Nostalgie in Serie: Digimon Adventure 01

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Digimon

Zu einer Zeit, als es den wenigsten bewusst war, dass es sich bei Digimon um einen Anime handelt, beginnt die Erfolgsgeschichte dieses Franchises in Deutschland. 2000 im RTL-II-Nachmittagsprogramm gestartet, wurden die Digital Monsters ähnlich schnell zu Publikumslieblingen wie eine andere recht prominente Serie mit tierähnlichen Stars, die im Jahr zuvor angelaufen war: Pokémon.

Während das letztgenannte Format in mittlerweile zwanzig Staffeln stets auf Protagonist Ash Ketchum aus Alabastia gesetzt hat, ist man bei Digimon einen anderen Weg gegangen. Nach Digimon Adventure 02 gab es einen kompletten Austausch des Hauptcasts. Bis heute wurden noch fünf weitere Staffeln produziert, die allesamt nicht aufeinander aufbauen und unabhängig voneinander sind.

Auch wenn alle Teams ihre Fans fanden, ist bis zum heutigen Tage keine Digiritter-Truppe so beliebt wie die ursprüngliche. Aus diesem Grund ist es auch nicht wirklich verwunderlich, dass die Verantwortlichen 2014 - passend zum 15. Geburtstag des Animes - deren Comeback ankündigte.

2015 wurde dann bekannt, dass das neue Projekt mit dem Namen Digimon Adventure tri. keine Serie im klassischen Sinne, sondern eine sechsteilige Kinofilmreihe werden würde. Da diese auch vor den deutschen Kinoleinwänden nicht haltmacht, bietet es sich an, noch einmal einen Blick auf die Anfänge dieses weltweiten Phänomens zu werfen.

Inhalt

Eben noch im Sommercamp, befinden sich die sieben Kinder Tai, Matt, Sora, Izzy, Mimi, Joe und T.K. plötzlich auf einer fremden Insel. Dort begegnen ihnen kleine Wesen, die sogar sprechen können und nach eigener Aussage schon lange auf sie gewartet haben: die Digimon.

Die Neuankömmlinge erfahren, dass sie in einer digitalen Welt gelandet sind, die in großer Gefahr ist. Mit der Zeit stellt sich heraus, dass es sich bei den Freunden um die legendären Digiritter handelt, deren Bestimmung es ist, gemeinsam mit ihren Partner-Digimon die Digiwelt zu retten.

Die Digimon

Es gibt sie alle: kleine, große, süße, gefährliche, schwache, starke, friedfertige, kampfeslustige, verlässliche und hinterhältige Digimon. Bis zu einem gewissen Grad sind sie mit Menschen vergleichbar und weisen deshalb logischerweise auch deren Stärken und Schwächen auf.

Sehr viele Vertreter ihrer Art beherrschen unsere Sprache, manche wie zum Beispiel Kuwagamon oder Monochromon wirken hingegen eher wie wilde Tiere und geben ausschließlich für uns unverständliche Laute von sich.

Immer wenn die Kinder einem neuen Wesen begegnen, wird dieses dem Zuschauer in Form einer Infografik, die später auch dem Team zur Verfügung steht, vorgestellt. Man erfährt, welchem Typus (Serum, Datei oder Virus) das jeweilige Digimon angehört, welche Attacken es beherrscht und auf welchem Level (die wichtigsten: Baby, Ausbildung, Rookie, Champion, Ultra und Mega) es sich aktuell befindet.

Der dritte Fakt ist im Grunde der wichtigste, denn er gibt Auskunft darüber, wie stark ein digitales Monster tatsächlich ist. Durch sogenannte Digitationen kann es hier allerdings zu Verschiebungen kommen: Digitiert nämlich ein Rookie-Digimon wie das sehr prominente Agumon zu dem Champion-Level-Digimon Greymon, wächst es, verändert sich äußerlich und kann es mit einem Male mit deutlich mächtigeren Gegnern aufnehmen.

Die Tatsache, dass diese in der Theorie ziemlich komplex anmutenden Sachverhalte in den einzelnen Episoden so verständlich erklärt werden sowie die Vielfalt an Mini- und Maxi-Monstern, die der Zuschauer geboten bekommt, sind definitiv zwei große Vorzüge der Serie.

Digimon

Die Menschen

An dieser Stelle bietet es sich an, etwas näher auf die menschlichen Protagonisten von Digimon Adventure 01 einzugehen. Denn diese sind schließlich nicht ganz unwichtig, wenn es um das Thema Digitation geht.

