Kritik zu Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht 1.01 & 1.02

Nach House of the Dragon bekommen Fantasy-Fans in diesen Tagen mit Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht die zweite hochwertige Fantasy-Serie präsentiert. Erstmals laufen damit nun die beiden Franchises gemeinsam, welche das Genre Epic Fantasy in den vergangenen 20 Jahren in Film und Fernsehen bestimmt haben. Beiden Serien ist dabei gemein, dass sie sehr kritisch erwartet wurden. Während die Macher von House of the Dragon noch mit dem Erbe der letzten Staffel von Game of Thrones zu kämpfen hatten, sorgten bei Die Ringe der Macht vor allem die schwachen Trailer im Vorfeld für viel Kritik. House of the Dragon gelang es dann aber gleich zu Beginn, viele Fans wieder ins Boot zu holen und seit heute versuchen nun auch die ersten beiden Episoden der Tolkien-Serie, ihre Kritiker zu überzeugen.

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht spielt viele Jahrhunderte vor der Filmtrilogie. Nachdem die Elben nach Mittelerde gekommen sind, um den finsteren Morgoth zu besiegen, scheint in dem Land endlich Frieden einzukehren. Nur Galadriel, die während des Krieges ihren Bruder und viele Freunde verloren hat, will der Sache nicht trauen. Sie befindet sich auf der Jagd nach Sauron, dem letzten verbliebenen General von Morgoth. Da dieser jedoch seit über einem Jahrhundert nicht mehr gesehen wurde, wird Galadriel von ihrem Posten abberufen, und steht so vor der Frage, ob sie dem Wunsch ihres Königs folgen möchte oder allein Sauron weiter jagt.

Währenddessen kommt es anderen Orten in Mittelerde zunehmend zu mysteriösen Ereignissen. So stößt der Elb Arondir gemeinsam mit der Heilerin Bronwyn beispielsweise auf ein zerstörtes Dorf, dessen Bewohner auf unerklärliche Weise verschwunden sind. Das Haarfußmädchen Elanor Brandyfuß träumt dagegen davon, selbst einmal große Abenteuer zu erleben und bekommt dafür schon bald die Gelegenheit, als ein mysteriöser Fremder quasi fast direkt vor ihrer Haustür landet.

Ein holpriger Auftakt

Warum man sich bei Amazon dazu entschieden hat, direkt zwei Episoden zum Start von Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht zu veröffentlichen, wird spätestens nach dem Anschauen der Premierenfolge klar. Diese ist sehr zäh geraten, was dazu führt, dass der Funke zunächst nicht wirklich überspringen will. Nach einem sehr langen Prolog, der gefühlt vor allem deshalb in der Episode ist, damit es überhaupt etwas Action gibt, wird in der Folge jede Menge geredet. Das Ziel war es dabei anscheinend, den Zuschauern zunächst einmal die verschiedenen wichtigsten Hauptfiguren vorzustellen. Dies gelingt auch durchaus, wirklich Spannung will hier aber kaum aufkommen. Irgendwie plätschert die Handlung der ersten Episode fast über die gesamte Laufzeit vor sich hin und nimmt erst kurz vor Schluss etwas an Tempo auf.

Etwas komisch ist zudem, wie schnell die Autoren über den Konflikt mit Morgoth herüberbügeln. Wer nicht gerade mit den Werken von Tolkien vertraut ist, der bekommt hier relativ wenig Informationen. Letztendlich erfährt man nur, dass es mal jemanden Bösen in Mittelerde gab, Sauron sein General war und die Elben ihn besiegt haben. Mehr Hintergrundinformationen gibt es leider nicht, was - gerade weil der Konflikt für Figuren wie Galadriel so einschneidend war - etwas schade ist.

Die Handlung nimmt an Fahrt auf

Die zweite Episode macht dann aber vieles besser. Zunächst einmal nimmt die Spannung zu, da die verschiedenen Figuren in ihren jeweiligen Handlungssträngen nun auch tatsächlich etwas zu tun bekommen. Die Minuten, in denen man nur herumsteht und redet, nehmen deutlich ab. Und selbst in den reinen Dialogszenen ist der Unterhaltungswert deutlich größer, wobei hier vor allem die Handlung rund um Elrond und Prinz Durin Spaß macht. Dazu wird auch der Actionanteil erhöht, was ebenfalls dazu beiträgt, dass die Folge deutlich abwechslungsreicher und damit kurzweiliger ist als der Auftakt.

