Teil VI: Kritik zum Finale von Obi-Wan Kenobi

SPOILER

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Obi-Wan Kenobi Teil 6

Nach einem guten Start und einem deutlichen Abfall im Mittelteil stellte sich im Vorfeld der abschließenden Episode von Obi-Wan Kenobi natürlich die Frage, ob das Serienfinale einen versöhnlichen Abschluss schaffen kann. Tatsächlich gelingt "Teil VI" in vielen Bereichen noch einmal eine deutliche Steigerung. Gleichzeitig ist die Episode aber auch ein Musterbeispiel dafür, welche Fehler die Macher von Obi-Wan Kenobi gemacht haben.

Obi-Wan Kenobi vs. Darth Vader 3.0

Das große Highlight der Episode ist natürlich das erneute Lichtschwertduell zwischen Obi-Wan und Darth Vader und dieses kann eigentlich in allen Bereichen überzeugen. Es ist gut choreografiert, emotional und sogar spannend, trotz der Tatsache, dass man weiß, dass keiner der beiden Beteiligten wirklich in Gefahr ist. Zugegeben die Schauwerte sind nicht extrem hoch, was primär am Ort liegt, an dem die beiden zum dritten Duell aufeinandertreffen. Hier hatte der Lavaplanet in Episode III natürlich etwas mehr zu bieten. Dafür wurde bei der Kampfchoreografie ein sehr guter Mittelweg zwischen dem Salto-Flip-Flop-Kämpfen der Prequels und den eher schwerfälligen Duellen der originalen Trilogie gefunden. Auch Vader wirkt in dem Kampf deutlich flinker auf den Füßen als in den bisherigen Szenen der Serie.

Ebenfalls gut gelungen ist das finale Gespräch der beiden Figuren. Hier beweist Ewan McGregor wieder einmal, warum seine Darstellung als Obi-Wan bei vielen Fans so hoch im Kurs steht. Auch das halbsichtbare Gesicht von Vader sorgt in der Szene für Gänsehaut und gibt auch Hayden Christensen noch einmal die Möglichkeit, selbst als Vader ein paar Worte zu sprechen, wobei der Wechsel zwischen seiner originalen und Vaders blechernen Stimme eine klevere Idee war.

Festhalten muss man allerdings auch, dass das Duell der beiden primär auf emotionaler Ebene funktioniert. Wie so oft in Obi-Wan Kenobi hat auch "Teil VI" wieder mit einigen inhaltlichen Schwächen zu kämpfen, die dafür sorgen, dass man viele Dinge nicht zu genau hinterfragen sollte. Noch viel problematischer ist dies allerdings im Handlungsstrang rund um Reva Sevander, wo man schon fast von "Und täglich grüßt das Murmeltier" sprechen kann.

Die gefallene Schwester

So spannend das Duell zwischen Obi-Wan und Darth Vader ist, so nervig sind die wiederholten Unterbrechungen durch Reva. An dieser Stelle dürfte weitestgehend etabliert sein, dass was immer Regisseurin Deborah Chow und Showrunner Joby Harold mit der Figur versucht haben, einfach nicht funktioniert. Dabei hilft es auch nicht, dass im Handlungsstrang rund um die ehemalige Inquisitorin die Logiklöcher nicht nur groß, sondern gewaltig sind. Dies beginnt damit, dass die von Vader und dem Großinquisitor zum Sterben zurückgelassene Reva sich einfach einmal ohne Erklärung nach Tatooine teleportieren kann, um dort Luke Skywalker zu töten.

Neben der Tatsache, dass die Aktion selbst extrem weit hergeholt ist, stellt sich die generelle Frage nach der Motivation. Selbst wenn sich Reva an Vader dadurch rächen möchte, dass sie dessen Sohn umbringt. Vader weiß ja vermutlich nicht einmal, dass dieser existiert. Auch müsste sie anschließend noch die rechte Hand des Imperators aufsuchen, um ihn von ihrer Tat zu unterrichten, was ebenfalls eher unwahrscheinlich ist.

Letzteres Problem erledigt sich allerdings dadurch, dass Reva am Ende doch nicht in der Lage ist, Luke zu töten. Inwiefern dies jedoch die Figur rettet, bleibt jedoch fraglich. Zwar gibt ihr Obi-Wan einen Daumen nach oben und erklärt, dass Reva durch ihren Nicht-Mord den Seelen ihrer früheren Padawan-Gefährten Frieden geschenkt hat und sie nun ihren eigenen Weg gehen kann. Dem kann man jeden entgegenhalten, dass die Entscheidung, keinen Mord an einem Zehnjährigen zu begehen, jetzt auch nicht die riesige moralische Entwicklung für eine Person ist. Auf der anderen Seite passt es aber zu der generell extrem unglücklichen Figur, die Reva in der ganzen Serie war.

Zum Abschluss noch etwas Fanservice

Interessanterweise ist die Haupthandlung in der finalen Episode von Obi-Wan Kenobi bereits nach etwas mehr als einer halben Stunde abgeschlossen. Danach nehmen sich die Macher noch rund zehn Minuten Zeit, um die verschiedene Figuren zu verabschieden sowie etwas Fanservice zu betreiben. Wer erwartet hat, dass dabei noch größere Anstrengungen unternommen werden, um bestimmte Kanonprobleme zu bereinigen, der wird enttäuscht. Auch hier geht es wieder in die Richtung, dass man am Ende halt einfach bestimmte Dinge hinnehmen oder für sich entscheidet muss, Obi-Wan Kenobi aus dem Gedächtnis zu streichen.

Den von vielen Fans erwarteten und auch schon mehrfach angeteasten Cameo von Liam Neeson als Qui-Gon Jinn gibt es dann kurz vor Schluss ebenfalls noch. Die große Überraschung ist hier eigentlich nur, dass dieser tatsächlich erst in der letzten Szene stattfindet und damit keine wirkliche Auswirkung auf die Handlung hat. Viele hätten ihn vermutlich eher in einer Schlüsselszene der Serie erwartet, die es ja auch durchaus in "Teil VI" gegeben hätte. So ist der Auftritt am Ende zwar nett aber auch nicht wirklich notwendig. Ähnliches gilt auch für Ian McDiarmid, der natürlich ebenfalls nicht fehlen darf und sich für einen kurzen Hologrammcall die Ehre gibt.

Serienfazit

Was bleibt am Ende von Obi-Wan Kenobi? Nach einem guten Start ließ die Serie leider im Mittelteil stark nach. Auch wenn das Finale dann wieder deutlich besser war, muss man wieder einmal die Frage stellen, wieso Lucasfilm hier so viel verschenkt hat. Dabei spielen auch die finanziellen Einschränkungen, die ebenfalls deutlich spürbar waren eine Rolle. Vermutlich hätte Obi-Wan Kenobi ein klassischer Kinofilm deutlich besser getan als eine gestreckte Mini-Serie. In diesem hätte man die Handlung straffen und sich primär auf Obi-Wan und Darth Vader fokussieren können. Die beiden sind ohne Zweifel der beste Teil der Serie, während andere Figuren, wie beispielsweise Reva, entweder gar nicht funktionieren oder wie Leia bei Fans eher gemischte Reaktionen auslösen.

Ein gemischtes Fazit lässt sich auch für Obi-Wan Kenobi generell ziehen. Die Serie hatte einige wirklich tolle Momente, schlechte Effekte und die Drehbücher sorgten jedoch leider am Ende dafür, dass man nie das eigentlich vorhandene Potenzial ausschöpfen konnte.

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