That Hope Is You, Part 2 - Kritik zu Star Trek: Discovery 3.13

SPOILER

Die beiden Folgen “Ein Zeichen der Hoffnung, Teil 1+2” rahmen zu Beginn und Ende die dritte Staffel von Star Trek: Discovery. Wie schon beim Auftakt hat auch bei dieser actionreichen finalen Episode Olatunde Osunsanmi nach einem Drehbuch von Michelle Paradise Regie geführt.

Action in der Föderation

Nach den erfolglosen Friedensverhandlungen will Osyraa inklusive der Discovery türmen. Den Sporenantrieb der Smaragdkette zu übergeben, kann Admiral Vance natürlich nicht einfach so geschehen lassen. Also schießt die Voyager nebst weiteren Föderations-Schiffen mit zunehmender Feuerkraft auf die Discovery - bis Burnham einschreitet und Vance darum bittet, ihr und der Crew zu vertrauen und sie ziehen zu lassen. Weil das in der Vergangenheit ja immer so gut geklappt hat.

Allerdings scheint Vance von Burnhams Aktion, Stamets per Rettungskapsel vom Schiff zu befördern, beeindruckt zu sein. Da kann Stamets noch so sehr protestieren, für ihn geht es zum Schutze aller ab in ein anderes Shuttle und nochmal möglichst weit weg von der Discovery. Es stellt sich wieder einmal die Frage, woher Osyraa überhaupt über alles so gut informiert ist - das wird leider nicht aufgelöst. Dafür, dass für sie vorher anscheinend sogar der Standort des Föderations-Hauptquartiers unbekannt war, weiß sie jetzt als eine der wenigen direkt auch über den verdeckten zweiten Schutzschild Bescheid.

Wie erwartet hat Michaels Nachricht an ihre Mutter etwas gebracht, und die romulanisch-vulkanische Kavallerie von Ni’var reitet ein, allerdings nicht zum großen Finale und Rettung in letzter Minute, sondern rein für wenige Sekunden Optik, eine Rolle spielen sie nicht weiter. War da mal mehr geplant und wieder rausgeschnitten oder wollte man einfach noch ein paar mehr Raumschiffe entwerfen?

Das bisschen Raumschlacht war hübsch anzusehen, nicht zu lang, und die Admiral-Vance-Liebe durfte noch einmal weiter wachsen. Pluspunkt dafür, dass er nicht zum Badmiral wurde.

Action auf der Discovery

Die Discovery ist eine Tardis - innen größer als außen. Schwanke noch, ob ich darum bitte, dass mir einer das Turbolift-System erklärt, oder ob ich gar nicht wissen will, ob das Gezeigte funktionieren kann. Sicher ist, dass das Schiff sehr viel größer sein müsste, um ein derartiges Netzwerk zu beherbergen. Aber eine optisch ansprechende Umgebung für weitere Zweikämpfe (Burnham versus Regulator, Booker versus Zareh) nebst extremes Parkour-Training ist es allemal.

Osyraa und Zareh wollen Booker gewaltsam die Informationen zum Dilithium-Planeten entlocken. Aurellio ist ob der Erkenntnis, dass Osyraa vielleicht gar nicht so nett ist wie sie ihm immer schien, nach wie vor entgeistert. Zögern erlaubt sie aber nicht, das macht Osyraa ihm gegenüber sehr deutlich. Burnham gelingt durch die schnelle Aktivierung eines medizinischen Notfallkraftfeldes die Befreiung von Booker und die Flucht mit ihm. Von da an geht es fröhlich quer durch die Discovery, immer mal wieder durch Kampfeinlagen unterbrochen. Der Spaß endet letztlich in einem sehr weißen Raum mit blau leuchtenden Datenspeichern, in dem mal Osyraa, mal Burnham stylisch durch die Gegend fliegen und zeigen können, was sie in den Stunt-Trainingsstunden so gelernt haben. Dürfen die das überhaupt ohne Michelle Yeoh (Georgiou), was sehen da die Verträge vor? Letztlich wird Osyraa von Burnham recht unspektakulär (wenn man die Burnham fressende Daten-Nano-Bot-Dinger-Wand ignoriert) erschossen, gerade wo sie anfing, sowas ähnliches wie ein Profil zu bekommen. Schade eigentlich.

Währenddessen kämpft die Brückencrew auf den untersten Ebenen mit Luftnot. Osyraa spart Munition und hat einfach die Lebenserhaltungssysteme abgeschaltet. Damit nicht alles umsonst war, begeben sich Tilly und Konsorten mit letzter Kraft auf ein Himmelfahrtskommando. Eine der Warpgondeln soll abgesprengt werden, dadurch die Discovery verlangsamen und die Unterstützung aufholen lassen können. Was für ein Glück, dass Owosekun als erfahrene Freitaucherin ziemlich lange die Luft anhalten kann. Als alle anderen durch Sauerstoffmangel in die Bewusstlosigkeit kippen, macht sich Owo nach kurzem, emotionalen Abschied alleine weiter auf zur Missionserfüllung. Hier kommt dann auch der einzige Grund für die Sphärendaten-Droiden ins Spiel: Bislang wurden die ach so wertvollen Dots als Kanonenfutter hergenommen, aber einer darf Owo mit letzter Kraft aus aussichtsloser Lage retten - und dank Burnhams Kampffähigkeiten gibt es jetzt auch wieder Sauerstoff. Was geht da eigentlich zwischen Owosekun und Detmer? Also ich bin ja auch ganz für enge Freundschaften zu haben, aber wie sagt man so schön? “I ship it!”.

