Taboo: Kritik zum Serienstart bei Amazon Prime Video

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Tom Hardy mit Zylinder in Taboo

Für Darsteller Tom Hardy und seinen Vater Chip ist Taboo eine Herzensangelegenheit. Nachdem die Serie im Januar auf BBC One ihre Premiere feierte, kommt sie nun nach Deutschland. Die acht Folgen der ersten Staffel sind vor allem schauspielerisch und optisch beeindruckend, inhaltlich gibt es dagegen ein paar Probleme.

Im Jahr 1814 kehrt der von vielen für tot gehaltene James Delaney (Tom Hardy) nach zwölf Jahren Abwesenheit nach London zurück. Die Rückkehr erweist sich gleich für mehrere Parteien als problematisch. So hat Delaneys kürzlich verstorbener Vater ihm sein gesamtes Besitztum vererbt, zu dem auch ein vermeintlich unscheinbares Stück Land in Nordamerika gehört. Das Fjord mit dem Namen Nootka Sound ist jedoch nicht nur für die Britischen Ostindien-Kompanie von großer Bedeutung, sondern auch für die junge amerikanische Republik und die englische Krone. Schon bald müssen die Parteien erkennen, dass Delaney sich seiner Machtposition durchaus bewusst ist und sie für seine ganz eigenen Zwecke nutzt.

Darsteller und Ausstattung überzeugen

Taboo kann problemlos als Tom-Hardy-Show bezeichnet werden, da der Darsteller das Format über weite Strecken bestimmt. Man merkt zu jeder Sekunde, wie viel ihm die Serie bedeutet, schließlich spielt er nicht nur die Hauptrolle, sondern war maßgeblich an der Entstehung beteiligt. Für Fans des Darstellers sind die acht Folgen daher Pflichtprogramm. Hardy spielt zwar wieder einmal den eher wortkargen Einzelgänger, wie man es schon mehrfach von ihm gesehen hat, allerdings macht er das so gut wie selten zuvor.

Trotz des Fokus auf James Delaney ist Tom Hardy aber nicht der einzige Darsteller, der eine starke Leistung abliefert. Auch die weiteren Rollen sind mit hervorragenden Darstellern besetzt. Film- und Serienfans stoßen dabei auf viele bekannte Gesichter wie zum Beispiel Jonathan Pryce (Game of Thrones), Stephen Graham (Boardwalk Empire), Michael Kelly (House of Cards), Franka Potente oder Tom Hollander (Fluch der Karibik 2: Pirates of the Caribbean). Auch Mark Gatiss (Mycroft Holmes in Sherlock) ist mit von der Partie und beweist mit seiner Rolle des Prinzregenten einigen Mut zur Hässlichkeit.

Hässlichkeit wird aber nicht nur in Form des damaligen Herrschers zelebriert, auch die Welt von Taboo ist davon geprägt. Das Serien-London des Jahres 1814 ist ein dreckiger Ort, in dem Sauberkeit keinen Platz hat. Die Menschen leben praktisch in Dunkelheit, Dreck und Schlamm. Die Macher schaffen dabei eine sehr bedrückende Atmosphäre, die hervorragend zur Grundstimmung beiträgt. Neben den Darstellern sind Ausstattung und die Kulissen ganz klar die großen Stärken des Formats.

Inhaltlich mit einigen Schwächen

Dass Taboo am Ende leider trotzdem hinter den Erwartungen zurückbleibt, liegt an den Drehbüchern. Die Schauwerte und die tollen Darsteller können bedauerlicherweise nicht verbergen, dass die Serie inhaltlich einige Probleme hat. Die Geschichte wird häufig sehr kompliziert erzählt, was sich besonders in der Mitte auswirkt. Hier verliert die Handlung stark an Tempo und ist teilweise sehr zäh. Mitunter hat man das Gefühl, dass die gesamte Geschichte vielleicht für zwei Filme gereicht hätte, für die Serie aber auf rund acht Stunden gestreckt wurde.

Die Idee, dass Delany es mit mehreren großen Fraktionen aufnehmen muss, bietet eigentlich eine gute Grundlage für eine spannende Geschichte. Leider fokussieren sich die Autoren mehrfach auf die falschen Schwerpunkte. Während beispielsweise ein Handlungsstrang, der sich um die Herstellung von Schießpulver dreht, unnötig aufgeblasen wird, vergessen die Autoren die Charakterisierung von Figuren voranzutreiben. So treffen Charaktere wiederholt Entscheidungen, weil ihnen das Drehbuch diese vorschreibt, deren zugrunde liegende Motivation den Zuschauern aber nie gezeigt wird.

Was zudem überhaupt nicht funktioniert, ist die übernatürliche Komponente. Delanys Charakter hat bereits schon früh in der Serie Visionen, die im späteren Verlauf noch zunehmen. Diese sind allerdings immer sehr konfus und sollen wohl dazu anregen, dass der Zuschauer am Geisteszustand der Hauptfigur zweifelt. Innerhalb der ersten Staffel läuft aber auch dieser Handlungsstrang etwas ins Nichts und man bekommt das Gefühl, dass die Serie auch ohne diesen Teil hätte auskommen können.

Die Präsentation der Geschichte ist vor allem deshalb so frustrierend, weil Taboo immer wieder durchblitzen lässt, was möglich gewesen wäre. Szenen wie das erste Aufeinandertreffen von Delany mit den Verantwortlichen der Ostindien-Kompanie oder auch das Finale sind echte Highlights und hervorragend inszeniert. Nur gibt es von diesen Momenten zu wenige, um auch die Serie selbst zu einem Highlight zu machen. Stattdessen bekommt der Zuschauer beispielsweise eine Nebenhandlung rund um die Schwester Delanys präsentiert, deren Auflösung am Ende schon fast erschreckend schwach ausfällt.

Fazit

Für alle Tom-Hardy-Fans ist Taboo ein Pflichtprogramm. Der Darsteller prägt die Serie praktisch zu jedem Zeitpunkt und liefert eine tolle schauspielerische Leistung ab. Historien-Freunde können ebenfalls einen Blick wagen, auch wenn die Geschichte leider nicht mit den Darstellern und den Schauwerten mithalten kann. Die richtig starken Momente sind zu selten und werden durch fehlende Charakterentwicklung und dünne Nebenhandlungen getrübt. Das Potenzial für eine gute Serie ist aber durchaus vorhanden, es bleibt zu hoffen, dass die Autoren es in Staffel 2 ausschöpfen.

Taboo Trailer - DE | AMAZON EXCLUSIVE Serie

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