Schattenchronik Band 6- Die Stadt am Meer

Andreas Zwengel

 Mit dem sechsten Abenteuer „Die Stadt am Meer“ feiert Andreas Zwengel sein Gebüt bei der „Schattenchronik“. Das Abenteuer führt auch gleich in die schwedische Heimat der beiden Agenten Martin Anderson und seiner Kollegin Leila Dahlström, die dort eigentlich so etwas wie Abstand, von Urlaub gar nicht zu sprechen verbringen wollen.

Das an der schwedischen Küste nicht alles gewöhnlich ist, haben die Leser schon im Prolog erfahren. Drei angetrunkene und den Drogen zugeneigte Freunde stranden, nachdem sie eine Hochzeitsfeier haben platzen lassen, schließlich am Meer und dem Fuß eines Leuchtturms. Am nächsten Morgen findet der Leuchtturmwärter zwei Leichen und nur die Kleidung des Dritten direkt am Fuße des Leuchtturms dem Wasser zugewandt.

Martin Anderson muss erkennen, dass sein Heimatdorf verlassen ist. Die Häuser sind verwahrlost. Selbst der Nachbar ist scheinbar ohne Spur zu hinterlassen verschwunden, obwohl ihm Martin Anderson immer wieder Geld überwiesen hat, um nach dem Tod seines Vaters auf das Haus aufzupassen.

Bei seiner Tour die schwedische Küste entlang stellt Martin Anderson fest, dass nur die kleine Stadt Rökkschow aufblüht, wobei dort eine Reihe von Menschen verschwunden sind.

Der aufmerksame Leser ahnt die Zusammenhänge dank zahlreicher Hinweise unter anderem durch den verhinderten örtlichen Reporter sehr viel früher als Martin Anderson. Der grundlegende Plot ist auch nicht unbedingt neu und hat Einzug in diverse Geschichten gehalten. Die Hintergründe variieren teilweise, aber der Schatten reicht bis zu H.P. Lovecraft oder William Hope Hodgson zurück.

Der abschließende letzte Kritik bleibt das nur vordergründig abgeschlossene Ende. Wie die Wünsche abschließend tatsächlich real umgesetzt werden konnten, bleibt offen. Auch das später dank der Satellitenbeobachtung festgehaltene „Phänomen“ wird nicht weiter erklärt. Es wäre schön, wenn Andreas Zwengel diese lockeren Fäden noch einmal aufnehmen und zu einem befriedigenderen Ende führen könnte.

Unabhängig von diesen bekannten Facetten des Romans erweitert Andreas Zwengel behutsam das „Schattenchronik“ Universum ein wenig. Der Leser erfährt mehr über Martin Anderson und seine Herkunft.

Die kleine schwedische Stadt mit ihrem dunklen Geheimnis ist solide gezeichnet worden. Es sind die Nebenfiguren wie die Tochter des Bürgermeisters mit ihrem behinderten Sohn, der über die besten und schlagkräftigsten Dialoge verfügt und der angesprochene Reporter, welche aus der Masse herausstechen.

Das Tempo des Romans ist angenehm hoch und das Finale mit der Kavallerie in letzter Sekunde cineastisch ansprechend gestaltet.  Zwar bleibt auch hier einiges vage angesichts der Masse der Bedrohung, aber der Autor konzentriert sich vor allem auf die Action. Und von der gibt es reichlich.

Zwischen den dramaturgisch intensiven Auftakt und dem furiosen Finale finden sich einige gute ruhige Szenen, in denen der Autor eine fast perfekte schwedische Atmosphäre vermittelt, aber auch aufzeigt, unter welchen Problemen das dörfliche Leben in Schweden des 21. Jahrhunderts leidet.

„Die Stadt am Meer“ ist zusammengefasst ein durchschnittlicher Beitrag zur „Schattenchronik“. In einem angenehm fließenden Stil geschrieben wird keine originelle Geschichte erzählt, sondern bekannte Versatzstücke ein wenig umgestaltet und auf der emotionalen Ebene extrapoliert. Aber Andreas Zwengel ist ein Autor, der mit seiner trotz der Bekanntheit des Stoffes packenden Art des Erzählens die bisherige Crew in Zukunft positiv erweitern kann.       

 

Taschenbuch, 158 Seiten

Blitz- Verlag

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