Raumschiff zu verkaufen

Arndt Ellmer

„Raumschiff zu verkaufen“ ist Arndt Ellmers 21. Und gleichzeitig auch letzter Planetenroman. Das Taschenbuch erschien im Januar 1998 im BSv Verlag. Im vierten Band der Chroniken ist die wechselhafte Endgeschichte der Planetenromane kurz zusammengefasst worden. Nachdem der Heyne Verlag ausstieg, übernahm schließlich der BSV Verlag die Reihe. Die Nummerierung wurde fortgeführt. Die Taschenbücher hatten ein größeres Druckbild und deswegen keinen größeren Umfang. Allerdings wiesen sie neben einer Postkarte, das Titelbild widergebend, auch Zeichnungen im Textteil der Taschenbücher auf. Swen Papenbrock gestaltete das Titelbild und insgesamt acht Zeichnungen im Textteil.

Das Buch ist im Rahmen der Neuauflage der Planetenromane als Taschenhefte vom Pabel Verlag unter dem ursprünglichen Untertitel „Griff nach der Basis“ nachgedruckt worden. Dirk Schultz und Horst Gotta haben ein moderneres Titelbild für den Nachdruck genommen.

Eigentlich sollten sich die Taschenbücher weniger an der Erstauflage orientieren, sondern globalere Themen ansprechen. Aber wie Klaus N. Frick in seinem Blog zum Ausdruck bringt, hat Arndt Ellmer das Schicksal der BASIS lange fasziniert und er wollte einen wirtschaftlich konsequenten Abschluss zu diesem zweiten legendären Fernraumschiff verfassen. Minutiös hat er für die damalige Zeit gewaltige Summen aufgerufen, um das sich im Mondorbit befindliche funktionstüchtige Raumschiff auf den neusten Stand zu bringen. Zu viel für die neue, sich von den Unsterblichen mehr und mehr im  Jahre 1229 NGZ abwendende terranische Regierung unter der Führung des ersten Terraners Buddcio Grigor.

Die BASIS soll unabhängig von politischen Gemengelagen an den meist bietenden Interessenten verkauft werden.  Die Ausgangsbasis dieses Romans ist schon interessant, eine Legende soll zu Geld gemacht werden. Aber von Beginn an etabliert Arndt Ellmer eine Reihe weitere Schwierigkeiten für die Unsterblichen um Perry Rhodan herum. So treffen sich die Unsterblichen heimlich im Gemyr Sekor des Monds, wo im Jahre 2586 die Geschichte der BASIS begann. Atlan, Perry Rhodan, Julian Tifflor , Guckyund vor allem Homer G. Adams überlegen, ob sie selbst die BASIS kaufen wollen.  In die Diskussionen wird NATHAN eingebogen. Homer G Adams rechnet der kleinen Gruppe vor, dass der Modernisierungsbedarf mindestens 200 Milliarden Galax beträgt. Zusammen mit einem Kaufpreis von mindestens 100 Milliarden Galax überschreitet dieses Investitionsvolumen die Kapazitäten der Unsterblichen, zumal Homer G. Adams ja nicht mehr um die Kapazitäten der Liga verfügt. NATHAN selbst sieht keine Sinn darin, das Raumschiff zu kaufen. Emotionen sind der Mondpositronik fremd.

Im Laufe der Perry Rhodan Serie hat sich nach der Scheer Sturm- und Drang Periode, die angesichts der Expansion nach „draußen“ von jedem wirtschaftlichen Gedanken befreit gewesen ist, spätestens mit der Idee der kosmischen Hanse auch ökonomische Basis eingeschlichen. Dabei wird immer wieder klar differenziert zwischen den wirtschaftlichen Möglichkeiten der verschiedenen Verbünde und dem privaten Vermögen der Unsterblichen, deren meistens erwähnte Besitz weiterhin die Bungalows in der Wüste Gobi am Landeplatz der STARDUST sind.

Arndt Ellmer zeigt den Roman wie ein roter Faden durchziehend klar auf, was der Kau und später Kauf eines derartig gigantischen Raumschiffes inklusiv der Erhaltung kosten. Wie bei der SOL kommt noch ein weiterer politischer Faktor hinzu. Während die SOL Geborenen immer wieder darauf bestanden haben, das Fernraumschiff zu bekommen, sind die BASIS Veteranen unter der Führung von Leon Zoldan mit einem Trick von Bord gelockt worden. Sie leben jetzt in der Siedlung Laubenhain am Apennin.

Arndt Ellmers erster Planetenroman – die Storysammlung „Weg in die Unendlichkeit“ – setzte sich mit dem Kampf der zukünftigen SOLANER um ihre Heimat auseinander, sein letzter Planetenroman mit dem Kampf der BASIS Veteranen um ihr Raumschiff auseinander. Allerdings haben die BASIS Veteranen das Problem, sie müssen quasi von außen agieren und ihren Wächtern auf der Erde vorgaukeln, dass alles unverändert ist. Die SOLANER gingen dabei sehr viel aktiver vor.   

