Das Versteckspiel - Kritik zu Star Trek: Picard 2.09

SPOILER

Star Trek Picard 0209.jpg

Star Trek Picard 0209

Mit "Das Versteckspiel" bringen die Autoren von Star Trek: Picard in der vorletzten Episode der 2. Staffel einige Handlungsstränge zu einem Ende. Allerdings erweist sich der Weg zum Ziel in einigen Fällen als etwas holprig. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Handlung in den vergangenen drei Episoden extrem vor sich hin plätscherte, stellt sich die Frage, wieso man diese Zeit nicht sinnvoller investiert hat. Vor allem die Auflösung um die Borg-Königin fällt hier besonders negativ auf.

Die Episode beginnt mit dem Angriff der Borg-Königin und ihrer neuen Armee auf die La Sirena. Hier dürfte der aufmerksame Besucher zunächst einmal die berechtigte Frage stellen, warum die Armee sich nicht einfach direkt in das Schiff beamt, schließlich hat die Borg-Königin die Kontrolle über die Transporter. Auch sonst sollte man über die Taktiken der Borg-Söldner nicht zu genau nachdenken. So sind die Söldner beispielsweise extrem freundlich und signalisieren permanent ihren Standort mit der Hilfe grüner Zielsucher.

Zudem fällt in "Das Versteckspiel" wieder einmal das Budget der Serie negativ auf. Vieles an der Episode wirkt sehr günstig produziert, was vor gerade im Vergleich zu Star Trek: Discovery doch sehr verwunderlich ist. So spielt ein Großteil der Episode nicht nur bei Nacht, wobei einem hier durchaus Erinnerungen an die Schlacht von Winterfell kommen können, es sind kaum mehr als vier oder fünf Personen gleichzeitig vor der Kamera. Dazu halten sich die Effekte arg in Grenzen, sodass die ganze Episode einen etwas billigen Eindruck hinterlässt.

Die einsame Königin der Borg

Während Picard und seine Crew außerhalb des Schiffes die Söldner der Borg-Königin aufzuhalten, nimmt im Inneren Agnes den Kampf auf. Die Erklärung, warum sie nun plötzlich wieder mehr Zugriff auf ihren Körper hat, ist ähnlich hanebüchen wie zuvor die, mit der die Kontrollübernahme der Königin erklärt wurde. Auch der Auftritt von Elnors Hologramm wirkt etwas arg gewollt, gibt aber zumindest Raffi die Chance sich zu entschuldigen.

Agnes gelingt es zunächst, zu verhindern, dass die Borg-Königin die Kontrolle über das Schiff übernimmt und auch Hologramm-Elnor macht ihr das Leben schwer. Die Sache dreht sich schließlich, als auch Seven und Raffi auf das Schiff gelangen und Seven tödlich verletzt wird. Was folgt, ist der finale Schritt in der Entmystifizierung der Borg, die einmal einer der faszinierendsten Bösewichte in Star Trek waren.

Im Gespräch mit Agnes werden die Motive der Borg-Königin am Ende auf simple Einsamkeit reduziert. "Sie will doch nur geliebt werden" ist leider eine sehr enttäuschende Enthüllung rund um die Picards einstigen Erzfeind. Dass Agnes und die Borg-Königin anschließend miteinander verschmelzen, um die zu erwartende Zeitschleife mit dem Staffelauftakt zu kreieren, ändert dann auch nicht mehr viel. Auch muss man festhalten, dass die Königin sich viel zu einfach überzeugen ließ. Hier verschenkten die Autoren die Möglichkeit, Agnes bereits in den vergangenen Folgen irgendwie die Grundlage für diese Entwicklung legen zu lassen. Gerade weil in den vorherigen Episoden so wenig passierte, ist dies umso ärgerlicher.

Picards Kindheitstrauma enthüllt

Picard muss sich währenddessen sowohl gegen die Versuche von Soong wehren, ihn töten zu wollen, als auch sein Kindheitstrauma bewältigen. Erneut setzen die Autoren dabei auf Flashbacks in seine Kindheit, die in dieser Episode aber noch störender als bisher sind. So wird der eigentliche Spannungsbogen mehrfach unterbrochen, um den Zuschauern Picards Trauma zu präsentieren. Dieses steht zudem auf extrem wackligen Beinen, schließlich erscheint es unwahrscheinlich, dass man als Zuschauer erstmals von einem Picard in seinen 90ern erfährt, dass er sich für den Selbstmord seiner Mutter verantwortlich macht.

Immerhin ist aber auch dieses Rätsel gelöst, sodass sich das Staffelfinale auf Soong und dessen Versuch, die Europa Mission zu stoppen fokussieren dürfte. Im Falle von Soong muss man allerdings festhalten, dass dieser mittlerweile komplett in die Klischeekiste abgerutscht ist und fleißig vor sich hin monologisiert. Das hilft es auch wenig, dass Brent Spiner die Rolle spielt.

Seven akzeptiert sich selbst

Neben Picard wird auch Seven mit ihrem inneren Konflikt in "Das Versteckspiel" konfrontiert. Ähnlich wie bei dem Agnes-Handlungsstrang erfolgt die Auflösung hier aber ebenfalls sehr abrupt und man hätte sich im Vorfeld einen besseren Aufbau gewünscht. So verbrachte Seven einen großen Teil der letzten Folgen praktisch an der Seitenlinie und fungierte eher als Stichwortgeberin. Dass ihr einstiges Dasein als Borg ihr immer noch Probleme bereitet, wurde lediglich in den ersten Folgen angedeutet, eine wirkliche Ausarbeitung fand aber nie wirklich statt. Entsprechend wurde hier wieder einmal einiges an Potenzial verschenkt.

Währenddessen ist Rios weiterhin zwischen seiner Anziehung zu Teresa Ramirez und seiner Verpflichtung als Sternenflottenoffizier hin und hergerissen. In "Das Versteckspiel" gewinnt zwar zunächst noch die Pflicht, wirklich das letzte Wort scheint hier aber noch nicht gesprochen. Viel deutet daraufhin, dass die Autoren auch Santiago Cabrera aus der Serie schreiben. Eventuell will man so Platz für die Rückkehr der alten Garde in Staffel 3 machen. Spätestens in der nächsten Woche dürfte seine Schicksal dann geklärt sein.

Fazit

Holprig, holprig bewegt sich die 2. Staffel von Star Trek: Picard auf ihr Finale zu. "Das Versteckspiel" bringt zwar einige Handlungsfäden zusammen und löst auch die Geschichte rund um die Borg-Königin, wirklich überzeugend gelingt dies jedoch nicht.

Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.