Und es hat Zoom gemacht - Kritik zu Shazam!

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Shazam!

Womit bringt man komplette Ansammlungen von Comic-Fans gegen sich auf? Ganz klar: Wenn Marvel und DC verwechselt wird. Doch im Falle von Shazam! könnte genau das wieder passieren. Der Grund: Der neue DC-Streifen ist so angenehm leichtfüßig, dass man ihn tatsächlich für eine jugendfreie Version von Deadpool oder einen Ableger aus dem Guardians-of-the-Galaxy-Universum halten könnte.

Und es wird noch verwirrender: Denn der Held, der bei Shazam! im roten Anzug kämpft, wurde einst als ‘Captain Marvel’ bei DC gelistet, bis gewisse Umstände und Rechtevergaben dazu führten, dass er nun, dank neuem Namen deutlich unverwechselbarer, in Shazam! in Gestalt von Zachary Levi die Kinoleinwand unsicher macht. (Wer genaueres wissen will, möge bitte die entsprechenden Online-Lexika zu Rate ziehen. Fest steht nur: Es ist kompliziert!)*

Mit Brie Larsens Darstellung als weibliche und außerirdische Captain Marvel hat Shazam! nichts, aber auch gar nichts gemein. Stattdessen baut DC sein Extended Universe weiter aus. Dabei scheinen die DC-Macher ihren bisher streckenweise verlorengegangenen Humor ordentlich zusammengekehrt zu haben: Shazam! sprüht nur so vor Witz und Energie. Die Kritiker sind allesamt verwundert: Wer hätte gedacht, dass DC auch lustig sein kann?!

Plötzlich Prinzessin, aber mit Cape: Handlung von Shazam!

Der 14-jährige Billy Batson (Asher Angel) ist seit Jahren auf der Suche nach seiner leiblichen Mutter (Caroline Palmer). Seit Kindheitstagen hat er immer wieder Ärger mit dem Jugendamt und wird nun zum wiederholten Male in eine neue Pflegefamilie gesteckt. Nach ersten Startschwierigkeiten freundet er sich bald vor allem mit seinem neuen Zimmergenossen Freddy (Jack Dylan Grazer, Stephen Kings Es) an. Doch statt einer ruhigen Zeit mit seiner neuen Familie zu genießen, gelangt er in eine magische Zauberwelt. Hier trifft er auf einen Magier (Djimon Hounsou, Aquaman, Guardians of the Galaxy), der auf der Suche nach einem Nachfolger ist, dem er seine Kräfte übertragen kann. Billy scheint ihm der Richtige für den Job. Von nun an kann Billy sich mit dem Ausruf “Shazam!” in einen (zumindest körperlich erwachsenen) Superhelden verwandeln (dargestellt von Zachary Levi, Chuck, Thor-Reihe).


Als Held, der zunächst noch nach seinem Namen sucht (zur Auswahl stehen hier beispielsweise Thundercrack, Power Boy oder Captain Sparklefingers), muss er erst einmal herausfinden, welche Kräfte er besitzt. Zusammen mit Freddy macht er sich an diverse Tests und bekommt auch schnell die Aufmerksamkeit und Bewunderung von Passanten, inklusive Kleingeld-Hut für Selfies und eigenem, extrem erfolgreichen Youtube-Kanal. Doch bald trifft er auf den grimmigen Schurken Dr. Thaddäus Sivana (Mark Strong), der ihm die Kräfte neidet - denn eigentlich hätte er es sein sollen, dem der Magier sie übertragen sollte …

Willkommen in der Familie

Regisseur David Sandberg (Lights Out, Annabelle 2) liefert mit Shazam! nicht etwa die nächste austauschbare Origin-Story zu einem der mittlerweile unübersichtlich vielen Superhelden aus den diversen Universen. Vielmehr steht hier die Familie im Vordergrund. Hier spielt vor allem die aufkeimende Freundschaft zwischen Billy Batson und Pflegebruder Freddy die Hauptrolle, doch auch ihre Pflegegeschwister entwickeln sich im Laufe der Handlung zu wichtigen Mitstreitern.

Hierbei muss man vor allem den Kinderdarstellern und den Drehbuch-Schreibern ein großes Lob aussprechen, das die Figuren zeigt, ohne sich auf oft gesehene Plattitüden zu verlassen. Die Figuren dürfen stattdessen eigenständig mitdenken und handeln. Vor allem Jack Dylan Grazer trägt als Freddy die Handlung überzeugend voran: Er ist das gute Gewissen von Billy und nimmt sofort und freudig die Rolle des Sidekicks ein, der sich aber schnell als reifer und anständiger erweist als sein etwas eitler und nachlässiger Bruder im Heldenkostüm.

