Angespielt: Doki Doki Literature Club! – In jedem von uns steckt ein kleiner Teufel

Team Salvato hat unlängst die kostenlose Visual Novel Doki Doki Literature Club! auf Steam veröffentlicht, nachdem der Titel bereits auf der Plattform Itch.io verfügbar war. Nicht ohne Grund kommt das poppig-bunte Spiel jedoch mit der eindringlichen Warnung daher, der Titel sei nicht für Kinder oder gar die Zartbesaiteten unter uns gemacht.

Das Spiel startet mit dem Spieler in der Gestalt des gesichtslosen, männlichen Protagonisten, der sich mehr oder weniger freiwillig dem Literatur-Club der Schule anschließt. Allmittäglich beschäftigt man sich nun mit Gedichten sowie den zuckersüßen Clubmitgliedern Sayori, unsere Nachbarin, die wir bereits seit Jahren kennen, der frechen Natsuki, die gerne backt, der schüchternen Yuri und der Vorsitzenden Monika (Just Monika).

Als kleines Minispiel dürfen wir täglich ein eigenes "Gedicht" verfassen beziehungsweise Wörter auswählen, die den Damen Sayori, Natsuki und Yuri am meisten gefallen. Dies bestimmt auch, wie die verschiedenen Mädchen auf das eigene Werk reagieren. Im Gegenzug darf der Spieler die Gedichte der Mädchen lesen, die einen ersten Eindruck davon vermitteln, dass das Spiel aus mehr besteht, als süßen Girls, fröhlicher Musik und Pastellfarben: Von Tag zu Tag werden die Werke der Mädchen düsterer und bedrückender, ebenso lassen sich für das eigene Gedicht immer wieder verstörende Worte auswählen.

"This is just some kind of tacky romance game, right?"

Einen ersten Höhepunkt erreicht das Spiel mit dem Ende des ersten Aktes, welcher auch das Ende des Anime-Dating-Simulator-Abschnitts einläutet. Wer keine Zeit hat, die ungefähr vier Stunden von Doki Doki Literature Club! in einem Rutsch durchzuspielen, sollte nach dem ersten Akt eine Pause einlegen und das Erlebte auf sich wirken lassen.

Das folgende Gameplay führt nämlich nicht nur das Dating-Simulator-Genre völlig ad absurdum, sondern macht auch bei der Geschichte einen blitzschnellen U-Turn und fährt diese hemmungslos gegen die Wand. Und das völlig im positiven Sinne: Machte das Spiel im ersten Akt noch ständig einen Flickflack zwischen "kawaii" und "creepy", wandelt sich dieses im weiteren Verlauf in einen schrecklich-schönen Ausdruckstanz aller Facetten des Wahnsinns und verdient sich zu Recht seinen Zusatztag "psychologischer Horror".

Zunächst beginnt es sehr subtil mit einem leichten Flackern des Bildschirms oder mit einem leichten Leiern der Musik, bauscht sich dann aber schnell zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle auf, bei der man sich nicht sicher ist, ob man wirklich wissen will, was als Nächstes auf einen wartet. Das Gameplay an sich wird gemeiner, hält einem eine Karotte in Form von Auswahlmöglichkeiten hin, nur um sie dann im letzten Augenblick wieder wegzuziehen. Zum Schluss wird mit dem cleveren Ende auch noch die vierte Wand durchbrochen, was mich wieder mit Team Salvato versöhnte, nachdem ich bereits dachte, dass das Spiel endgültig den Bogen überspannt hat.

Fazit

Es ist schwer, dieses einmalige Spiel zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten, denn eigentlich sollte man völlig unvoreingenommen an die Geschichte herantreten. Dabei ist es kaum zu glauben, dass es sich bei Doki Doki Literature Club! um ein kostenloses Spiel handelt, denn die Zeichnungen der Charaktere, die Musik und vor allen Dingen der Spielverlauf sowie die technischen Kniffe, die dabei angewendet werden, müssen sich vor Vollpreistiteln nicht verstecken. Wer einmal einen völlig anderen Anime-Dating-Simulator mit einer kräftigen Prise Unbehagen erleben will, der vollkommen unter die Haut geht und einem dazu ein ums andere Mal die Haare zu Berge stehen lässt, kann bei dem Titel bedenkenlos zugreifen.

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