2.03 The Geometry of Shadows / Eine Frage der Farbe

Kurzinhalt

Als Garibaldi seinen Dienst wieder antreten kann wird er von Selbstzweifeln geplagt. Ivanova muss sich um ein diplomatisches Problem mit den Drazi kümmern und Botschafter Mollari verschafft sich Ärger mit einem Technomagier.

Inhalt

Sicherheitschef Michael Garibaldi ist nach dem Attentat soweit wieder hergestellt, dass Dr. Franklin ihm eröffnet, er könne sehr bald seine Arbeit wieder aufnehmen. Garibaldi aber wird von Selbstzweifeln geplagt. Er habe seinem Adjutanten die ganze Zeit über nicht im geringsten misstraut, gesteht er Franklin, was ihn denn als Sicherheitschef qualifizieren würde, wenn er sich von seinem eigenen Stellvertreter in den Rücken schießen ließe.

Botschafter Mollari hat Besuch aus der Heimat. Lord Refa ist fasziniert über Londos Initiative bezüglich der Narn-Basis. Er berichtet über den schlechten Gesundheitszustand des, seiner Meinung nach, viel zu liberalen Imperators, dessen Nachfolge ungeklärt sei. Er kann Londo dafür gewinnen, sich seinen Leuten anzuschließen um der Centauri-Republik zu neuem Ruhm zu verhelfen. Als Londo und Vir Lord Refa verabschiedet haben, macht Londo seinen Attaché auf einen Technomagier aufmerksam, der soeben auf die Station kommt. Er erzählt ihm von einem alten Brauch, Technomagier über die persönliche Zukunft zu befragen, was einem Centauri bei positiver Resonanz großen Ruhm einbrächte. Er beschließt, diese Befragung zu versuchen.

Unterdessen berichtet Ivanova Captain Sheridan von einem andauernden Konflikt zwischen den Drazi. Sheridan überträgt ihr die Zuständigkeit, die er mit ihrer Beförderung verbindet. Susan macht sich begeistert ans Werk.

Londo schickt Vir zu dem Technomagier, er soll seinem Botschafter eine Audienz verschaffen. Der Technomagier zeigt allerdings wenig Bereitschaft und Ivanova muss feststellen, das die Angelegenheit mit den Drazi nicht so einfach ist wie sie erhofft hatte.

Kritik

von Gisa von Delft. “Eine Frage der Farbe”…ich muss gestehen, dass mir hier und da der synchronisierte Titel ganz gut gefällt. Mitunter ist es doch, genau betrachtet, ebenso simpel wie bei den Drazi und ob man die Aussage Ivanovas, bei den Menschen stünden die Flaggen für etwas, so metaphorisch nehmen kann wie sie es verstanden wissen will, na, ich weiß nicht… da können sich doch im Kriegsfall ebenso gut Freunde, die zufällig zu den Armeen verschiedener Völker gehören, gegenüber stehen. Möglicherweise muss man es einmal so simpel dargestellt kriegen, wie die Drazi es praktizieren, damit man den Wahnsinn erkennt?! Auf jeden Fall aber ist Ivanova hier schön in Szene gesetzt.

Seine ganze Liebe habe immer nur Centauri Prime gegolten, wird Londo Mollari sagen, wenn er alt ist („In the Beginning/Der erste Schritt“). Das ist es, als was ich ihn stets gesehen habe, als einen Liebenden. Was für abstruse Dinge geschehen nicht immer wieder im Namen der Liebe – man schaut sich das kopfschüttelnd an und wundert sich. Aber der Initiator scheint einfach nichts mehr zu kapieren. Dieses „Beim Tischler klemmt die Tür“-Phänomen ist wohl auch bei Londo eingetreten. Und so driftet er langsam aber stetig ins Verderben. Eine andere Rolle spielt dabei sicher auch sein Geltungsbedürfnis. Abgeschoben nach Babylon 5 kitzelt ihn nun offenbar auch das Verlangen, zu beweisen, dass er zu Großem imstande ist.

Während dieser Episode fing ich an eine Art Mitleid für Londo zu empfinden und gewissermaßen sorgenvoll auf sein Tun zu schauen. Aber ich begann auch, eine leise Achtung vor Vir Cotto zu entwickeln, bei dem sich hinter seiner unbeholfenen Art ganz langsam eine bemerkenswerte Tapferkeit und auch Weitsicht herauskristallisiert.

Ausgesprochen gut gefallen hat mir Michael Ansara als Technomagier. Nach meinem Dafürhalten konnte man diese Rolle kaum besser besetzen. Genauso stelle ich mir jemanden vor, der den Anspruch erhebten darf, ein Magier zu sein und die später noch nachfolgenden Technomagier sehen, was die Ausstrahlung betrifft, ausgesprochen blass gegen ihn aus. Für ebenso gut besetzt halte ich die Rolle des Lord Refa mit William Forward, den wir im Gegensatz zu Elric noch häufiger zu sehen bekommen.

