10.02 Founder's Mutation / Gründer-Mutation

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Scully und Mulder in Akte X 10.02 \"Founder's Mutation"

Kritik

von Claudia Kern. Der Knall bleibt auch in der zweiten Folge aus, aber "Founder's Mutation" ist keine Fehlzündung. Nur hat sich abgesehen von ein paar Falten in den Gesichtern der Darsteller und besseren Handys nichts geändert. Das ist schön und schade zugleich.

Achtung, Spoiler!

Die zweite Folge beschäftigt sich mit Mulders und Scullys erstem echten Fall nach Wiederaufnahme der X-Akten. Ein Wissenschaftler erleidet anscheinend einen seelischen Zusammenbruch und bringt sich im Serverraum der Firma, für die er arbeitet, um. Als das Verteidigungsministerium versucht, die Ermittlungen zu stören, wird klar, dass mehr hinter der Sache stecken muss.

James Wong, Autor und Regisseur von "Founder's Mutation", bleibt den Themen, die Chris Carter in der ersten Folge angesprochen hat, treu. Wieder geht es um außerirdische DNA, wieder ergibt die Handlung nicht so richtig Sinn. Doch die Geschichte um Kinder, die möglicherweise durch Experimente schwere genetische Schäden davongetragen haben, ermöglicht es Wong, sich einer Altlast zu widmen: dem Säugling, den Mulder und Scully zur Adoption freigeben mussten, um ihn zu schützen. Die beiden Rückblicke, in denen sich zuerst Scully und dann Mulder vorstellen, was hätte sein können, sind feinfühlig und melancholisch, ohne in Kitsch abzugleiten. Und sie betonen noch einmal die enge Bindung zwischen den beiden. Sie ist das Fundament, auf dem das - gelegentlich wacklige - Gebäude Akte X steht und sie sorgt dafür, dass es nicht zusammenbricht.

Die Erkenntnis, dass man einen hohen Preis zahlen muss, wenn man sich weit überlegenen Mächten entgegenstellt, ist nicht neu und wurde auch in den alten Folgen immer wieder angesprochen. "Nicht neu" oder freundlicher gesagt "klassisch Akte X" ist dann auch das Fazit, das man nach zwei Folgen ziehen kann. Die Geschichten sind die gleichen geblieben, der Humor funktioniert wie früher und ist nur etwas moderner geworden, wie die großartige Szene, in der ein Missverständnis Mulder beinahe ein homosexuelles Abenteuer beschert, beweist. Man bemüht sich sehr, den Geist der alten Serie zu beschwören und größtenteils gelingt das auch.

Nur spannend ist das leider nicht. Akte X war in ihrer Zeit bahnbrechend und anders. Ihren Stil bis hin zum Vorspann zu kopieren, befriedigt zwar nostalgische Gefühle, erweist ihr aber keinen Gefallen. Die Serie hätte es verdient, 2016 so aufregend zu sein wie sie es 1993 war. Damit wäre man ihr wirklich treu geblieben.

Passieren wird das in dieser Miniserie nicht. Und so werden Mulder und Scully auch die nächsten vier Folgen tragen müssen. Mir persönlich reicht das, aber so wie die beiden werde ich melancholisch daran denken, was hätte sein können.