, sondern lernt auch nach und nach über die Herkunft der Figuren. Diese Kombination macht die erste Hälfte des Films sehr kurzweilig.

Ab der Mitte verliert Midnight Special dann allerdings etwas an Tempo. Es kommt zur Enthüllung rund um Alton, die allerdings einerseits sehr einfach erfolgt und andererseits nicht so richtig überzeugen kann. Im Anschluss nimmt die Geschichte aber wieder an Fahrt auf, und das spannende Finale rundet einen über weite Strecken richtig unterhaltsamen Sci-Fi-Thriller ab. Getragen durch gute Darsteller wie Michael Shannon, Joel Edgerton, Kirsten Dunst und Adam Driver bietet Midnight Special kurzweilige Unterhaltung und ist definitiv eine Empfehlung.

MIDNIGHT SPECIAL Trailer German Deutsch (2016)



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