Hintergründe

J. Michael Straczynski will diese Folge ausdrücklich, was die Frage der Farbe angeht, als Parabel auf den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien verstanden wissen. "Kriege entstehen oftmals aus ziemlich trivialen Gründen. Gerade, wenn man auf das ehemalige Jugoslawien schaut. Ok, man ist Kroate oder Serbe, aber man lebt im selben Land. Und man hat da für Jahrhunderte gelebt und auf einmal, weil sich ein einziges Wort ändert, ist man sich feindlich gesonnen und will den Menschen, der einst guter Nachbar war, umbringen. Also dachte ich: 'Wie trivial kann man es runterbrechen, wie dumm kann man es darstellen?' und kam auf die Idee mit den Farben."

Für den Charakter Londos geht der Weg aus der vorigen Episode weiter - noch immer ist er sich nicht ganz im Klaren, was seine jüngsten Handlungen für Konsequenzen haben (und haben werden). Im Moment scheint sein Ehrgeiz fast grenzenlos angesichts seines durch Morden organisierten Erfolges und der darauf folgenden Reaktionen in seiner Heimat.

Garibaldi erreicht in dieser Episode einen ersten Tiefpunkt. Zwar ist er körperlich wieder hergestellt, doch er leidet spürbar darunter, dass es ausgerechnet sein Stellvertreter war, der auf ihn geschossen hatte. JMS meint dazu: "Die Grundregel für Drama ist, die Charaktere auf einen Baum zu setzen und mit so vielen Felsen wie möglich zu bewerfen. Garibaldi ist nun ein Charakter, der nicht einfach Vertrauen fasst und nun fest stellen muss, dass einer, dem er getraut hatte, auf ihn geschossen hat - und ein anderer, dem er vertraute, nicht mehr auf der Station ist."

Die Idee der Technomagier kam JMS durch einen Kommentar von Arthur C. Clarke, nachdem jede ausreichend fortschrittliche Technologie von Magie nicht zu unterscheiden ist. "Also dachte ich mir, was ist, wenn du das zu Ende denkst und sagst, dass dies Technologie ist, die Magie nachmacht?"

Susan Ivanova ist ab dieser Folge im Rang des Commanders - befördert vom Lt. Commander.

Notizen am Rande...

Die Tatsache, dass sich Susan Ivanova im ersten Akt der Episode den Fuß bricht, stand ursprünglich nicht im Skript. Doch da sich Darstellerin Claudia Christian tatsächlich einen Bruch zugezogen hatte, sorgte dafür, dass dies in die Episode Eingang fand. Einzige wesentliche Änderung des Verlaufs der Geschichte durch die Verletzung war, dass es nun nicht mehr angebracht schien, dass sich Ivanova selbst aus den Fängen der Drazi befreit - also wurde die Rettungstat durch Garibaldi hinein geschrieben. Die Kulisse wurde den Bedürfnissen Christians zusätzlich angepasst, so wurde die ein oder andere Treppe verbreitert oder mit einem Geländer versehen.

An die Filmszene, in der sich Ivanova den Fuß bricht, erinnert sich Claudia Christian immer noch mit Grausen: "Das war wirklich furchtbar. Ich meine, wenn du dir etwas gebrochen hast, dann ist das allerletzte, was du willst, dass jemand in die Nähe der Verletzung kommt. Du bist sozusagen paranoid, du möchtest mindestens einen Meter Platz rund herum. Und dann jemanden - den Stuntman - direkt daneben fliegen zu sehen, ist einfach nur schlimm."

Regie:
Mike Vejar
Drehbuch:
J. Michael Straczynski

Hauptdarsteller:
Bruce Boxleitner (Captain John Sheridan)
Claudia Christian (Cmdr. Susan Ivanova)
Jerry Doyle (Michael Garibaldi)
Mira Furlan (Delenn)
Richard Biggs (Dr. Stephen Franklin)
Andrea Thompson (Talia Winters)
Stephen Furst (Vir Cotto)
Bill Mumy (Lennier)
Mary Kay Adams (Na'Toth)
Andreas Katsulas (G'Kar)
Peter Jurasik (Londo Mollari)

Gaststars:
Michael Ansara (Elric)
William Forward (Lord Refa)
David L. Crowley (Loe Welch)
Kim Stauss (grüner Drazi)
Jonathan Chapman (grüner Drazi)
Neil Bradley (purpurner Drazi)
Joshua Cox (Techniker)
Edward Conery (Devereaux)
Warren Tabata (Wache)