Dabei passt es zudem ganz hervorragend, dass der Nerd-Teenie später in seiner erwachsenen Form von Adam Brody dargestellt wird. Schließlich hatte dieser in seiner berühmtesten Rolle in der Drama-Soap O.C. California eine ähnliche Ausgangsposition inne, inklusive etwas übermütigem neuem Pflegebruder und ungebrochenem Comic-Fantum. Neben Freddy dürfte außerdem Faithe Herman als Billy Batsons kleine Schwester Darla hier die Herzen der Zuschauer gewinnen, die auch in der Erwachsenen-Version zum Ende des Films für einige Schmunzler sorgt.



Sandberg gelingt darüber hinaus aber auch ein zu selten gezeigtes Feature: Die Darstellung der Motivation des Schurken ist erfreulich realistisch. Mark Strong liefert nach den ersten, etwas zähen 20 Minuten ein recht glaubhaftes Portrait eines Mannes, der sich als immer zu kurz gekommenen zweitgeborenen Sohn betrachtet hat. Und welche bessere Motivation kann es geben, um alles und jeden zu hassen und den für ihn ungerechtfertigt mit “Magie” und Bewunderung ausgestatteten Billy vernichten zu wollen?

Humor statt CGI-Action: Deadpool lässt grüßen

Doch Shazam! ist keine psychologische Studie, sondern tatsächlich ein leichtfüßiges Abenteuer mit jeder Menge Situationskomik. Zwar hat der Streifen nicht ganz so viele Meta-Humor-Ebenen wie beispielsweise der Genre-Kollege Deadpool. Die Macher dürften sich aber eine gehörige Scheibe abgeschnitten haben vom Tempo und vor allem vom Witz des doch recht selbstsüchtigen Helden mit der großen Klappe - wenn auch hier kindgerecht aufbereitet.

So gerät eine Rettungsmission im Superheldenkostüm zu einer spontanen Bierkauf-Aktion - denn schließlich ist der Held alt genug - nur, um in der nächsten Szene festzustellen, dass das Gebräu den Teenies ganz furchtbar schmeckt und sie sich stattdessen lieber mit Chips und Schokolade eindecken. Zachary Levi kann hier mit seinem Witz und seinem Mienenspiel absolut überzeugen. Überhaupt geben die beiden ungleichen Mitstreiter ein großartiges Team ab. Dabei erfindet der Film auch die Meta-Humor-Idee nicht neu, setzt sie aber konsequent und mit viel Charme und Herz um.

Ein Pluspunkt für Shazam! ist hier auch, dass man sich weitgehend von aufwendigen wie nervenzerrenden CGI-Schlachten fernhält. Ganz ohne Computereffekte geht es jedoch trotzdem nicht: Die sieben Todsünden, die den Schurken Dr. Sivana stets begleiten, sehen leider eher aus wie dilettantisch gerenderte Herr-der-Ringe-Trolle aus den 1990er-Jahren. Da hat dann wohl das Geld doch nicht ganz gereicht. Zum Glück trägt Mark Strong diese Szenen trotzdem, vor allem durch seine schauspielerische Präsenz.

Fazit: Popcorn-Kino mit Energie-Boost

DC kann es noch! Dass es für den Verlag nach grimmigen Origin-Stories und düster dreinblickenden Kampf-Epen (Batman V Superman) noch eine leichtere Tonart gibt, hätte man fast nicht zu hoffen gewagt. Mit Aquaman hatte man schon die richtige Richtung eingeschlagen - hier wirkte aber alles noch etwas hölzern.

Bei Shazam! verlässt man sich jedoch nicht nur auf seine Hauptfigur. Hier sorgen auch die hervorragenden Kinderdarsteller für herzerwärmende, unterhaltsame zwei Stunden. Wer Lust auf einen temporeichen und tatsächlich witzigen Superhelden-Film hat, in den man problemlos die ganze Familie mitnehmen kann, dürfte bei Shazam! nicht enttäuscht werden.

*Wer sich noch immer über den merkwürdigen Namen wundert: Die Betitelung hat nichts mit dem gleichnamigen Streamingdienst zu tun, sondern steht für die Weisheit des Salomon, die von der Stärke des Herkules, die Ausdauer von Atlas und die Macht von Zeus, die dem Helden innewohnen. Zusätzlich kommt der Mut des Achilles, und die Geschwindigkeit des Merkur dem Helden zu Hilfe.

Shazam Poster
Originaltitel:
Shazam!
Kinostart:
04.04.19
Regie:
David F. Sandberg
Drehbuch:
Bill Birch, Geoff Johns
Darsteller:
Zachary Levi, Asher Angel, Mark Strong, Jack Dylan Grazer, Grace Fulton, Faithe Herman, Ian Chen,
Der 14-jährigen Billy Batson erhält eines Tages die Macht, sich durch Magie in einen Superhelden zu verwandeln.

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