Manchmal erreichen Digimon völlig ohne externe Hilfe das nächste Level, was in der Serie jedoch sehr selten gezeigt wird. Primär sind es die Partner-Digimon (zumeist auf dem Rookie-Level), die immer wieder digitieren. Sind sie satt und ausgeruht und ist ihr Digiritter in Gefahr, gelingt es ihnen beispielsweise relativ leicht, die Rookie-zu-Champion-Level-Digimon-Entwicklung zu vollziehen.

Dies hat unter anderem auch mit einem kleinen Gerät zu tun, das alle sieben seit ihrem ersten Aufeinandertreffen mit ihren außergewöhnlichen Mitstreitern besitzen: dem Digivice. Im Fall der Fälle sondert es ein gleißend helles Licht ab und setzt so den ganzen Prozess in Gang. Diese Transformation ist aber nie von Dauer, da sie die Beteiligten sehr viel Kraft kostet.

Nun geht es in diesem Anime jedoch um weit mehr als nur um das Kämpfen. Obwohl es zugegebenermaßen in so ziemlich jeder Folge mindestens ein Duell gibt, stehen eigentlich ganz andere Dinge im Vordergrund. Es geht um Freundschaft, Familiensinn, das Einstehen für seine Überzeugungen, das Über-sich-Hinauswachsen, das Eingestehen von Fehlern, den Umgang mit Verlusten, darum, wie man Selbstzweifel überwindet, um Verantwortung und um Hoffnung.

Der Zuschauer erlebt Tai, Matt, Sora, Izzy, Mimi, Joe und T.K. sowohl in schönen Momenten als auch in echten Extremsituationen. Vor allem wird er aber Zeuge davon, wie die Kinder durch diese Reise reifen, sich weiterentwickeln, also gewissermaßen ebenfalls digitieren.

Die Macher haben bemerkenswerterweise auch nicht einfach ein Mitglied der Gruppe zur klaren Hauptfigur gemacht. Stattdessen vertraut man auf das gesamte Ensemble und gesteht jedem Akteur ausreichend Screentime zu.

Das wird durch den Umstand erleichtert, dass die Gruppe immer wieder getrennt wird, wodurch immer wieder neue Personenkonstellationen entstehen. Auf diese Weise kann man sehr gut die Stärken und Schwächen des Einzelnen herausarbeiten beziehungsweise zeigen, wie unterschiedliche Charaktere voneinander profitieren können.

Digimon

Die Feinde

Dadurch entsteht im Verlaufe der 54 Folgen ein enormes Wir-Gefühl, das nicht nur die Digiritter sehr sympathisch erscheinen lässt, sondern auch dazu beiträgt, dass man sich sehr leicht mit ihnen identifizieren kann.

Deshalb fiebert man auch in den entscheidenden Gefechten gegen die Bösewichte sehr mit. Ebendiese eint nämlich, dass sie relativ lange vorbereitet werden und sich zum Teil auch über mehrere Episoden erstrecken.

Die Antagonisten weisen zudem sehr unterschiedliche Wesenszüge auf, was sie für den Betrachter überaus interessant macht. Sie wirken zu keiner Zeit austauschbar und haben aufgrund ihrer speziellen Designs - ähnlich wie die Partner-Digimon - einen hohen Wiedererkennungswert.

Fazit

Auch nach beinahe zwanzig Jahren kann man noch nachvollziehen, warum Digimon Adventure 01 einst so viele Kinder und Jugendliche begeistern konnte. Die Protagonisten - ob Mensch oder Digimon - sind absolute Sympathieträger. Im Grunde wird eine einzige große Abenteuerreise erzählt, und selbst die Gegenspieler der Protagonisten wissen allesamt zu überzeugen.

Selbstverständlich ist es dennoch im Kern ein Format, das ein junges Publikum ansprechen soll, weshalb man natürlich kein Storytelling der Extraklasse erwarten darf. Insgesamt sind die Erzählweise und das Dargebotene überdies schon so gestaltet, dass auch jene, die mit gezeichneten Abenteuern aus Japan eigentlich relativ wenig anfangen können, leicht einen Zugang dazu finden können; sofern sie es denn wollen.

Wer also meint, der Anime könnte ihm gefallen, kann bedenkenlos einmal reinschauen; allein schon für eines der deutschen Ohrwurm-Titellieder schlechthin aus dieser Zeit (Leb deinen Traum) lohnt es sich.

Und wer von diesem Kosmos gar nicht genug bekommen kann, findet hier den nächsten Teil der Reihe, der sich mit Digimon Adventure 02 befasst.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© KSM Anime

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