Glorreiches Ansinnen - Kritik zur Auftaktfolge 1.01 der Marvel-Serie Loki

SPOILER

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Loki in der Auftaktfolge zur Marvel-Serie

Die Avengers haben in Avengers: Endgame mit der Hilfe von Zeitreisen die Ereignisse, die Thanos’ Schnipps ausgelöst hat, wieder ausgebügelt. Dazu ging es unter anderem in das Jahr 2012 zurück - und da ist es Loki (Tom Hiddleston) gelungen, den Tesserakt an sich zu nehmen und mit ihm zu entkommen. Genau an diese Handlung knüpft nun die Marvel-Serie zu Loki an.

Wer sich an die Ereignisse von Avengers: Endgame nicht mehr so genau erinnern kann - immerhin lief der Film vor zwei Jahren im Kino, und Marvel-Fans mussten coronabedingt eine Kinopause einlegen -, wird gleich mit der Auftaktepisode “Glorreiches Ansinnen” abgeholt. Es gibt einen kurzen Rückblick auf die Handlung, anschließend erfährt das Publikum dann auch, wohin es Loki verschlagen hat: Er ist in der Wüste Gobi gelandet.

Allerdings währt dieser Aufenthalt nur kurz, die Zeitwächter der Time Variance Authority haben den Gott des Schabernacks ausfindig gemacht und nehmen ihn kurzerhand fest. Tatvorwurf: Verstoß gegen den Lauf der Zeit. Potentielle Strafe: Die Eliminierung der Variante, zu der Loki durch sein Eingreifen in die Zeit geworden ist - somit der Tod.

Im Vorfeld gab es massig Clips, die bereits einen Vorgeschmack auf das geboten haben, was das Publikum von der TVA, also der Time Variance Authority, erwarten kann. Und es ist herrlich mit anzusehen, mit welch bürokratischen Aspekten Loki, der zu dem Zeitpunkt noch völlig ahnungslos darüber ist, wo er gelandet ist, es zu tun bekommt. Aussagen unterschreiben? Und zwar jede? Ganz aktuell? Check! Durch einen Sicherheitscheck? Check! Nummer ziehen? Doppelcheck!

Wenn der Amtsschimmel wiehert

Bereits in den ersten Minuten scheint der Tonfall der Serie deutlich. Gut getimter Humor und auch die Farbgebung der TVA vermitteln einen perfekten Eindruck über die absurde Situation, in der Loki sich befindet. Zudem war es ein geschickter Ansatz, das Publikum auch den Wissensstand des Titelhelden einnehmen zu lassen. So erfährt man erst nach und nach, was genau die TVA ist und wie sie arbeitet.

Und gerade, in dem Moment, wo klar ist, was Loki vorgeworfen wird und man laut “Plothole!” rufen möchte, nimmt das Drehbuch diesem Argument jeden Wind aus den Segeln. Denn es stellt sich heraus, dass Manipulation der Zeit an sich kein Verbrechen ist, wie man erst glauben würde - denn dann müssten schließlich auch die Avengers vor Gericht landen. Vielmehr greift die Serie etwas auf, das auch jeder Doctor-Who-Fan gelernt hat: Fixed Point in Time. Wenn ein Ereignis sich bei der TVA auf der Sacred Timeline, also der Heiligen Zeitlinie, befindet, greift die TVA nicht ein. Somit ist auch das Handeln der Avengers ein Muss für den weiteren Ablauf der Zeitlinie und wird nicht bestraft. Ein kleiner Einschub, der aber einen gehörigen Schuss Logik in das Marvel-Universum bringt.

Göttliche Therapiestunde

Aber auch Loki darf in all dem Schlamassel Glück haben. Agent Mobius (Owen Wilson) erkennt, dass der Gott des Schabernacks von Nutzen sein kann, indem er ihm dabei hilft, eine Variante zu jagen, die durch die Zeiten hopst und tötet.

Wie er Loki dann näherbringt, wer die TVA ist, ist clever, aber auch berührend gemacht. Fast muten die Szenen, in denen Mobius Loki auf verschiedene Weise zeigt, was war und was sein wird, wie eine Therapiestunde an. Hiddleston und Owen zeigen hier in einem gekonnten Zusammenspiel mit kleinen Gesten, die deutlich machen, welche Positionen ihren Figuren einnehmen. Owen, der leise Impulse gibt, im Gegensatz dazu agiert Hiddleston, wie man Loki kennt: Arrogant. Überheblich. Unnahbar. Gewillt, der Bösewicht zu sein. Zu sehen, wie Agent Mobius diese Fassade Stück für Stück zum Einreißen bringt, ist faszinierend.

Den emotionalen Höhepunkt erlangt die Folge in dem Moment, indem Loki nach seinem Fluchtversuch die Datei zu seinem Leben bis zu seinem buchstäblichen Ende ansieht. Spätestens dann ist auch dem Letzten klar: Loki ist nicht der, der er vorgibt zu sein. Was sich in den Filmen angedeutet hat, wird hier auf dem Silbertablett präsentiert und gibt der Figur durch Hiddlestons Darstellung eine ergreifende Tiefe. Kurz Durchatmen - und den Moment genießen, in dem Loki sich Agent Mobius gegenüber öffnen darf.

Wie dann aber zu erwarten war, präsentiert der Auftakt den ersten kleinen Twist. Loki soll sich selbst jagen? “I beg your pardon?” Ob er sich wirklich selbst jagen wird, bleibt abzuwarten - denn wie es bei Marvel üblich ist, zeigt sich in der Schlussszene die gejagte Variante komplett verhüllt. Damit ist das Rätselraten, wer sich hinter der Kapuze verbirgt, offiziell eröffnet.

Fazit

Loki präsentiert eine rundum gelungene Auftaktfolge, die eine passende Balance zwischen Humor und leisen Momenten findet und ihrer Hauptfigur nochmals Tiefe verleiht. Es wird definitiv spannend werden, mit wem Loki und die TVA es zu tun haben - Lust auf die kommenden Folgen hat die Premiere definitiv gemacht!

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