Lemony Snicket - Rätselhafte Ereignisse

Originaltitel: 
Lemony Snicket's A Series of Unfortunate Events
Land: 
USA
Laufzeit: 
108 min
Regie: 
Brad Silberling
Drehbuch: 
Robert Gordon
Darsteller: 
Jim Carrey, Liam Aiken, Emily Browning, Kara Hoffman, Shelby Hoffman
Kinostart: 
27.01.05

Die drei Geschwister Violet, Klaus und Sunny Baudelaire werden ganz plötzlich zu Waisen - denn das Elternhaus ist mitsamt Mama und Papa während der Schule abgebrannt. Ihr neuer Vormund, der seltsame Graf Olaf, ist allerdings wohl kaum der geeignete Erziehungsberechtigte: Er stellt sich schon bald als das männliche Gegenstück zur Märchenhexe heraus. Nur der Findigkeit der Kinder ist es zu verdanken, daß sie nicht den hinterhältigen Intrigen Graf Olafs zum Opfer fallen. Ein langer Weg zur neuen Heimat...


Filmkritik:
von Susanne Picard (für SF-Radio.net)

Rätselhafte Ereignisse. Oder im Original: Unfortunate Events. Sowohl das eine als auch das andere trifft zu - was ist bei diesem Film schiefgegangen? Oder ist gar nichts schiefgegangen und alles nur harmlos?

Violet, Klaus und Sunny Baudelaire sind Geschwister und jedes hat seine besondere Gabe. Violet erfindet Dinge wie weiland Daniel Düsentrieb, Klaus kann sich alles merken, was er je gelesen hat und die zweijährige Sunny kann beißen. Eines Tages bricht ihre wohlgeordnete Welt jedoch zusammen: das eigene Haus brennt mitsamt den Eltern darin bis auf ein paar rauchende Trümmer ab. Sehr traurig für die Kinder, bestimmt doch der Vermögensverwalter, dass sie jetzt bei einem Verwandten bleiben sollen, den sie gar nicht kennen, dem Grafen Olaf nämlich. Und der entpuppt sich schon bald als übler Bösewicht: er tut alles, um die lieben Kleinen umzubringen, damit er das sagenhafte Vermögen der Eltern Baudelaire einstreichen kann. Doch die Kinder kommen ihm auf die Schliche und setzen alles daran, dem heimtückischen Komplott zu entgehen, und so werden sie von einem skurrilen Verwandten zum anderen geschickt, ohne jedoch ein neues Zuhause zu finden.

Die ganze Geschichte lässt Regisseur Brad Silberling (der auch morbid angehauchte Filme wie „Casper“ und „City of Angels“ inszenierte) in einer Welt spielen, die an die skurrilen Fantasy-Settings Tim Burtons gemahnt. Alles ist düster, nicht so recht einer bekannten Zeit zuzuordnen und damit eigentlich ein wenig verstörend. Durch sie und die seltsamen und manchmal unheimlichen Figuren merkt man wirklich nicht sofort, dass man in einer Kindergeschichte steckt.

Jim Carrey spielt also den Grafen Olaf. Mit Hakennase, als überkandidelter und größenwahnsinniger Verschwörer und Schauspieler macht er eine hervorragende Figur, wie meist in derartigen Rollen. Für Kinder sicher sehr gruselig, ebenso wie Billy Connolly als seltsamer Schlangenforscher Onkel Monty freundlich und aufregend abenteuerlich daherkommt und Meryl Streep als exzentrische Tante Josephine, die Angst vor ihrem eigenen Schatten hat, besorgt und heimelig wirken mag. Die Schauspieler geben sich Mühe und spielen ihre Figuren sehr liebenswert.

Wie gesagt, für Kinder mag das alles stimmig sein und definitiv wie etwas anderes wirken. Aber professionell erzählt ist das alles trotzdem nicht. Die Kinder finden nach einer Weile heraus, dass sich hinter dem Brand im Elternhaus und den freundlichen und seltsamerweise völlig unbekannten Verwandten ein Geheimnis und ein Zusammenhang besteht. Da werden Ferngläser wie das der Eltern gefunden, ein Foto auf dem Onkel Monty und Tante Josephine zusammen mit den Eltern zu sehen sind und andere geheimnisvolle - eben rätselhafte - Hinweise entdeckt.

Leider wird nicht aufgelöst, was das denn nun für ein Geheimbund (der massiv an den Phönixorden in Harry Potter V erinnert) war, dem die Eltern und die rätselhaften Verwandten angehörten, nur dass es ein Bund von Menschen war, die offensichtlich erkannt hatten, dass Heimat da ist, wo man sich gern hat. Keine wirklich revolutionäre Erkenntnis, im Gegenteil: für die skurrile und für Kinder beunruhigende Ausstattung und doch recht grausame Welt, die da kreiert wurde, eine geradezu holzhammerartig disneyeske Schlussfolgerung, die einfach nicht so recht zu dem Erzählten passen mag. Immerhin muss Graf Olaf am Ende alles durchleiden, was er eigentlich den Baudelaire-Kindern zugedacht hatte: Er muss sich vom Zug überfahren, von Saugwürmern fressen, mit Häusern in den Abgrund stürzen und von giftigen Schlangen beißen lassen. Das ist ja schon mehr, als man von den meisten Kinderfilmen gewöhnt ist.

So ist der Film zwar nett anzusehen und für Kinder sicher spannend geworden. Geübte oder begeisterte Kinogänger allerdings werden ziemlich enttäuscht aus dem Kino schleichen, da die meisten Versprechen, die man sich automatisch vor dem Kinobesuch macht, eben nicht erfüllt werden. Nun ja, vielleicht kann man sich damit trösten, dass es sicher für Kinder mal etwas anderes ist, als die ständige Disney-Seligkeit der geschniegelten und gebügelten Welten...

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