Tolkien-Puristen dürften der Serie aber vermutlich auch in Episode 2 nicht viel abgewinnen können. Bereits im Vorfeld hatten die Macher angekündigt, dass man, um die Geschichte zu erzählen, viele Geschehnisse aus dem 2. Zeitalter, die eigentlich Hunderte Jahre voneinander entfernt stattfanden, zeitlich zusammenbringt. Wer also ein Problem damit hat, dass bereits in Folge 2 Figuren auftauchen, die eigentlich noch lange nicht geboren sein sollten, dürfte mit der Serie definitiv nicht glücklich werden. Die Ringe der Macht scheint sich deutlich größere kreative Freiheiten zu nehmen als dies bei den Filmen der Fall war.

Die Optik überzeugt über weite Strecken

Ein großer Kritikpunkt vieler Fans waren im Vorfeld die in den Trailern gezeigten Effekte. Gerade mit dem ersten Teaser-Trailer hat sich Amazon definitiv keinen Gefallen getan, den dieser wirkte noch sehr unfertig. In der Serie selbst sieht die Sache nun deutlich besser aus. Die Ringe der Macht hat eine ganze Reihe von wirklich beeindruckenden Szenen. Mitunter ist es allerdings etwas auffällig, dass die Darsteller nur vor einem Greenscreen stehen. Zwar sieht der Hintergrund hervorragend aber eben auch computeranimiert aus. Dieses Problem ist aber auch nicht wirklich neu. Auch die Hobbit-Filme hatten damit schon zu kämpfen.

Wirkliches Der-Herr-der-Ringe-Feeling kommt dann vor allem in den Landschaftsszenen auf. Hier dürften sich so manche Zuschauer nostalgisch an ihren Besuch im Kino erinnern, der ja nun auch schon 20 Jahre her ist. Es wird spannend zu sehen sein, wie die Macher die Sache in Zukunft angehen. Im Gegensatz zur 1. Staffel sollen die nachfolgenden Episoden ja nicht mehr in Neuseeland gedreht werden. Die eine oder andere Landschaftsaufnahme sollte aber sicherlich trotzdem drin sein.

Ein großer Cast stellt sich vor

Neben den Effekten sorgte auch das Casting einiger Darsteller im Vorfeld der Serie für Kritik. Mit Morfydd Clark und Robert Aramayo übernehmen zwei Darsteller bekannte Rollen aus den Filmen und sind nun als jüngere Galadriel und Elrond zu sehen. Gerade Galadriel wirkt doch deutlich anders als in den Filmen und hat wenig mit der von Cate Blanchett gespielten Figur gemeinsam. Zwar ist die Serien-Galadriel um einiges jünger, gleichzeitig aber auch schon über 1000 Jahre alt. Von daher stellt sich schon die Frage, inwiefern die Figur sich in einem so hohen Alter noch stark verändert. Letztendlich wirkt es doch ein bisschen so, als würde die Serien-Galadriel nur so heißen, um irgendwie eine Verbindung zu den Büchern beziehungsweise den Filmen zu haben. Etwas besser sieht die Sache bei Elrond aus, der deutlich näher an der bekannten Figur ist.

Beim Casting setzten die Macher vor allem auf eher unbekannte Gesichter, anders als beispielsweise in House of the Dragon. Die Darsteller und Darstellerinnen machen allerdings alle einen durchaus soliden Job, auch wenn man natürlich nach zwei Episoden noch nicht so viel von ihnen zu sehen bekommen hat.

Fazit

Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht stolpert zum Start doch erheblich. Die erste Episode kann nur bedingt überzeugen und dürfte primär deshalb weniger schwach in Erinnerung bleiben, weil man direkt Folge 2 mitveröffentlicht hat. Diese macht einige Dinge besser und bringt auch die Handlung in Fahrt, sodass das Interesse an weiteren Episoden durchaus geweckt wird. Von einem echten Hit ist die Serie aber noch ein gutes Stück entfernt.

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