Locke & Key: Kritik zum Start der neuen Netflix-Serie

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Locke & Key

Nachdem der Vater von Tyler, Kinsey und Bode bei einem mysteriösen Mord durch einen Schulkameraden seiner Kinder ums Leben gekommen ist, verlässt die Familie Locke Seattle und zieht in das beschauliche Matheson im US-Bundesstaat Massachusetts. Im Geburtshaus ihres verstorbenen Ehemanns will Nina Locke mit ihren Kindern einen Neuanfang wagen. Die Mutter weiß allerdings nicht, dass das sogenannte Key House einige Geheimnisse verbirgt, die zudem mit dem Tod ihres Mannes in Verbindung stehen.

Vor allem der kleine Bode stößt bei seinen Erkundungstouren durch das Haus schnell auf ein paar mysteriöse Dinge. So findet er nicht nur einen Schlüssel, durch den sich Türen zu anderen Orten auf der Welt öffnen lassen, er trifft auch die geheimnisvolle Dodge, die scheinbar in einem Brunnen auf dem Gelände haust. Dies ist jedoch nur der Anfang, und so tauchen nicht nur bald weitere Schlüssel auf, die Fremde im Brunnen wird auch zu einer echten Gefahr. Um sie zu besiegen, müssen die Geschwister das Geheimnis des Hauses entschlüsseln.

Vom Comic zur Serie

Locke & Key von Autor Joe Hill und Gabriel Rodríguez ist einer dieser Comics, bei dem sich Hollywood schon länger an einer Adaption versucht. Nachdem zunächst eine TV-Serie geplant war, übernahm 2014 Universal und kündigte eine Filmtrilogie an. Anschließend sprang der Streaming-Dienst Hulu ein, der die Vorlage erneut in serieller Form umsetzen wollte, was jedoch wieder scheiterte. Schließlich sicherte sich Netflix die Rechte und beauftragte Carlton Cuse, Aron Eli Coleite und Meredith Averil mit der Umsetzung, die nun tatsächlich bei dem Streaming-Dienst ihre Premiere feierte.

Allerdings sollten Fans der Vorlage keine zu getreue Werkadaption erwarten. Die Serienmacher orientieren sich zwar an der Handlung des Comics, und viele Eckpunkte finden sich auch in der Serie wieder, der Weg dahin und die Interpretation fallen allerdings sehr anders aus. Gleichzeitig hat man praktisch einen vollkommen neuen Nebencast erfunden. Fast jede Figur, welche nicht den Namen Locke trägt, wurde entweder neu geschaffen oder hat mit der Vorlage kaum etwas gemeinsam.

Locke & Key

Eine gute Neuerung ist allerdings die Tatsache, dass die Serie darauf verzichtet, jeden Zug der Dämonin Dodge zu zeigen. Dadurch bringt die Handlung ein paar mehr Überraschungen mit sich, allerdings vor allem für Nichtkenner der Vorlage. Im Comic ist der Leser immer auf dem Laufenden, was Dodge so treibt, während die Serie hier nur den Anschein erweckt.

Zudem wurde auch der Gewaltgrad deutlich nach unten geschraubt. Hier merkt man, dass Netflix mit Locke & Key vermutlich auf den nächsten Fantasy-Familienhit abzielt. Allerdings ist das auch kein großes Problem. In den Comics wirkte der Gewaltgrad für die erzählte Geschichte, die ja Teenager und Kinder in den Mittelpunkt stellt, teilweise unnötig hoch. So konnte man durchaus die Frage stellen, warum jetzt unbedingt ein Gegenspieler von einem Mädchen mit einer Schlittschuhkufe brutal zu Brei geschlagen werden musste. Die Serie positioniert sich hier eindeutiger mit einer Freigabe ab 12 Jahren, und das ist auch nicht schlimm.

Locke & Key

Zwischen Fantasy und Familiendrama

Locke & Key vereint Fantasy, Grusel und Teenager- beziehungsweise Familiendrama und versucht, daraus einen unterhaltsamen Mix zu erschaffen. Dies gelingt jedoch nur teilweise. Die Handlung ist vor allem immer dann am stärksten, wenn sie sich um die fantastischen Elemente also die Schlüssel und den Kampf der Kinder gegen Dodge konzentriert. Wobei man sich trotzdem wünscht, dass die Macher gerade aus den Schlüsseln noch etwas mehr machen würden. Hier ist noch Luft nach oben, wobei die Hoffnungen auf der sehr wahrscheinlichen 2. Staffel liegen.

Weniger spannend ist dagegen das Teenagerdrama gelungen. Bei dem Schulleben und den romantischen Anstrengungen der Locke-Kinder will der Funke nicht immer überspringen. Dazu ist die Handlung oft zu zäh und auch wenig kreativ beziehungsweise klischeehaft. Gleiches gilt auch für vieles von dem, was Mutter Nina erlebt. Besonders in der ersten Staffelhälfte bremst all dies die Geschichte spürbar aus, weshalb man fast schon wieder die berühmte "die Staffel hat zu viele Episoden"-Keule schwingen möchte, die im Falle von Netflix mittlerweile aber eher wie eine Schallplatte mit Sprung klingt. So wirklich trifft dies hier auch nicht zu, da durchaus genug Stoff vorhanden gewesen wäre, um alle Episoden mit Spannung zu füllen. Dieser wird zunächst nur zu wenig genutzt. Spätestens ab der Staffelhälfte geht es dann in die richtige Richtung.

Locke & Key

Optisch beeindruckend

Während die Handlung ein paar Probleme hat, gibt es an der visuellen Umsetzung nichts meckern. Ganz im Gegenteil: Im Falle von Locke & Key hat Netflix wieder einmal einiges an Geld investiert, was man der Serie auch zu jedem Zeitpunkt anmerkt. Das Haus der Familie Locke versprüht eine wunderbar mysteriöse und geheimnisvolle Aura und kann einen sofort in seinen Bann ziehen. Und auch die Effekte müssen sich vor Kinoproduktionen wie beispielsweise den Gänsehaut-Filmen von Sony nicht verstecken.

Kenner des Comics könnten maximal anmerken, dass die Vorlage in einigen Dingen etwas kreativer und auch optisch noch beeindruckender ist. Ein gutes Beispiel ist der Kopfschlüssel, der in der Serie durchaus gut inszeniert ist, aber mit den Bildern von Comiczeichner Gabriel Rodríguez nicht ganz mithalten kann. Wobei sich auch die Frage stellt, ob ein aufgeklappter Kopf eventuell ein Problem für die gewünschte Altersfreigabe geworden wäre. Auch auch der Kampf mit den Schatten ist im Comic besser und imposanter umgesetzt, was im Falle der Serie aber vermutlich auch eine Budgetfrage war.

Fazit

Die Serienadaption von Locke & Key gelingt nach langem Anlauf ein unterhaltsamer und solider Start bei Netflix, der allerdings auch ein paar Probleme hat. Gerade die Tatsache, dass nicht alle Handlungsebenen immer fesseln können, nimmt der Serie wiederholt etwas den Wind aus den Segeln. Wer eine Fantasygeschichte für die ganze Familie sucht (zumindest wenn die Kinder mindestens 12 Jahre alt sind), kommt aber durchaus auf seine Kosten. Zudem legen die Macher den Grundstein, um sich mit der 2. Staffel zu steigern und dann vielleicht endgültig einen Hit zu schaffen.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Netflix

Locke & Key | Offizieller Trailer | Netflix

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