Vorsicht vor der Zombiekatze: Kritik zu Friedhof der Kuscheltiere

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Friedhof der Kuscheltiere

Die Großstadt ist zu laut und zu voll und die Kinder kommen zu kurz. Aus diesem Grund macht sich der Arzt Louis Creed (Jason Clarke, Zero Dark Thirty, Aufbruch zum Mond, Terminator: Genisys) zusammen mit seiner Frau Rachel (Amy Seimetz, The Killing) und seinen zwei kleinen Kindern auf, um in der Kleinstadt Ludlow ein neues Leben zu beginnen. Ein tolles Haus, genug Platz im Grünen, alles scheint perfekt. Auch der zunächst etwas merkwürdig wirkende Nachbar Jud Crandall (John Lithgow, Footlose, Die Akte, Hinterm Mond gleich links) wird schnell ein guter Bekannter.

Eines Tages wird jedoch die Familienkatze Churchill überfahren, sehr zum Entsetzen des Familienvaters. Jud Crandall schlägt Louis vor, das Tier auf dem nebenan gelegenen Tierfriedhof zu begraben. Doch der Ort hat eine unheimliche Anziehungskraft, wie Louis bald bemerkt. Auch behauptet Crandall, dass hier Tote wieder zum Leben erweckt werden können. Louis gibt allerdings nicht viel auf die Aussagen des alten Mannes.

Doch schließlich geschieht das Unglaubliche:  Eines Tages taucht der Kater wieder auf. Zerzaust und grimmig zwar, jedoch offenbar noch mit Leben in den Gliedern - aber auch gewillt, die Leben seiner Besitzer zu beenden. Als kurz darauf der Unfalltod der Tochter Ellie (Jeté Laurence) die Familie fast zerstört, trifft Louis eine verhängnisvolle Entscheidung...

King-Klassiker reloaded

Weiter geht es mit den Neuauflagen der Horrorklassiker von Stephen King: Nach Carrie (2013), Es (2017, der zweite Teil folgt in diesem Sommer) und diversen Netflix-Serien einiger Kurzgeschichten des Horrormeisters macht sich das Regisseur-Duo Kevin Kölsch und Dennis Widmyer (Starry Eyes, Scream-TV-Serie) an eine zeitgemäße Version der Tierfriedhof-Geschichte, die zuletzt im Jahr 1989 im Kino zu sehen war. Dabei gelingt ihnen das Update recht zufriedenstellend.

Nicht nur, weil mittlerweile die Tricktechnik der 1980er als hoffnungslos veraltet und unfreiwillig komisch anmutet - eine sich ruckartig bewegende Katzenpuppe will nun wirklich niemand mehr sehen, und Grusel kommt hier auch nicht auf. Stattdessen macht die Mischung aus CGI-Tier und Darsteller-Katze mit dem abgerissenen Aussehen wirklich etwas her.

Auch die Ausstattung und das Set können sich sehen lassen. Wieder einmal darf Stephen Kings Lieblingsgegend Maine, in der praktisch alle seine Romane spielen, eine heimliche Hauptrolle spielen. Der nebelverhangene Wald und der unheimliche Tierfriedhof sind wirklich zum Fürchten. Jason Clarke und John Lithgow liefern hier zudem eine solide Vorstellung ab.

Frischekur fürs Drehbuch: Gerne weniger Jump Scares

Auch wurde eine der wichtigsten Änderungen vom Buch zum Film glücklicherweise schon vorher kommuniziert: So spielt nicht der kleine Sohn von Louis und Rachel die Hauptrolle in der Geschichte, sondern diese wurde der älteren Tochter Ellie übergeben. Drehbuchtechnisch ist diese Entscheidung nur zu begrüßen. Denn ein kaum zweijähriges Kleinkind, das zum Mörder mutiert, wirkt lange nicht so furchteinflößend wie eine Achtjährige, die durchaus in der Lage ist, mit Schmackes das eine oder andere Leben zu beenden. Prequels wie Halloween (2007) von Rob Zombie standen hier sicherlich ebenfalls Pate. Jeté Laurence spielt die Rolle der Ellie dabei sehr eindrucksvoll und genau so unheimlich, dass die Darstellung noch nicht zum Body Horror mit Gore-Elementen wird.

Anders fällt jedoch die Darstellung der Vergangenheit der Mutter aus: Sie leidet noch immer unter dem Trauma, dass ihr einst ihre behinderte und mittlerweile tote Schwester Zelda beibrachte. Diese Vorstellungen quälen sie noch immer. Trotz aller Liebe fürs Genre: Hier wurde mit Horror-Elementen aus dem Baukasten wie unheimlichen Geräuschen auf dem Dachboden, Alpträumen und verzerrten Visionen nicht gespart. Eigentlich schade, denn ein guter King-Plot hat solche Grusel-Tricks nicht unbedingt nötig.

Insgesamt hätte die Anzahl der Szenen, die die Schwester beinhalten, die zudem nicht wirklich Teil der Geschichte ist, ein wenig geringer ausfallen können. Auch die berüchtigten Jump Scares, die bereits bei dem King-Zweiteiler Es eher negativ auffielen, bleiben bei Friedhof der Kuscheltiere leider nicht aus, und sie kommen so vorhersehbar daher, dass man nach ihnen die Uhr stellen kann. Für Grusel-Neulinge ist das nicht das Schlechteste, Genre-Kenner langweilen sich hier jedoch eher. Doch auch jenseits des Effektes will sich eine wirkliche Beklemmung nicht einstellen - zu bekannt sind die hier verwendeten Figuren und Drehbuch-Kniffe.

Auch fällt der Showdown unter den gegebenen Umständen ein wenig lahm aus, hier hätte ein wenig Tempo im Drehbuch nicht geschadet. Die letzte Szene dürfte dann jedoch wieder für Überraschungen sorgen - sie unterscheidet sich massiv von der Buchvorlage. Details werden hier aber nicht verraten.

Fazit

Der Horror-Klassiker aus der King-Bibliothek schockt leider nicht besonders. Allerdings gelingt es dem Regisseur-Duo durchaus, ein stimmungsvolles Bild zu zeichnen. Set und Darsteller fügen sich hier problemlos ein, ohne Gefahr zu laufen, albern oder übertrieben zu wirken. Als Neuauflage gibt Friedhof der Kuscheltiere ein durchaus gelungenes Experiment ab.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Paramount Pictures
Friedhof der Kuscheltiere
Originaltitel:
Pet Sematary
Kinostart:
04.04.19
Regie:
Kevin Kölsch, Dennis Widmyer
Drehbuch:
Jeff Buhler, David Kajganich
Darsteller:
Jason Clarke, John Lithgow, Amy Seimetz, Jeté Laurence, Hugo Lavoie, Lucas Lavoie, Alyssa Brooke Levine
Der bekannte Roman von Stephen King erhält eine Neuverfilmung. Schon die erste Verfilmung von 1989 gehört mit zu den Klassikern im Horror-Genre.

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