Kritik zum Staffelfinale: The Walking Dead 6.16 - The Last Day on Earth

SPOILER

Okay, endlich ist es soweit: Endlich treffen in The Walking Dead Rick und Negan aufeinander. Der Moment, der von vielen Fans als großartiger Teil der Comics gesehen wird, schafft es nun endlich auch in die TV-Serie. Da es zu dieser Szene sehr viel zu sagen gibt, will ich vorher noch darauf eingehen, wie gut mir der Rest der Episode gefallen hat:

Wie Morgan und Carol sich nach etwas Gezanke auf die selbe Seite schlagen und Morgan dann sogar für sie tötet, halte ich für einen durchaus tollen, vorläufigen Abschluss der beiden. Carol hat sich seit dem Anfang der Staffel vom Killer zum (wäre-eigentlich-gern-)Pazifisten gewandelt, wohingegen Morgan sein Motto von All life is precious mittlerweile zu most life is precious gewandelt zu haben scheint. Da er aber sein komplettes Magazin auf den Typen abfeuert, scheint sich da in letzter Zeit doch etwas Druck unter der Haube angesammelt zu haben.

Die beiden Männer auf den Pferden gehören wohl weder zu den Saviors noch zum Hilltop, was auf eine weitere (eher friedliche) Gruppe schließen lässt. Mit ihren Pferden und der Rüstung sehen sie für mich relativ kompetent aus, mal schauen, was daraus noch so wird.

Krankentransport in die Hölle

Der Rest des Hauptcasts springt ins Wohnmobil und versucht, Maggie zum Hilltop zu bringen, da ihr ungeborenes Baby ziemlich Probleme macht, sie ohne ärztliche Versorgung bereits mit einem Fuß im Grab steht und gerade den zweiten dazu holt. Sie stoßen dabei allerdings immer wieder auf Straßenblockaden der Saviors, die ihnen den Deal vorschlagen, sich all ihren Kram zu nehmen und vorerst nur einen der Gruppe zu töten. Das findet Rick natürlich nicht ganz so cool und unterbreitet das Angebot, all ihren Kram zu nehmen und niemanden zu töten.

Nach und nach werden die Blockaden immer größer und bedrohlicher, sodass die Gruppe sich aufteilt und versucht, Maggie zu Fuß zum Hilltop zu bringen, während Eugene weiter mit dem RV umher fährt und die Aufmerksamkeit auf sich lockt. Die Mittel, zu denen sie dabei greifen, wirken ziemlich eindrucksvoll und haben sowohl der Gruppe als auch uns als Zuschauer nochmal verdeutlicht, wie groß die Gruppe um Negan ist, und wie viel Macht wirklich hinter diesem Namen steht.

Man stapelt ja nicht mal eben so einfach mehrere Meter hoch Baumstämme auf und parkt mit zig Autos an mehreren Stellen den Highway voll und platziert daneben noch jeweils 10-20 Leute. Die Idee, die Walker als Blockade zu verketten und sie mit den Klamotten von Michonne und Daryl zu schmücken, ist ebenfalls genialer Psychoterror.

Ich muss sagen, mir wurde da beim Zusehen schon etwas mulmig in der Magengegend, und der eine oder andere Fingernagel musste auch mit den Zähnen manikürt werden. Spätestens, als sie Maggie durch den Wald tragen und die Saviors um sie herum plötzlich anfangen zu pfeifen und sie in die Falle locken, war klar, dass das kein gutes Ende nehmen kann. Oder wie Abraham zu sagen pflegt: "We are neck deep up shit creek with our mouths wide open".

The Man himself

Schließlich taucht aber Negan auf und setzt ganz locker nochmal einen drauf. Was Jeffrey Dean Morgan da in seinen knapp 10 Minuten Screentime abliefert, ist einfach nur abartig gut. Während seiner Ansprache ging mir regelrecht der Arsch auf Grundeis. Der Mann spielt seine Rolle so furchteinflößend und charismatisch, dass ich mich kaum entscheiden kann, ob ich lieber um mein Leben rennen oder ihn auf ein Bier einladen sollte.

