Kritik zu The Darkest Minds - Die Überlebenden: Gemusst, aber nicht gekonnt

MÖGLICHE SPOILER

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Darkest Minds Film Still Cast

Was sind die Zutaten, um in Hollywood sein Jugendbuch verfilmt zu bekommen? Schaut man sich die Schwemme von solchen Filmen in den letzten Jahren an (genannt seien: Die Tribute von Panem, Maze Runner, Divergent, Die 5. Welle usw.) sieht die Liste so aus: Irgendwas dystopisches, gerne mit einer korrupten Regierung, irgendwas mit Einteilung von Jugendlichen in Klassen, irgendwas mit Liebe, irgendwas mit Fortsetzung. Und nun, liebe Leserschaft, ratet mal, worum es in The Darkest Minds - Die Überlebenden geht.

Genau, um die junge Frau Ruby (Amandla Stenberg), die wie andere Jugendliche übernatürliche Kräfte entwickelt und deshalb von einer despotisch gewordenen Regierung als nationales Sicherheitsrisiko eingesperrt wird. Die Jugendlichen in den Lagern werden in fünf Farben eingeteilt: Gelb heißt, sie können Elektrizität manipulieren; Blau, dass sie telekinetisch begabt sind; grüne Jugendliche sind sehr intelligent; Rot bedeutet, Feuer spucken zu können und orangefarbene Jugendliche wie Ruby können Gedanken manipulieren und so Menschen kontrollieren. Rote und orangefarbene Jugendliche sollen eigentlich auf der Stelle getötet werden, aber Ruby kann sich durch eine List als Grüne ausgeben und überlebt sechs Jahre lang in einem Lager. Aus dem wird sie befreit, misstraut aber ihren Helfern und flüchtet in die Arme dreier Jugendlicher, die auf der Suche nach einem geheimen Camp sind, wo sie in Frieden leben können sollen. Natürlich verlieben sich Ruby und einer der Jugendlichen, Liam (Harris Dickinson), ineinander.

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The Darkest Minds Film Still Harris Dickinson

Weiß jemand jetzt noch nicht, wie der Film ausgeht? Möchte jemand Wetten darüber abschließen, welche Twists der Film bereithält, und welche Hürden er seine Protagonisten nehmen lässt?

Die größte Schwäche von The Darkest Minds - Die Überlebenden ist nämlich, dass all diese Versatzstücke mindestens bereits einmal auf der Leinwand zu sehen waren, darüber hinaus meist auch besser. Der Plot mit begabten Jugendlichen öffnet zwar Wege zu einer X-Men-artigen Handlung, ist insgesamt aber zu durchgenudelt, und darüber hinaus werden die Superkräfte in sich nicht schlüssig behandelt. Warum beispielsweise gelten Telekineten als weniger gefährlich als die Feuerspucker? Warum müssen die Jugendlichen eingesperrt werden, und warum sterben manche Kinder an ihrer Begabung und manche nicht? All dies sind Fragen, die alleine das Szenario aufwirft, von den Handlungen der Charaktere ganz zu schweigen.

Zwar entwickelt der angedeutete Konflikt zwischen Regierung, den flüchtenden Jugendlichen und einer Organisation, die sich die Befreiung der Jugendlichen auf die Fahne geschrieben hat, eine gewisse Spannungs, allerdings blubbert dieser Sog ab der Mitte des Films nur noch schnöde im Abfluss, während die Beziehung zwischen Ruby und Liam aus dem Schaum des Badewannenwassers auftaucht und droht, die Quietscheentchen der Spannung zu versenken.

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The Darkest Minds Film Still Amandla Stenberg Harris Dickinson

Der Film schafft es nicht, die Annäherung zwischen den beiden irgendwie glaubhafter zu vermitteln als mit dem Holzhammer. Gleich zu Beginn ist klar, dass die beiden ein Auge aufeinander geworfen haben, und spätestens, als Ruby im Cocktailkleid zusammen mit Liam das Auto säubert (wie viel Sinn es macht, in einem Cocktailkleid zu putzen, sei dem Publikum überlassen), wünscht man sich, die beiden würden sich endlich küssen, und man müsste sich das peinliche Schauspiel (wortwörtlich) nicht weiter mit anschauen.

Die Leistung der Besetzung ist prinzipiell ordentlich, krankt aber an klischeebehafteten Dialogen und einer etwas blutleeren Inszenierung. Besonders schade ist es, dass Gwendolin Christie als Kopfgeldjägerin völlig unter Wert verkauft wird: Sie hat genau zwei Auftritte, in denen sie geschätzt vier Sätze sagen darf. Ihr Charakter hätte gut als Antagonist herhalten können, aber die Chance vertut der Film auf enttäuschende Weise. Arme Frau Christie, die in den neuen Star-Wars-Episoden ja ähnlich unspektakulär verheizt wird.

Überhaupt ist unspektakulär eine treffende Bezeichnung für den gesamten Film: Wo am Anfang von einem "Krieg“ zwischen den verschiedenen Fraktionen die Rede ist, merkt man davon im Verlauf relativ wenig. Es wird angedeutet, dass weite Teile des Landes verwahrlost oder verlassen sind, bis auf mehr Müll an den Straßenrändern sieht man davon aber nicht viel. The Darkest Minds - Die Überlebenden hat keine nennenswerte Atmosphäre und spielt seine bekannten Handlungsbögen herunter, ohne jemals einen Funken Mut zu beweisen.

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The Darkest Minds Film Still Cast

Was bleibt ist letztlich eine weitere Jugendbuchverfilmung, die als Portal für eine Filmreihe dienen soll, was man The Darkest Minds - Die Überlebenden an vielen Ecken anmerkt. Aufgrund des ausbleibenden Erfolgs an den US-amerikanischen Kinokassen bleibt aber die Frage, ob Fans der Vorlage ihre Helden auf der Leinwand wieder sehen werden. Ganz ehrlich: Ein Verlust wäre es nicht, in den letzten Jahren hat man Jugendbücher wesentlich besser verfilmt gesehen.

Fazit

The Darkest Minds - Die Überlebenden ist dystopisches Jugendfilm-Gedöns ohne Highlights und mit wenig Action. Fans der Jugendbücher finden es vielleicht noch interessant, der Rest wartet auf Mortal Engines – Krieg der Städte.

The Darkest Minds | Official Trailer [HD] | 20th Century FOX

The Darkest Minds - Die Überlebenden | Offizieller Trailer 1 | Deutsch HD German (2018)

The Darkest Minds - Die Überlebenden Poster
Originaltitel:
The Darkest Minds
Kinostart:
15.08.18
Regie:
Jennifer Yuh Nelson
Drehbuch:
Chad Hodge
Darsteller:
Amandla Stenberg, Mandy Moore, Gwendoline Christie, Harris Dickinson, Patrick Gibson, Skylan Brooks, Miya Cech, Golden Brooks
In der nahen Zukunft muss eine Gruppe übernatürlich begabter Teenager vor der Regierung fliehen.

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