Sternen- Gambit

Michael Mühlener

Sollte es so etwas wie eine Art Jugendbuch im Perry Rhodan Universum geben, kommt Michael Mühlehner mit seinem Roman „Sternen- Gambit“ diesem Sujet relativ nahe. Andreas Schwietzke hat ein farbenprächtiges, aber auch nicht direkt zur Handlung passendes Titelbild beigesteuert.

Der Roman spielt in der Zeit der Herrschaft der Cantaro. Mit dem einleitenden Zitat und den einen kurzen Epilog darstellenden Anmerkungen Captain Ahabs rückt er das Geschehen auch ein wenig in den Bereich der Mythologie und distanziert sich zusätzlich, aber auch unnötig von der Haupthandlung der Erstauflage. Hinzu kommt, dass die Einleitung im Grunde eine Quadratur des Kreises ist,  sie soll inhaltsschwere symbolisieren und zielt trotzdem ins Leere. Die abschließende Bemerkung dient dagegen klassische als Ausleitung.

Der Autor nimmt gerne Begriffe aus der Literatur oder irdischen Geschichte. Da gibt es wie erwähnt den Piraten und späteren Helden Captain Ahab, den der Autor aber nicht konsequent gegen die Melville Schöpfung charakterisiert. Der Name ist im Grunde austauschbar. Ein großer Teil der Handlung spielt auf den abgeschiedenen Planeten Pitcairn,  wo die Meuterer auf der Bounty schließlich teilweise nur kurze Zeit Zuflucht gefunden haben.  Sowohl der Planet als auch die Insel sind eine Herausforderung für die Siedler gewesen, die mit primitiven Möglichkeiten sich jeweils eine eigene Existenz erschaffen haben.

In diesen dunklen Jahrhunderten sind die Schergen Galbraith Deightons unterwegs, um in erster Linie Soldaten für die zahllosen Schlachte zwangs zu rekrutieren.  Wer nicht in das Gesundheits- oder Altersraster fällt, kann immer noch den Aras zu Experimentierzwecken dienen.  

Natürlich beinhaltet die Welt allerdings auch ein Geheimnis und die landenden Truppen haben nicht nur Interesse an Menschenmaterial, sondern an einer Klonstation, einer geheimen Basis und dem jungen Finn, der noch nichts von seiner Bestimmung ahnt.

Auf dem Planeten ist er bei seinem Onkel Barsmann Calm aufgewachsen.  Wie jeder Teenager  träumt er davon,  die primitive Welt zu verlassen und zwischen den Planeten hin und her zufliegen. Nicht für die irdischen Tyrannen, eher haben es ihm die Freigeister in diesem abgeschiedenen Sektor angetan.

Natürlich geht der Traum schneller in Erfüllung als es sich der Protagonist, aber nicht der Leser träumen lässt. Die Flucht führt über einen bislang effektiv verborgenen Transmitter zu einer unterirdischen Basis auf dem Mond, wo nicht nur eine Space Jet auf ihn und seine Begleiter wartet, sondern das Abenteuer.

Auch wenn das Tempo der ersten Hälfte des Buches hoch ist, präsentiert der Autor nur in Details, aber vor allem nicht im Großen und Ganzen überraschend. Zu oft hat man diese Form der Plotgestaltung in den angesprochenen Jugendbüchern gelesen. Zu glatt verläuft die Flucht, zu schnell lernt Finn ein Raumschiff zu bedienen, zu geradlinig führt der Weg zu exotischen Plätzen, immer die Verfolger mindestens einen Atemhauch im Nacken.

Positiv ist, dass der Planet Pitcairn ein zwei Besonderheiten hinsichtlich der Flora und Fauna aufweist.

Das war es aber auch schon. Auf dieser Handlungsebene folgt noch der Bau von entsprechenden Lagern, wobei  wahrscheinlich ein Abtransport sinnvoller wäre als der Aufwand, für so wenige „Menschen“ .     

Natürlich ist der Schurke böse und hinterhältig. Er befindet sich selbst auf der Suche nach einer Art „Schatz“, über den er vage Hinweise erhalten hat.  Einer der Guten wird gefoltert, um ihn dieses Geheimnis zu verraten. Im Laufe des Plots geht aber dieser Katalysator gegen Ende verloren.

Finns Flucht ist zusammen mit seiner Bekannten waghalsig. Aber er lernt schnell. Der Zufall und die lange Hand des Autoren führt ihn schließlich zu Captain Ahab, der ihn ihm nicht nur den Enkel Barsmann erkennt, sondern einen Schlüssel, um zumindest einen kurzzeitigen Pyrrhussieg zu erringen.