Und dann kommt es schließlich auch endlich zu der Szene, auf die alle so lang gewartet haben: Negan stellt der Gruppe seinen mit Stacheldraht umwickelten Baseballschläger Lucille vor. Und Lucille macht direkte Bekanntschaft mit der Schädeldecke von ...

... ja, wem eigentlich? Die bis dahin ziemlich großartige sechste Staffel endet nämlich mit einem Cliffhanger, in dem nur der Kameramann stirbt. Und das Internet rastet komplett aus.

Etwas zu Unrecht, wie ich finde. Natürlich ist es uncool, dass wir jetzt ein halbes Jahr warten müssen, um zu erfahren, wer die arme Sau ist, die ihr Leben lassen musste. Und ja, eine (wahrscheinlich, ich habe die Comics noch nicht so weit gelesen) ziemlich großartige Szene aus den Comics wurde nicht 1:1 umgesetzt. Aber was ändert das eigentlich? Ist Negans Auftakt jetzt weniger bedrohlich? Wird die Episode dadurch schlechter? Oder wird sogar die Comicvorlage (Achtung Spoiler!) schlechter?

Ganz im Gegenteil lehne ich mich hier jetzt mal etwas aus dem Fenster und behaupte, dass Negan uns jetzt noch gefährlicher vorkommt. Denn wüssten wir, wer stirbt, dann würden wir jetzt alle den Tod von Charakter X betrauern und auf Staffel 7 warten. Da wir es aber nicht wissen, schweben wir jetzt bis zur nächsten Episode in Ungewissheit und können uns mehr auf Negan fokussieren, der ja offensichtlich einfach durch pure Willkür entschieden hat, wessen Rübe er zu Brei kloppt.

Haters gonna hate

Laut Aussagen der Schauspieler wissen übrigens selbst diese nicht, in wessen Perspektive wir uns am Ende befinden:

Letztendlich wird die Überraschung wahrscheinlich gar nicht durch die lange Wartezeit verdorben, sondern dadurch, dass beim Dreh irgendwer ein Foto von einem zermatschten Gesicht leaked und/oder irgendwelche Hardcore-Fans genau analysieren, wer wann am Set ist und wer eben nicht mehr auftaucht. Das ist das einzige Problem, was ich mit dem Ende habe.

Wieso manche Leute meinen, man hätte die Chance gehabt, mit dieser Folge die "Red Wedding" von The Walking Dead liefern zu können, kann ich auch nicht verstehen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in Westeros bereits bei der Hälfte der Staffel der Name des Killers genannt wurde und dessen Bedrohlichkeit über acht(!) Episoden aufgebaut wurde. Nein, ganz im Gegenteil hat man es einfach überhaupt nicht kommen sehen und war deswegen so schockiert.

So viel dazu, lasst euch wegen sowas nicht die ganze Folge oder gar Staffel madig machen. In 6 Monaten geht es schon weiter, und spätestens zum Beginn von Staffel 8 erinnert man sich ohnehin nur noch daran, wie Negan Charakter X umgebracht hat und nicht, dass man darauf sechs ach so lange Monate warten musste.

In aller Kürze

Ich finde das Ende der Staffel gar nicht schlecht, ja eigentlich sogar ziemlich gut. Von dem Cliffhanger kann man halten, was man will; Jeffrey Dean Morgan und vor allem auch Andrew Lincoln haben ihr Ding einfach großartig gemacht und uns allen wieder gezeigt, das eine Show auch in der sechsten Staffel noch einiges leisten kann. Ich freue mich tierisch auf den Oktober, wenn es weiter geht.

Was haltet ihr vom Finale? Durch wessen Augen sehen wir die letzten Sekunden der Staffel eurer Meinung nach?

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