Retro-Kiste: Die letzte, einzige Hoffnung auf Frieden - Babylon 5

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110 Episoden in 5 Staffeln, 6 TV-Filme, ein Spin-Off - ein Geheimtipp ist Babylon 5 sicherlich nicht. Es soll in diesem Artikel auch nicht um wilde Fachsimpelei oder Details der Produktionsgeschichte gehen - wer das möchte kann sich gerne in den Kommentaren austoben. Vielmehr möchte ich darauf eingehen, warum ein Rewatch gerade jetzt noch einmal eine ganz neue Erfahrung sein kann. Denn keine andere Serie kreuzte bei der politischen Lage der letzten Jahre so oft meine Gedanken wie Babylon 5.

Zugegeben, wenn man die Serie nun zum ersten Mal überhaupt sieht, muss man sich auf die spezielle Optik sicherlich bewusst einlassen - doch die Charaktere und Handlungsstränge müssen sich auch in der veränderten Medienlandschaft nicht verstecken und haben nach wie vor jede Menge zu bieten. Und wie schon ein weiser Commander sagte: "Früher oder später landet jeder auf Babylon 5".

Anders als im eher utopisch angelegten Star Trek bietet Babylon 5 ein noch intensiveres Zusammenleben unterschiedlichster Arten, und hat neben den für eine Raumstation luxuriösen Quartiere der Kommandoriege verschiedenste Bereiche bis runter zum braunen Sektor, wo allerlei Gestrandete und gescheiterte Existenzen ihr Leben bestreiten.

So bietet sich schon im Kleinen reichlich Konfliktpotential. Doch eigentlich dient Babylon 5 als neutraler Anlaufpunkt und Hafen, wo auch Räte abgehalten und vermittelt wird. Entsprechend gilt die Raumstation auch als die in der Titelsequenz erwähnte "letzte, einzige Hoffnung auf Frieden".

Krieg und Frieden, Autoritarismus vs. Freier Wille, Ordnung vs. Chaos oder auch Religion - aus den großen Überthemen und den diversen kleineren Nebenhandlungen, Charakterentwicklungen und für viele Sci-Fi-Serien typische aufkommende Ethikfragen in einzelnen, in sich abgeschlossenen Episoden sticht nun gerade in letzter Zeit besonders die Handlung rund um Präsident Clark und die Lossagung von der Erdregierung hervor.

Nachdem Vizepräsident Clark seinen Konkurrenten, Präsident Santiago, ermorden ließ, gelangt er an die Macht über die Erde und baut mit Hilfe der paramilitärischen Einheit Nightwatch und dem PsiCorp, der strengen Vereinigung der Telepathen, seine Diktatur auf. Frei nach dem Motto "Make Earth great again!" soll es in erster Linie um die Erde gehen und diese von Einflüssen anderer Rassen beschützt werden.

Als Beweise für die Mittäterschaft Clarks an Sandtiagos Mord öffentlich werden, stellen sich einige Kolonien, darunter Mars und Babylon 5, gegen seine Regierung. Doch Clark ist mittlerweile viel zu einflussreich und hat einen mächtigen Militärapparat hinter sich, mit dem er größtenteils den Widerstand brutal brechen kann.

"Sometimes before you can deal with a problem, you have to redefine it. But you can't deal with the problems by pretending they don't exist. There's no need to embarrass our leaders by pointing out the flaws that they're aware of and dealing with in their own way. Some people just enjoy finding fault with our leaders they're anarchists, troublemakers, or they're simply just unpatriotic."

Was einst - und damit meine ich etwa das Jahr 2004, als ich Babylon 5 zum ersten Mal durchsuchtete - eher wie eine im futuristischen Kleid gut verpackte Aufarbeitung der Geschichte wirkte, scheint nun erstaunlich treffend und aktuell.

Auch die wenig subtile Szene, in der  "reale Fakten" in "gute Fakten" geändert werden sollen, weil dies der Regierung mehr nützt, scheint in Zeiten der Diskussionen rund um "Fake News" und "alternative Fakten" nicht mehr ganz so abwegig.

Bei zunehmenden Nationalismus und geschürter Angst vor dem "Fremden", ist es ein kleiner Schritt zum Misstrauen vor der Gefahr und Störenfrieden in den eigenen Reihen.  Was liegt also näher, als die eigenen Bürger zur Spionage gegeneinander einzusetzen?

Bei einer so umfangreichen und von Serienschöpfer J. Michael Straczynski durchgeplanten Serie ist dies natürlich nur die Spitze des Eisberges. Aber vielleicht motiviert es den ein oder anderen ja, trotz der reichlichen Auswahl an neuem Stoff, doch noch einmal einen Rewatch zu starten, oder überhaupt zum ersten Mal Babylon 5 zu sehen. Es lohnt sich auf jeden Fall.

"Das Universum spricht in vielen Sprachen, aber nur mit einer Stimme.
Es ist nicht die Sprache der Narn oder der Menschen oder der Centauri oder der Gaim oder der Minbari.
Es spricht in der Sprache der Hoffnung.
Es spricht in der Sprache des Vertrauens.
Es spricht in der Sprache der Kraft und in der Sprache der Leidenschaft.
Es ist die Sprache des Herzens und die Sprache der Seele.
Aber es ist immer dieselbe Stimme.
Es ist die Stimme unserer Vorfahren, die aus uns sprechen.
Und die Sprache unserer Erben, die darauf warten, geboren zu werden.
Es ist die kleine, leise Stimme, die sagt, dass wir alle eins sind.
Ungeachtet des Blutes, ungeachtet der Hautfarbe, ungeachtet der Welt, ungeachtet des Planeten - Wir sind eins.
Ungeachtet des Leids, ungeachtet der Finsternis, ungeachtet der Verluste, ungeachtet der Furcht-  Wir sind eins.

Hier, vereint im Streben nach unserem gemeinsamen Ziel, anerkennen wir hiermit diese einzige Wahrheit und die einzige Regel: Dass wir gütig zueinander sein müssen.
Denn jede einzelne Stimme bereichert uns und adelt uns.Und jede verlorene Stimme schwächt uns. Wir sind die Stimme des Universums, die Seele der Schöpfung, das Feuer, das uns den Weg in eine bessere Zukunft erleuchten wird. Wir sind eins."

Babylon 5 - All Intros

Babylon 5 - Das Tor zur dritten Dimension
Originaltitel:
Babylon 5: Thirdspace
Kinostart:
04.09.02
Laufzeit:
91 min
Regie:
Jesús Salvador Treviño
Drehbuch:
J. Michael Straczynski
Darsteller:
Bruce Boxleitner, Claudia Christian, Mira Furlan, Richard Biggs, Jeff Conaway, Stephen Furst, Patricia Tallman
Als im Hyperraum ein Artefakt unbekannter Herkunft gefunden wird, dauert es nicht lange, bis die Station Besuch von IPX bekommt, die das Objekt untersuchen wollen. Sheridan willigt im Austausch gegen Informationen und Waren für die unter dem Embargo der Erdregierung leidenden Station zu.

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