Natürlich muss er sich nicht zuletzt dank des zumindest gut gezeichneten Springer- Paten auch der eigenen Vergangenheit stellen, die ihm natürlich lange Zeit vorenthalten worden ist.  Das „Aufräumen“ erfolgt dann wie alle Teile des Romans ausgesprochen schnörkellos und teilweise auch ein wenig einfallslos. Der Leser merkt dem Autoren kann, dass er bislang wenig Erfahrung mit der Entwicklung nicht nur komplexer Charaktere, sondern vor allem emotional relevanter Situationen hat. Mit dem Taktstock reihen sich die einzelnen aneinander, werden zu wenig miteinander verbunden und ergeben abschließend ein viel zu glattes, auf zu vielen Zufällen basierendes Bild. Negativer Höhepunkt ist in dieser Hinsicht das Klischee von den Arenakämpfen, an denen Finn teilnehmen muss, um für sich und seine Freundin Emer Geld zu verdienen. Etwas Originelleres hätte hier geholfen.

Wie einige andere Actionszenen spielt Michael Mühlehner hier eine Art Pflichtprogramm ab. Auf der anderen Seite könnte ihm diese Schnellausbildung beim finalen Kampf gegen den Erzschurken helfen. Aber hier verzichtet der Autor auf zu viel Heroismus und lässt den Kampf positiv durch Hilfe von außen entscheiden.

Ein weiteres Manko auf dieser Sternenodyssee liegt in der blassen Charakterisierung von Emer. Während Finn ja immer von einem Leben zwischen den Sternen und Abenteuern geträumt hat, wird das junge Mädchen aus dem Nichts heraus ihrer vertrauten Umgebung entrissen. Sie weiß, dass ihr Vater gefoltert und getötet werden könnte, weil er zum Schutz von Finn gelogen hat. Diese Lüge bei der Auflösung der ersten Konfrontation funktioniert auch nur auf dem Papier oder besser der Theorie. Immerhin ist es den terranischen Machthabern egal, wen sie zwangsrekrutieren und historisch gesehen haben Sklaven nicht selten ein anderes Interesse, den Dienstherrn zu wechseln als die gerade ihrer Freiheit Beraubten.

„Sternen- Gambit“ ist in vielen Punkten weder Fisch noch Fleisch. Der Autor hat sich mit dem Zeitsprung von fast siebenhundert Jahren zwischen Band 1399 und 1400 eine dankbare Epoche ausgesucht, in welcher viele Geschichten erzählt werden können. Mit Galbraith Deighton greift der Autor nur auf einen Serienbekannten zurück und entwickelt alle anderen Figuren neu. Der Hintergrund wird für Stammleser ausreichend angerissen, Neueinsteiger tauchen ja in einen besonderen Abschnitt der Serie mit den dunklen Jahrhunderten ein und brauchen deswegen nicht viele Hintergrundinformationen.

Positiv ist, dass es sich um ein stringentes Jugendbuchabenteuer handelt, das oberflächlich kurzweilig in leider teilweise sehr bekannten Mustern unterhält. Negativ ist, dass viele Szenen nicht zu Ende entwickelt scheinen und der Autor zu Lasten einer ausreichenden Balance zwischen Handlung und Charakterisierung das Erste ausgewählt hat. Dadurch verlieren einige wichtige Szenen an Potential und das Ende wirkt überstürzt.

Mit Finn verfügt der Roman über einen klassischen, fast klischeehaften Jugendbuchcharakter, der aus zahlreichen Vorlagen beginnend bei „Die Schatzinsel“ zusammengesetzt zu sein scheint anstatt ein Eigenleben zu führen. Erschwerend kommt hinzu, das viele andere Protagonisten unter einer noch oberflächlicheren Charakterisierung leiden.

Es handelt sich um einen Fan- Roman und als solchen sollte man ihn auch betrachten. Allerdings zeigen die letzten Veröffentlichungen der Perry Rhodan Fan-  Edition qualitativ eine negative Tendenz, so dass man sich einen inhaltlich wie charakterlich nicht nur überzeugenden, sondern auch originellen Band inzwischen fast sehnlichst herbeiwünscht. „Sternen- Gambit“ erfüllt diese Anforderungen nur mit erheblichen Einschränkungen.   

 

 

DIN A5 Format, 64 Seiten

bestellbar bei www.prfz.de

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