Irgendwann dazwischen hat Osyraas gigantisch große Viridian mal eben die Discovery geschluckt. Um da wieder rauszukommen, wird gleich das ganz große Geschütz ausgepackt: Burnham lässt den Warpkern abspalten und vertraut sehr darauf, dass Booker im Eilverfahren das mit dem Sporennetzwerk-Pilotendasein hinbekommt. Üblicher Versuch des Spannungsaufbaus durch künstlichen Zeitmangel. Wie irgendwann Anfang der Staffel bereits vermutet, braucht es Stamets nicht mehr, denn Booker kann durch sein Empathendasein ohne Tardigrade-DNA mit den Sporen kommunizieren. Wie praktisch. Das heißt, dass so einige von Kweijan jetzt ganz neue Fachkraft-Job-Perspektiven haben.

Gibt das Ganze inhaltlich viel her? Weniger, aber es ist in sich stimmig und unterhaltsam, wenn man auf Nahkampfgeschehen vor diversen Hintergründen in einem Raumschiff steht. Zwar hätte ich mir doch mehr Fokus auf die Crew gewünscht, aber das ist ja ohnehin so ein Dauerthema.

Also, Discovery wieder zurückgewonnen. Tilly überlässt erleichtert Burnham das Kommando. Auf zum Nebel und Gucken, ob man noch irgendjemanden retten kann.

Action in der Holo-Welt

Da liegt das Kelpien-Schiff seit rund 125 Jahren auf dem (oder gar im) Dilithium-Planeten, und ausgerechnet jetzt in den fünf Minuten mit dem Disco-Außenteam an Bord fällt es komplett auseinander. Vielleicht ist ja das zusätzliche Gewicht der berühmte letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Für die Spannung in der Geschichte ist es auf jeden Fall ähnlich praktisch wie die zufällige Kenntnis von Adira darüber, dass Ausrüstung verschwindet und dey daher das Medikament gegen Radioaktivitätsschäden im Mund transportiert. Noch praktischer: Gray ist tatsächlich mehr als nur eine Einbildung, wird von der Holo-Welt erkannt wird und nun für alle sichtbar, aber nicht von der Radioaktivität belastet ist. Vulkanier/Romulaner steht ihm übrigens. Adira hingegen sieht eher so aus, als hätte dey sich beim Kinderschminken Xahean gewünscht, aber nungut. Culber darf noch ein paar Abreißkalender-Motivations-Zitate loswerden, ansonsten sind alle drei für den weiteren Verlauf der Handlung ziemlich überflüssig.

Saru hingegen findet nach und nach einen Zugang zu Su’kal und schafft es schließlich, ihn davon zu überzeugen, sich dem Monster zu stellen und die Holo-Welt auszuschalten. Wie erwartet finden sich im restlichen Schiff die (erstaunlich gut erhaltenen) Leichen seiner Mutter nebst Crew, und eine holographische Aufzeichnung zeigt die Entstehung des Burns: der kleine Su’kal sieht den Tod seiner Mutter.

Egal wie oft Culber seine Theorie über eine Beeinflussung und Verbindung des Dilithiums mit Su’kal im Uterus mit pseudowissenschaftlichen Gebabbel erklärt, es bleibt ein großes Ärgernis. Und warum endet die Gefahr durch bloße Entfernung vom Planeten, wo es doch die Verbindung via Subraum gibt und auch Teile des Dilithiums in der Galaxie verteilt werden? Wie soll das funktionieren, jenseits irgendeiner übernatürlichen Herleitung? Dabei gab es durch die Einführung von Ni’vars SB-19-Versuchen ja sogar eine Brücke hin zu einer zumindest irgendwie wissenschaftlicheren Erklärung.

Epilog

Es haben alle überlebt. Also abgesehen von Osyraa, Zareh, namenlose Regulatoren und der Hoffnung auf einen ernstzunehmenden, vielschichtigen Gegenspieler. Alle sind zur richtigen Zeit mit den richtigen Fähigkeiten am richtigen Ort. Booker beherrscht sofort die Verbindung mit dem Sporennetzwerk just in dem Moment, in dem der Warpkern explodiert. Owosekun kann ewig ohne Sauerstoff auskommen und dabei noch ihre Lebensgeschichte erzählen. Die Droiden können zwar spontan deutlich weniger als erwartet, aber um Owo in letzter Sekunde aus der Gefahrenzone zu schleifen, reicht es noch. Burnham kann ihre Kampfeinlagen so gut timen, dass ihre Crew gerade so nicht erstickt. Gray ist da und doch nicht von Umwelteinflüssen eingeschränkt. Osyraa weiß einfach Dinge, und Su’kal ist magisch. Alles sehr praktisch für die Autoren.

