Kritik zu Das krumme Haus: Tod in abgehobener Gesellschaft

krumme_Haus.jpg

Das krumme Haus

Die 1976 verstorbene Krimi-Autorin Agatha Christie erfährt zur Zeit eine kleine beziehungsweise sogar eine etwas größere Wiederbelebung. 2017 konnte Schauspieler und Regisseur Kenneth Branagh mit seinem etwas überzogenen Mord-im-Orient-Express-Remake immerhin einen moderaten Erfolg feiern, sodass er 2020 ein wahrscheinlich ebenfalls etwas überzogenes Tod-auf-dem-Nil-Remake nach liefert. Kein Wunder also, dass andere Regisseure und Produzenten sich diesem Trend (wenn man es so nennen möchte) anschließen. Einer dieser Regisseure heißt Gilles Paquet-Brenner und ist hauptsächlich für eine andere Krimi-Adaption von Autorin Gillian Flynn namens Dark Places bekannt. Paquet-Brenner kann mit seiner Inszenierung zwar mit keinem Meisterdetektiv aufwarten, aber immerhin mit einer formidablen Besetzung und einer soliden Inszenierung.    

Tod eines Patriarchen

Der Gifttod des reichen Patriarchen Aristide Leonides erschüttert die britische Gesellschaft. Er hinterlässt eine große Familie, die alle als Erben und dementsprechend als Tatverdächtige infrage kommen. Zu diesen Tatverdächtigen gehören Leonides Schwester Edith (Glenn Close), die beiden nichtsnutzigen Söhne Philip (Julian Sands) und Roger (Christian McKay), die Schauspielerin Magda (Gillian Anderson) und die smarte Enkelin Sophia de Havilland (Stefanie Martini). Darüber hinaus scheint auch Leonides junge Witwe, eine ehemalige Tänzerin, eine wichtige Rolle in dem Geschehen zu spielen, schließlich könnte sie das gesamte Vermögen des reichen Verstorbenen erben. Unter der Oberfläche der wohlsituierten Familie kommt jedoch schnell Missgunst und Boshaftigkeit zum Vorschein, die Leonides zu seinen Lebzeiten wohl absichtlich und höchst-manipulativ gefördert hat.

krumme_Haus.jpg

Das krumme Haus

Im Gegensatz zum Mord im Orient Express versucht kein genialer Hercule Poirot ein vermeintliches Verbrechen aufzuklären, sondern der junge und stellenweise überforderte Privatdetektiv Charles Hayward (Jeremy-Irons-Sprößling Max Irons), der Leonides Enkelin Sophia während seiner Zeit als Spion in Kairo kennen- und lieben lernte. Die immer noch gefühlvolle Beziehung zur jungen Frau ist ein zusätzlicher Stolperstein bei seiner Ermittlung. Auch die einzelnen narzisstischen Familienmitglieder, die er stets mit einer Mischung aus Erstaunen und Frustration interviewt, können ihm nicht viel weiterhelfen. Die Einzige, die ebenfalls ernsthaft an der Lösung des Falls interessiert zu sein scheint, ist Leonides andere Enkelin, die 12 Jahre alte Josephine, die den Detektiv mit kryptischen Hinweisen unterstützt.  

Schön ausgestattetes Rätselraten

Das krumme Haus lebt unter anderem von seinem wohl durchdachten Produktionsdesign: Jedes Zimmer, das Detektiv Charles betritt, um seine Verdächtigen zu verhören, spiegelt auch das Innenleben der jeweilige Figur auf eine interessante und reizvolle Weise wider. Nebenbei handelt es sich bei Das krumme Haus um eine durchaus bissige satirische Sezierung der britischen Oberschicht. Nicht unbedingt subtil aber immer amüsant zeigt Regisseur Paquet-Brenner einen Haushalt, in dem zwar Geld im Überfluss vorhanden ist, aber wenig Zuneigung unter den Familienmitgliedern herrscht. Die Folge ist eine Familie voller narzisstischer Egoisten, die aber immerhin mit farbenfrohen Persönlichkeiten ausgestattet sind.

krumme_Haus_2.jpg

Das krumme Haus

Die fulminante Besetzung unterstützt die satirisch angehauchte Posse auf wunderbare Art und Weise. Glenn Close sticht als Matriarchin, die Vorgänge mit einem wissenden und sarkastischen Amüsement das Geschehen kommentiert, noch einmal heraus. Auch wenn die Lösung des Falles insbesondere für Krimi-Profis vorhersehbar daherkommt, macht es dennoch Spaß beim Rätseln mitzumachen und dabei zuzusehen, wie sich diese Familie hämisch gegenseitig auseinandernimmt.Als Schwachpunkt könnte man Hauptdarsteller Max Irons bezeichnen, der gelegentlich etwas zu glatt daherkommt, aber dennoch in der skurril anmutenden Umgebung so etwas wie einen soliden Anker hergibt. Seine Liebesbeziehung zur Sophia de Havilland und die gemeinsame Vergangenheit in Kairo mag sich dagegen nicht so organisch in den Plot einfügen und ist gleichzeitig das uninteressanteste Element der Geschichte.

Fazit:         

Altmodisches und schön ausgestattetes Kriminaldrama, das sogar mit etwas gesellschaftssatirischen Biss amüsiert. Während der Hauptdarsteller etwas blass bleibt, ist es eine Freude, der restlichen Besetzung bei ihren missbilligenden Machtspielchen zuzusehen.

Das Krumme Haus | Offizieller Trailer | Deutsch HD German (2018)

Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.