Kritik zu Batman Ninja: Die feudale Fledermaus gegen Japan-Joker

Zeitreisen sind in Comic-Universen eine bewährte Erzähltechnik, um totgeglaubte Charaktere wiederzubeleben oder gar ganze Welten zu retten. Das Risiko, die Glaubhaftigkeit der Erzählung zu gefährden, ist durchaus vorhanden. Kann die Zeit einfach zurückgedreht werden, können Erzählstränge mit hohen Einsätzen die Wirkung auf das Publikum verlieren. Der neueste Film in einem Comic-Universum, der sich am Mittel der Zeitreise bedient, ist Batman Ninja. Glücklicherweise versucht der Animationsfilm gar nicht erst, eine komplizierte Erzählung im Raumzeit-Gewirr zu etablieren. Die Reise durch die Zeit dient schlicht dem Transport der Batman-Familie in die Vergangenheit. Genauer gesagt in das feudale Japan.

Das muss nicht viel Sinn ergeben, der Hintergrundgedanke ist simpel. Batman darf mit Katana gegen Arkhams berüchtigtste Gefangene kämpfen, während diese Samurai-Ausrüstung und Kimono tragen. Wenn der Joker im Kampf dann noch eine Gatling Gun zieht, ist das Ziel erreicht: Eine neue, unverbrauchte Perspektive auf den Dunklen Ritter - historisch so inakkurat wie möglich. Dafür darf es laut knallen und das Batmobil vorbei an Reisbauern durch die Straßen Tokios sausen. Es sei schon vorab gesagt: Wer sich mit den obigen Beschreibungen nicht anfreunden kann, sollte vielleicht auf den Film verzichten.

Ein Japan-Kurzurlaub mit halb Gotham

Die Prämisse ist nicht elegant, aber simpel: Gorilla Grodd lädt alle Superschurken Gothams nach Arkham zur Präsentation seiner neuen Zeitmaschine. Als Batman und seine Sidekicks den Tag retten wollen, werden alle Anwesenden kurzerhand in das feudale Japan geschickt. Batman kommt dort etwas später an als der Rest, was bestimmt einen sehr guten Grund bezüglich Raumzeit hat. So sind Joker, Two-Face, Der Pinguin, Poison Ivy und Deathstroke inzwischen zu Kriegsfürsten aufgestiegen, die das Land der aufgehenden Sonne unter sich aufgeteilt hat. Hier bedienen sich die Autoren den Legenden um Oda Nobunaga, dem wohl bekanntesten Fürsten der Zeitperiode.

Batman Ninja Familie

Nobunaga wollte Japan durch einen blutigen Krieg gegen die anderen Herrscher vereinen und hat dadurch den Ruf als dämonischer König erhalten. Diese Ambition wird in Batman Ninja 1:1 mehr schlecht als recht auf den Joker übertragen, der dadurch das zweifelhafte Ziel erreichen will, das Land ins Chaos zu stürzen. Wie auch immer das durch Ordnung passieren soll. Auf der Seite des dunklen Ritters kämpft ein Ninja-Clan, der durch eine Prophezeiung an “die Ankunft eines fremdländischen Shinobi mit der Maske einer Fledermaus” glaubt. Dazu wechselt Catwoman ganz typisch ständig die Seiten, Alfred macht Tee und Sumo-Bane, Nightwing, Robin, Red Robin und Red Hood dürfen jeweils einen Satz sagen.

Damit ist dieser Animationsfilm auch ein Negativbeispiel für Superhelden-Crossover. Möglichst viele Figuren in die knapp 90-minütige Laufzeit zu stecken, erweist sich schnell als Fehler. Batman und Joker sind die klaren Hauptfiguren, während alle anderen wie Pappaufsteller im, schön gezeichneten, Hintergrund wirken. Mit dem klassischen DC-Gespann des Clowns und der Fledermaus steht man dafür stets auf der sicheren Seite. Batmans Charakter ist wie gewohnt wenig emotional und rau, was für schöne Situationen sorgt, wenn er im Japan der Vergangenheit überrascht wird. So bemerkt er erst in seiner eigenen Rauchbombe verwundert, dass er sich dank Mangel an Wolkenkratzern nicht mehr überall per Enterhaken wegschwingen kann.

Typisch behandelt wird auch der Joker als verrückter Fürst, der mit der Kontrolle über die Zeitmaschine den Ausgang des Konflikts direkt beeinflusst. Der klassische Bösewicht funktioniert im Film, ohne neu erfunden zu werden: Seine Motivation kommt wie gewohnt von der Rivalität mit Batman. Das kann über die viele Laufzeit, die dem Clown gewidmet wird, durchaus ermüden. Doch auch hier sind die Handlungen der Figur im Kontext des Schauplatzes der wahre Hingucker. So lacht der Joker im einen Moment verrückt in sich hinein, um im nächsten Bild, seines Standes angemessen, entspannt Sake zu trinken. Leider versucht sich der Film dann doch noch an einer Wendung um diese Figur, die für den Zuschauer aber sofort unglaubwürdig ist und somit scheitert.

Batman Ninja Joker

Der Dunkle Ritter mal bunt und malerisch

Während die Geschichte kein Meilenstein der Batman-Adaptionen ist, überzeugen Animation und Stil durchweg. Die Darstellung basiert auf klassischen japanischen Malereien, etwa den bekannten Holzschnitten aus der Reihe “36 Ansichten des Berges Fuji”. Das passt thematisch und ist mit vielen bunten Kunststilen eine willkommene Abwechslung zu visuell dunkleren Batman-Filmen. Durch die Darstellungsweise können die Regisseure wie Künstler den Pinsel schwingen. Actionsequenzen kriegen härtere Kanten und starke Kontraste, während sich emotionale Szenen sanfter Farbtöne bedienen und durch rundere Umrisse harmonisch wirken.

Die Optik von Batman Ninja wird durch gelungenes Cell-Shading definiert, was zusammen mit Zeichnungen klar an klassische Anime-Serien erinnert. Die Designs der Charaktere stammen von Afro-Samurai-Schöpfer Takashi Okazaki, dessen Stil immer klar erkennbar ist. So erhält jede Figur ein neues Outfit aus einer Kombination von japanischer Kleidung, Rüstungen und Roben. Diese Anzüge machen viel her, gerade Charaktere wie Deathstroke sind ihrer traditionellen Garderobe treu geblieben, stecken aber gleichzeitig unverkennbar in der Rolle eines japanischen Kriegsfürsten.

Fazit

Wer Batman mal außerhalb der dunklen Gassen Gothams erleben möchte und sich mit den japanischen Schauplätzen anfreunden kann, sollte Batman Ninja nicht verpassen. Die Schauwerte sind grandios und lassen die generische Handlung schnell in den Hintergrund treten. Langjährige Comic-Enthusiasten, die außerhalb des Kanons wenig Geduld mitbringen, sind dabei natürlich weniger die Zielgruppe.

Batman Ninja erscheint am Donnerstag, 24. Mai für Blu-Ray und DVD.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Warner Bros.

Batman Ninja Trailer (Deutsch)

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