Schattenchronik Band 9: Willkommen auf Hell-Go-Land

Andreas Zwengel

Andreas Zwengel schickt das Schattenchronikteam Martin Anderson und Lella Dahlström nicht nur nach Helgoland, am Ende dieses stringenten kurzweiligen Abenteuers offenbart der Autor mit der direkten Begegnung mit der anderen Seite einen kurzen Ausblick in die Zukunft der Serie, aber auch in der Vergangenheit des zum Schattenchronikteam gehörenden Mediums. Dazu finden sich einige kurze Hinweise auf andere Abenteuer sowohl innerhalb dieser Serie als auch hinsichtlich der quasi Mutterabenteuer in „DER BUTLER.
Ein Unfall – eine Kiste mit Leergut wird von einem Jungen umgeworfen – entwickelt sich zu einem Blutbad. Die beiden Angreifer verfügen dabei über übermenschliche Kräfte und zerfleischen förmlich ihre Opponenten, die bis zu diesem Augenblick nur zänkische Nachbarn gewesen sind.
Während das Schattenchronikteam zur Insel gerufen wird, versucht ein Housekeeper verzweifelt eine Horde von Surfern aus dem ihm anvertrauten Haus zu bringen und den Schaden möglichst gering zu halten. Die Surfer hören dabei auf eine junge Frau.
Die Romane der Schattenchronik sind am Effektivsten, wenn sich der Horror aus fast Alltäglichem heraus entwickelt. Dabei ist es schwer, neue Ansätze zu finden. Die exzentrischen Hausbesetzer mit entsprechenden Egos, einer rücksichtslosen Mentalität und vor allem dem Drang zur Party ragen in dieser Hinsicht aus der Masse heraus. Die Verzweifelung Zetts, das Geschehen unter Kontrolle zu bringen und gleichzeitig bei der Anführerin Eindruck zu schinden wird gut beschrieben, die Charaktere sind nicht unsympathisch und das immer mehr um sich greifende Chaos gipfelt schließlich in einer Hommage an Stephen Kings „Es“. Hinzu kommt, dass Andreas Zwengel nicht immer, aber spürbar in einzelne Dialoge besondere Feinheiten einbaut. So kennen sich Mainzerinnen mit dieser besonderen Gattung eben besser aus als die durchschnittlichen Norddeutschen.
Das hohe Tempo wird nicht nur bis zum Ende der Story durchgehalten. Die Balance zwischen den einzelnen Segmenten stimmt und die Ereignisse überschlagen sich nicht zu sehr, wie in einigen anderen Schattenchronik Romanen, deren Höhepunkt und Epilog durch den vom Heftroman übernommenen begrenzten Umfang teilweise sehr gedrückt wirkten.
Andreas Zwengel geht zwar nicht auf die Details der wechselhaften Helgoländer Geschichte ein und hält sich bei den Besonderheiten des roten Felsens in der Nordsee ein wenig bedeckt, aber zumindest hat sich der Autor einen interessanten und nachvollziehbaren Platz für die erste direkte Konfrontation zwischen der anderen Ebene mit einem ihrer „Hintermänner“ sowie der Schattenchronik ausgesucht. Auch diese Szene schließt der Autor mit einem pointierten Satz.
Zusammen mit den wenigen Polizisten haben die beiden Schattenchronik Agenten Anderson und Dahlström nur die Möglichkeit, auf das Geschehen zu reagieren und nicht mehr zu agieren. Dabei werden auch drastische Maßnahmen ergriffen, wobei Helgoland als Insel ja noch ein abgeschlossener Raum ist, der leichter zu verteidigen scheint. Andreas Zwengel beschreibt die außer Kontrolle geratene Situation mit dem Höhepunkt auf dem Oberland spannend und gleichzeitig bizarr genug, um bei einigen in der Abwicklung vertrauten Szenen das Interesse des Lesers am Text zu halten.
Wie bei den Geschichten im Westerwald, im Sauerland und jetzt auf Helgoland ist der deutsche Hintergrund im Gegensatz zu den internationalen Mystery Serien Motivation und Hindernis zugleich. Zu leicht kann ein Szenario zu einer ungewollten Parodie werden. In den bislang veröffentlichten Schattenchronik Romanen haben die Autoren diese Problematik sehr gut unter Kontrolle gehalten und so reiht sich “Willkommen auf Hell-Go-Land“ nahtlos in die Phalanx von kurzweilig zu lesenden Abenteuern um das besondere Team ein. Mit einem schon angesprochenen Blick auf die finale Konfrontation, die aber mit sehr markigen, fast klischeehaften Worten eröffnet wird.

Schattenchronik - Gegen Tod und Teufel 09: Willkommen auf Hell-Go-Land

Taschenbuch, Blitz Verlag

158 Seiten

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