Flucht nach vorn - Kritik zu Escape Room 2: No Way Out

escape_room_2_3_s.jpg

Rachel (Holland Roden), Nathan (Thomas Cocquerel), Ben Miller (Logan Miller), Brianna (Indya Moore) und Zoey Davis (Taylor Russell) in Sony Pictures’ ESCAPE ROOM 2: NO WAY OUT

Als Fortsetzung zu Escape Room aus dem Jahr 2019 erzählt Escape Room 2: Now Way Out die Geschichte des erfolgreichen Horror-Thrillers weiter. Der Film handelt von sechs jungen Leute, die unfreiwillig in einer Reihe von Escape Rooms eingeschlossen sind. Nach und nach müssen sie herausfinden, was sie verbindet, um das Spiel zu überleben… und entdecken dabei, dass sie das Spiel alle schon einmal gespielt haben.

Den Trend der Escape Rooms griff das Team um Regisseur Adam Robitel im Jahr 2019 auf. Zoey (Taylor Russel) und Ben (Logan Miller) kämpften sich durch verschiedene Rätsel, Zoey rettete dabei Ben das Leben und schlussendlich stand fest: Sie möchten den Drahtziehern hinter Minos das Handwerk legen. Willkommen an dem Punkt, an dem die Handlung von Escape Room 2: No Way Out ansetzt.

Brzzl!

Zurück in New York führt sie ihr Weg direkt zu einer alten, genretypisch nicht sehr vertrauenserweckenden Lagerhalle, die für Lower Manhattan allerdings nicht ganz so typisch ist. Die Jagd nach einem Dieb lockt die beiden im Eiltempo in die New Yorker U-Bahn, wo sie - ebenfalls nicht ganz typisch für New York - in einem Waggon mit lediglich vier weiteren Personen landen. Ansonsten ist der Waggon nämlich leer. Praktisch, dass es sich bei den nun sechs Personen genau um diejenigen handelt, welche die Escape Rooms schon einmal gespielt und vor allem überlebt haben. Man merkt: Über manchen Handlungsstrang sollte man sehr sehr großzügig hinwegdenken.

Wie die U-Bahn nimmt dann die Handlung des Films jedoch umgehend an Fahrt auf. Der Waggon ist Escape Room Nummer eins und verwandelt sich - immerhin ordnungsgemäß abgekoppelt - in eine tödliche Starkstromfalle. Wer nun miträtseln möchte, wie man dieser Falle entkommt, wird jedoch umgehend enttäuscht. Als Champions sind Zoey, Ben, Rachel, Brianna, Nathan und Theo in der Lage, blitzartig (man verzeihe das schlechte Wortspiel) die Hinweise zu entschlüsseln. Was bleibt aus dem hektischen Auftakt? Das praktische Wissen, dass Baumwolle gegen Strom nicht als Isolation ausreicht. Und die Überlegung, ob beim nächsten Trip nach New York (wenn wir mal so was wie Normalität haben sollten) die Stadt nicht komplett zu Fuß und ohne U-Bahn erschlossen wird. Am Ende gibt es Minos noch wirklich …

Höher! Schneller! Weiter!

Escape Room 2: No Way Out schleppt im weiteren Verlauf das Schicksal vieler Fortsetzung mit sich herum. Regisseur Robitel ließ vorab verlauten, dass sich die Filmemacher mit dem neuen Film übertreffen wollten. Denn immerhin “haben wir im ersten Film die Leute mit den Großen getötet. Wir haben Feuer, Kälte, Schwerkraft, giftiges Gas benutzt und am Ende angedeutet, dass Minos ein Flugzeug entführen wollte.” Das Höher-Schneller-Weiter-Prinzip hat der Geschichte jedoch nicht gut getan.

Zugegeben, optisch kann die Kulisse erneut überzeugen. Die Räume sind beeindruckend inszeniert und können sich ohne Ausnahme sehen lassen. Jedoch hat der Fokus auf eben jene Kulisse dafür gesorgt, dass die Figuren selbst blass bleiben, während sie durch die Handlung hetzen. Hin und wieder versucht das Drehbuch, den Akteuren etwas Hintergrund zu geben, die Tiefe bleibt aber aus. Das sorgt somit leider dafür, dass sich die Sympathie und auch die Empathie für Zoe, Ben und die anderen arg in Grenzen halten. Wenn eine Figur keine emotionale Bindung, gleich in welcher Form, zum Publikum aufbauen kann, ist es einerlei, ob sie den Raum überlebt oder nicht.

Zoe? Du nervst!

Machen die Darsteller denn einen überzeugenden Job? Nun … es gibt bestimmt andere Darsteller, die einen derartigen Film besser tragen können als Taylor Russel. Ihre Leistung ist zwar kein Totalausfall, allerdings hat ihre Darstellung von Zoe schnell den falschen Nerv trifft. Oder in anderen Worten: Zoe nervt. Das ist zu einem dem Hintergrund der Figur geschuldet, aber zum Großteil auch dem Overacting von Russel. Zoe als Anführerin oder auch “The Brain” der Escape-Truppe funktioniert zu keinem Zeitpunkt, und der eine oder andere mag sich dabei ertappen, dass man Zoe einen Fehltritt wünscht.

Es sei dahingestellt, warum Escape-Room-Geschichten selten funktionieren. Der Versuch, es für Die Drei ??? mit der Folge “Die Drei ??? und die Kammer der Rätsel” in Hörspielform zu gießen, ist grandios fehlgeschlagen. Escape Room Teil 1 selbst hat Johannes vor zwei Jahren auch nicht vollends überzeugen können. Vermutlich fehlt diesen Medien das, was einen Escape Room ausmacht: Das aktive Miträtseln. In Escape Room 2: No Way Out ist es in der Regel Zoe, die schnell die Lösungen herausposaunt (ja, posaunt!), während die anderen Figuren nur ab und an zeigen können, dass es einen Grund gibt, warum sie Überlebende sind. Dem Publikum wird der Reiz, selbst auf die Lösung zu kommen, damit aber genommen - und damit bleibt viel Potential auf der Strecke. Schade. Denn allein von der Optik her hätte der Film es verdient, auch von der Handlung im Hinblick auf die Figuren zu überzeugen.

Fazit

Escape Room 2: No Way Out tappt wie so viele Fortsetzungen in die Höher-Schneller-Weiter-Falle. Die Figuren bleiben blass, die Handlung ist hektisch und gibt dem Publikum keine Möglichkeit, die Rätsel selbst zu lösen. Es bleibt abzuwarten, ob der Film erfolgreich genug für den Aufbau eines Franchises sein wird. Dann aber bitte nicht nach dem Wir-müssen-unbedingt-einen-draufsetzen-Prinzip.

 

ESCAPE ROOM: TOURNAMENT OF CHAMPIONS - Official Trailer (HD) | In Theaters July 16

Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.