Sherlock Holmes und der Zorn Gottes

G.G. Grandt

Der Blitz Verlag eröffnet mit dem Doppelband „Sherlock Holmes und der Zorn Gottes“ aus der Feder G.G. Grandts eine neue Reihe unter dem Titel „Sherlock Holmes Baker Street 221b London“.

 Die Serie steht für sich alleine, auch wenn sich immer wieder Hinweise unter anderem auf den ebenfalls von Grandt und ebenfalls im Blitz Verlag veröffentlichten Roman „Im Auftrag der Krone“ finden.

 Die beiden gleichzeitig unter dem gleichen Titel veröffentlichten Taschenbücher verfügen über einen die einzelne Bände überspannenden Handlungsbogen. So endet der Plot des ersten Buches mit einem obligatorischen Cliffhanger, der aufgrund der betroffenen Person allerdings vorhersehbar, wie auch im Grunde wenig effektiv ist. Es ist immer schwer, relevante Personen eines Kanons in tödliche Gefahr zu bringen, die sich nicht mit letzter Konsequenz entfalten kann.

 Am Ende des Doppelbandes wird zwar der unmittelbare „Fall“ gelöst, die Hintermänner bleiben im Dunkel. Vier weitere in regelmäßigen Abständen erscheinende Bücher wird G.G. Grandt Sherlock Holmes für das finale Problem zugestehen.

 Der Auftaktband präsentiert eine dunkle Geschichte. Ein Serienkiller bringt gleich zu Beginn eine Prostituierte um. Er hinterlässt eine kryptische Nachricht und unterschreibt mit den Namen Jack. Vieles soll auf eine Wiederkehr Jack the Rippers hindeuten. Allerdings weißt der Hinweis auf den „schwarzen Tod“ für Sherlock Holmes relativ schnell in eine andere Richtung. Positiv ist, dass sich der deutsche Wissenschaftler und Virologe Dr. Adelbert Meyfried ebenfalls in London aufhält und freundschaftlich mit Sherlock Holmes verbunden ist. Der Meisterdetektiv befürchtet, dass der Serienkiller weniger ein verrückter Psychopath ist, sondern den schwarzen Tod, die Pest wieder nach London bringt, nachdem die Krankheit mehr als zweihundert Jahre vorher in der britischen Hauptstadt nur unter großen Opfern und vor allem einem gewaltigen Feuer in den Elendsvierteln unter Kontrolle gebracht werden kann.

 Das letzte Drittel des Buches weist möglicher auf eine weitere, sehr bekannte fiktive Figur hin, die mit ihren geflügelten Begleitern wie in der Originalvorlage Bram Stokers auch die Pest mitgebracht hat. In dieser Hinsicht bleibt abzuwarten, ob sich die vagen Hinweise konkretisieren oder G. G. Grandt dem Handlungsverlauf noch eine andere Wendung gibt.

 Für einen Auftaktband ist die Geschichte gut geschrieben. Sherlock Holmes und Doktor Watsons haben ein ausgesprochen professionelles Verhältnis. Doktor Watson ist nicht die komisch tragische Sidekickfigur. Auch wenn er nur in einer Situation aufgrund seines medizinischen Wissens alleine agieren darf, nimmt er die Ängste sowohl Sherlock Holmes als auch Doktor Meyfried zu diesem Zeitpunkt noch auf sehr wackligen Füßen stehend an und beteiligt sich aktiv an der Suche nach dem potentiellen Massenmörder mit einem Sendungsdrang. 

 Das Verhältnis zu Inspektor Bradstreet ist ambivalenter. Er kennt Sherlock Holmes als intellektuell überlegen an. Allerdings gibt es auch hochrangige politische Kräfte im direkten Umfeld des Königs, die ihre eigenen Interessen haben. Im Laufe des ersten Buches sucht er ein wenig von Sherlock Holmes Kompromisse, um die Kontrolle über die Gefahren nicht gänzlich zu verlieren.

 Das Tempo ist gut ausbalanciert.. Nach den ersten dynamischen Szenen mit dem brutalen Mord an einer Straßendirne nimmt G.G. Grandt den Fuß vom literarischen Gaspedal und erläutert sowohl die historischen Hintergründe als findet auch Zeit zu einer Expedition durch den Buckingham Palast. Vordergründig für den deutschen Wissenschaftler, aber der Leser verfolgt das Geschehen auf der Haupthandlungsebene immer auf Augenhöhe.

 Gegen Ende mit der Expedition in das inzwischen von der Polizei abgesperrte und sich selbst überlassene Armenviertel dreht der Autor allerdings noch einmal an der Spannungsschraube. Die Pesterkrankten weisen besondere Merkmale auf.  Vielleicht kommt die im nächsten Kapitel indirekt gelieferte Erklärung ein wenig zu früh, aber G.G. Grandt bereitet mit dem allerdings nur im übertragenen Sinne zu verstehenden  Reihentitel „Sherlock Holmes und der Zorn Gottes“  den Boden gut für den Abschlussroman vor.

Band: 01, Historischer Kriminalroman
Seiten: 156 Taschenbuch

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