Das Haus Zamis 63- Wiener Blut

Logan Dee & Michael Marcus Thurner

Logan Dee und Michael Marcus Thurner schreiben die Chronik der Familie Zamis im Kampf nicht nur gegen Monsignore Tatkammer sehr blutig fort. Schon in dem letzten Roman sind einige Mitglieder der Familie ums Leben gekommen. Das ist nach den bisherigen Handlungsverläufen auch endgültig und der Leser hat an keiner Stelle den Eindruck, als wenn vor allem Exposeautor Uwe Voehl alias Logan Dee mit Fakten spielt und die übernatürlichen Kreaturen durch die Hintertür zurückkommen lassen möchte.

Coco Zamis ist mit ihrer Halbschwester inzwischen in Wien angekommen. Im ersten Teil des Buches müssen noch Georg und Juna aus den Händen einer französischen Spezialeinheit mit dem Dämonenjäger Alain Jospin an der Spitze befreit werden. Dieser handelt quasi als eine Art Geheimagent gegen das Böse. Eine interessante und vor allem ausbaufähige Idee. Bislang haben die Autoren meistens die Dämonenfamilien unter sich gelassen und nur wenige Sterbliche als kurzzeitige Pro- oder Antagonisten an ihre Seite gestellt. Dass die Aktivitäten der verschiedenen Familien auf im Grunde allen Kontinenten nicht zumindest das Misstrauen der Politik oder Militärs erweckt haben, wirkt unwahrscheinlich.

Logan Dee hat aber nicht wirklich den inhaltlichen Raum, diesen Handlungsbogen weiter auszubauen. Aber die Ansätze sind interessant und könnten im Verlaufe der Serie eigenständig und von den Zamis sowie ihren Gegnern unabhängig weiterentwickelt werden.

Der zweite Teil ist natürlich von dem Wiener Michael Marcus Thurner verfasst worden. Das Wiener Blut pulsiert ja in ihm und zu den stärksten Abschnitten der ganzen Serien gehörten die Passagen, die entweder Ernst Vlcek zu Beginn der Serie oder eben Michael Marcus Thurner nicht nur in der Gegenwart für Wien und seine Unterwelt geschrieben haben. Unauffällig und niemals belehrend sind historische Fakten und Fiktionen immer gut zusammengeflossen.

Im zweiten Teil kommt es zu der lange erwarteten direkten Auseinandersetzung zwischen dem charismatischen und dank der Rückblenden überzeugend entwickelten Monsignore Tatkammer und den Zamis.

Der Ton wird rauer. Während die Zamis mit ihren teilweise sadistischen Exzessen immer wieder unterstrichen haben, das es sich um eine Dämonenfamilie mit uralten Wurzeln handelt, agierte Coco Zamis vor allem Unschuldigen gegenüber verhaltender. Auch sie hat manchmal als letztes Mittel und meistens im Rahmen einer Attacke zu Gewalt gegriffen, aber niemals proaktiv und über die moralische Strenge schlagend. Während dieser Konfrontation versuchen die Autoren die Grenzen auszutesten. Das ist nicht immer weit vom Splatterpunk entfernt, aber deutlich heftiger als zum Beispiel in den ersten Büchern der Serie, in denen die Autoren mehr Wert auf Stimmungen als expressive Gewaltszenen gelegt haben.

Die Autoren haben aber noch zwei Pfeile im Kocher. Mit Tatkammer haben sie über mehrere Romane eine  interessanten Antagonisten erschaffen, der aber auch nur Handlanger Abraxas ist. Bislang ist diese Figur eher absichtlich hintergrundtechnisch entwickelt worden. Sowohl seine Interessen als auch seine direkten Fähigkeiten wurden in den bisherigen Romanen nur angedeutet. Natürlich muss der finale Konflikt zwischen den buchstäblich restlichen Zamis und später Abraxas ausreichend vorbereitet, aber für den Leser auch realistisch nachvollziehbar beschrieben werden. Ein Gesamturteil lässt sich wahrscheinlich erst mit dem Abschluss des letzten Teilromans ziehen, aber die Ziele hängen für die Zamis in der gegenwärtigen Konstellation unter normalen, dem Leser bislang bekannten Voraussetzungen unerreichbar hoch.

Der zweite Pfeil ist der Rückgriff auf Dorian Hunter. Der Dämonenjäger hatte bislang nur eine untergeordnete Rolle als ehemaliger Liebhaber Coco Zamis in dieser Subserie. Es bleibt abzuwarten, ob die Autoren die Figur aktiver nutzen und er vielleicht das fehlende Gewicht bei der Wiederherstellung des Gleichgewichts ist.

„Wiener Blut“ ist eine interessante, deutlich blutigere Fortführung des laufenden Zyklus mit einer Reihe von gelungenen Szenen und vor allem einer ausgeglichenen Qualität zwischen den beiden Teilromanen. Nicht selten war entweder die erste oder die zweite Hälfte schwächer als das jeweilige Gegenstück. Das ist bei „Wiener Blut“ nicht mehr der Fall, auch wenn Paris Wien nicht das Wasser reichen kann. In dämonisch atmosphärischer Hinsicht.  

Das Haus Zamis 63 - Wiener Blut

Taschenbuch, 256 Seiten

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