Leider fehlt komplett zumindest eine kurze Szene zwischen Saru, Tilly und Burnham, in der das Geschehene und weiteres Vorgehen in irgendeiner Art besprochen wird. Gerade Tilly und Saru hätten sich das verdient, und mir als Zuschauerin fehlt eine Erklärung zum plötzlichen Sinneswandel. Dass Saru Erziehungsurlaub in der Heimat macht, sei ihm gegönnt. Aber warum zur Hölle hält er Burnham auf einmal für einen fähigen Captain? Welche Rolle nimmt Tilly jetzt ein, wurde sie wenigstens zum Lieutenant befördert? Warum ist Adira nun Teil der Sternenflotte, Booker aber nicht (darf aber weiter auf der Brücke abhängen)?

Die Hauptfrage ist: Sind nun langsam endlich alle Figuren da, wo sie hingehören und hat man sich ausreichend von dem Durcheinander der ersten beiden Staffeln gelöst? Kann es nun endlich befreit so richtig mit Star Trek: Discovery losgehen - und das bevorzugt mit weniger als 20+ beteiligten Produzenten?

Fazit

“Ein Zeichen der Hoffnung, Teil 2” ist in sich stimmig mit sowohl unterhaltsamer Action als auch Charaktermomenten, wenn man gezielt nach diesen sucht. Insgesamt spannt die Episode mit dem Staffelauftakt einen Rahmen um eine überwiegend solide Staffel und liefert das bisher beste Staffelfinale von Star Trek: Discovery. Ich habe die Folge mit überraschend viel Spaß und Emotionen gesehen, das möchte ich durchaus positiv erwähnen.

Das Problem ist aber eben, dass man dafür schon bewusst den Discovery-Filter anschalten und über ziemlich viele Ungereimtheiten im Aufbau der Staffel hinwegsehen beziehungsweise die Erwartungen entsprechend anpassen muss.

Im Gesamtkontext der Staffel bleibt das Ärgernis, dass viel zu viel Zeit mit sinnloser Action, zunehmend unwichtigeren Charakteren und dem Schaffen und dann nicht Weiterverfolgen von guten Grundideen (Sphären-Daten, Ni’var, Osyraa/Smaragdkette, Föderationsstatuten im Wandel) verschleudert wurde. Georgiou hätte gleich bei Ash Tyler bleiben und die Smaragdkette von Anfang an als ernstzunehmenden, vielschichtigen Gegenspieler aufgebaut werden können, der im Kontrast immer wieder den Kodex der Föderation hinterfragen lässt. Dafür braucht es nicht mehrere Einzelepisoden mit immer wieder neuen versklavten Völkern auf stets ähnlich aussehenden Planeten, bei denen es auch völlig egal ist, dass die aktuelle Staffel im 32. Jahrhundert spielt.

Die zu Beginn angedeutete PTSD-Problematik ist spontan bei allen geheilt. Die am Ende viel gepriesene “Verbindung” findet in der Darstellung im Lauf der Staffel viel zu wenig Beachtung, und immer wenn man sich gerade über mehr Screentime mit der Crew freut, wird diese schon wieder zu gerade mal besseren Statisten degradiert.

Das ärgert besonders, weil man prinzipiell durchaus immer wieder merkt, dass im Hintergrund fähige Leute am Werk sind - aber eben zu viele auf einmal und so keine Idee mal so richtig konsequent durchgezogen wird.

Ich gehöre zu denen, die - trotz allem - Star Trek: Discovery nach wie vor wegen ausreichend positiven Momenten freiwillig, gerne und voller Hoffnung gucken. Allerdings liegt die Messlatte mittlerweile deutlich tiefer als zu Beginn, und das ist doch einfach Mist. Da geht so viel mehr, man erkennt die Ansätze. Die Bitte für die vierte Staffel zusammengefasst ist also: Lasst uns (endlich) fliegen!

Star Trek: Discovery

Originaltitel: Star Trek: Discovery
Erstaustrahlung 24. September 2017 bei CBS All Access / 25. September 2017 bei Netflix
Darsteller: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca), Michelle Yeoh (Captain Georgiou), Doug Jones (Lt. Saru), Anthony Rapp (Lt. Stamets), Shazad Latif (Lt. Tyler), Maulik Pancholy (Dr. Nambue), Chris Obi (T’Kuvma), Shazad Latif (Kol), Mary Chieffo (L’Rell), Rekha Sharma (Commander Landry), Rainn Wilson (Harry Mudd), James Frain (Sarek)
Produzenten: Gretchen Berg & Aaron Harberts, Alex Kurtzman, Eugene Roddenberry, Trevor Roth, Kirsten Beyer
Entwickelt von: Bryan Fuller & Alex Kurtzman
Staffeln: 4+
Anzahl der Episoden: 42+


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