Nach einem Drittel des Buches konzentriert sich Arndt Ellmer handlungstechnisch auf mehreren Ebenen agierend auf die unterschiedlichen Verkaufsprozesse. Homer G. Adams ist vom ersten Terraner gebeten worden, aufgrund seiner Erfahrung den Verkaufsprozess der BASIS zu leiten. Parallel gibt es allerdings eine Gesetzesinitiative, die einen Verkauf an die Unsterblichen verhindern soll.

Zusammen mit Julian Tifflor will er die BASIS ausgerechnet einem Clan der Springer anbieten. Dazu reisen sie auf den Clanplaneten, der sich als sehr gefährlich entpuppt.

Die Blues dagegen besichtigen unter Führung Perry Rhodans die BASIS direkt. Dabei kommt es zu seltsamen Vorfällen.

Und ein seltsames Bieterkonsortium positioniert sich erst am Ende des Verfahrens, scheint aber über Insiderinformationen zu verfügen.

Arndt Ellmer bewegt sich bei „Raumschiff zu verkaufen“ stilistisch auf einem schwankenden Schiff. Die Eingangssequenz mit den deprimierten Unsterblichen und der ihnen entgegen schlagenden Ablehnung vor allem durch die politische Obrigkeit alle deren Leistungen ignorierend ist deutlich dunkler, ein wenig verstörender geschrieben als die mittleren Kapitel. Vor allem die Blues müssen unter einer Reihe von Phänomen leiden. Die Leser sind auch im direkten Vergleich zu den Unsterblichen wissenstechnisch einen Schritt voraus. Gucky und Perry Rhodan ahnen zwar angesichts der Abläufe, wer nur dahinter stecken könnte, sie können es aber ohne „Gefangene“ nicht beweisen. Hinzu kommt, dass sie sich mit den „Tätern“ im tiefsten inneren solidarisch erklären.

Der Verkaufsprozess mit den Springern beginnt quasi explosiv. Adams und Tifflor werden gefangengenommen, festgehalten und schließlich sollen sie sogar bestraft werden. Die Actionszenen sind dynamisch. Später beginnen die schwierigen Verhandlungen. Arndt Ellmer macht sich einen Spaß draus,  gigantische Summen  noch auf dem Papier zu bewegen. Allerdings hat dieser Spannungsbogen auch einen ernsten Hintergrund. Anführer einzelner Springerclans werden ermordet. Dabei handelt es sich vor allem um Gruppen, die sich für die BASIS interessieren.

Das Ende der kurzweilig zu lesenden Buches ist allerdings hektisch. Die eine Gruppe flieht vor dem schlechten Karma der BASIS, die zweite Interessentenvereinigung hat abschließend gänzlich andere Probleme, die BASIS Veteranen machen vor allem dem politisch machtlosen Perry Rhodan Vorwürfe und der finale Käufer taucht nicht nur aus dem Nichts auf, er verschwindet quasi dahin auch wieder, ohne das Arndt Ellmer eine Reihe von notwendigen Fragen beantwortet.  Mit der BASIS.

Auch wirkt das Geschehen zum Ende hin teilweise unnötig hektisch.  Einige kritische Hürden umschifft der Autor wenig elegant und ignoriert Gefahrenpotential. Im Gegensatz zu den genauen Rechnungen hinsichtlich der Modernisierungskosten wirkt der eigentliche Verkaufsprozess wie von einem Amateur dem Prinzip der Hoffnung folgend initiiert. Vor allem abseits von Adams geradliniger Planung weiß die linke Hand nicht was die rechte Faust plant. Dass die verschiedenen Überlappungen sich schließlich auflösen, erscheint eher wie das Durchschlagen eines gordischen Knoten als eine konsequente Kaufabwicklung. Eine Auktion oder das Einreichen von schriftlichen verbindlichen Geboten bis zu einem bestimmten Zeitpunkt hätte einige der dadurch konstruiert erscheinenden Spannungsbögen abgemildert.

Auf der anderen Seite hat Arndt Elmer mit diesem respektvoll der BASIS gegenüber nostalgischen Roman ein wichtiges Kapitel der ganzen Serie überzeugend und pragmatisch zugleich abgeschlossen. Vor allem der Auftakt mit dem geheimen Treffen der machtlosen Unsterblichen in dem Raum, in dem die Geschichte der BASIS begann, gehört zu den schönsten Szenen des ganzen Romans. Es ist eine lebendige Hommage an das legendäre Fernraumschiff und zeigt gleichzeitig, dass im Perry Rhodan Universum über die Zeit wenig bis gar nichts vergessen wird.

 

gebrauchtes Buch – Ellmer, Arndt – Perry Rhodan 410 Raumschiff zu verkaufen

BSV Verlag, 188 Seiten mit Illustrationen

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