Perry Rhodan Neo 109 "Der Weg nach Achantur"

Perry Rhodan Neo 109, der Weg nach Achantar, Rezension, Titelbild
Rainer Schorm

Im vorletzten Band der „Methan“ Miniserie setzen Michael Buchholz und Rüdiger Schäfer zumindest einen Punkt weiter konsequent  um. Sie versuchen die schier unüberschaubare Zahl von Neo Charakteren zu reduzieren, in dem sich einige Figuren quasi in ihrer Heldenruhmnische verabschieden. Andere Protagonisten wird man ohne Frage still und heimlich ins Abseits abschieden. Interessant wäre es zusätzlich, wenn die Exposeautoren im Gegensatz zu Frank Borsch und seinem zu langsam entwickelten Handlungsbogen sich weniger aus der Vorlage bedienen würden, sondern vor allem die einzelnen Versatzstücke konzentrierter und effektiver einsetzen könnten. Die Romane wirken teilweise auf der einen Seite überladen, während sich auf der anderen Seite der eigentliche Spannungsbogen zu wenig intensiv, zu wenig dynamisch und vor allem in sich logisch geschlossen entwickelt.

Rainer Schorm eröffnet seinen Roman zumindest mit einer soliden Actionszene. Die Arkoniden greifen gezielt zwar die LEPARD an, nutzen aber nicht die gesamte Feuerkraft. Anscheinend haben die Regierungskräfte auf der Freihandelswelt ihr eigenes Abkommen geschlossen. Die terranische Besatzung kann teilweise fliehen und sich in den Orbit begeben. Sue Miafore und Sid Gonzales verstecken sich dagegen im Lagerbereich, da ihnen die Fluchtmöglichkeit genommen worden ist. In ihrer Verzweiflung attackieren sie trotzdem, können dank ihrer Mutantenfähigkeiten wichtige Flugdaten stehlen und durch den Seelentausch landen sie auf der Krankenstation, wie sie wiederum die wichtigen Daten an OLD MEN weiter leiten können. Während der Anfang der Szene noch nachvollziehbar ist, zeigt sich später ein Problem, das Rüdiger Schäfer mit seiner Vorgehensweise zu lösen sucht. Die PSI Mutantenfähigkeiten sind zu ambivalent und dadurch auch zu effektiv.  Auch in der Erstauflage fiel es den Terranern dank der Mutanten manchmal zu leicht, ihre Feinde zu besiegen, aber die Grenzen waren zumindest relativ schnell gezogen. Erst nach der Scheer Ära traten neue Fähigkeiten auf, die zu Gott gleich erschienen sind. In der Kombination zwischen Sue und Sid haben die Gegner zumindest während einer direkten Konfrontation keine Chance. Dabei werden sie weniger körperlich besiegt, als für einen Moment abgelenkt, irritiert oder auch nur desillusioniert. Diese Augenblicke nutzen die Mutanten wie im vorliegenden Plot, um wichtige leicht beschaffte Informationen weiterzuleiten und damit von außen das Blatt wenden zu lassen. Scheers Mutanten unter ihrem Anführer Perry Rhodan fiel vieles leicht, aber bei weitem nicht alles so leicht wie es in der Neo Serie der Fall ist.   Im weiteren Verlauf dieser Ereignisse erhalten die Menschen wichtige Informationen, müssen aber auch einen Verlust beklagen. Rainer Schorm beschreibt die Szene emotional, aber nicht kitschig.

Die zweite Handlungsebene beschreibt die Suche der CREST im für Arkoniden tabuisierten Kugelsternhaufen. Bei genauerer Betrachtung gibt es aber doch Auffälligkeiten. Zum einen kann Eric Leyden wieder einen Zusammenhang mit der Erde im Allgemeinen und Bolivien im Besonderen herstellen. Die Nutzung des metrischen Systems ist dabei ein weiterer Hinweis. Ob es sinnvoll ist, auf den von Däniken Pfaden zu wandeln, werden die nächsten Romane zeigen. Da der Minizyklus aber „Die Methans“ heißt, fragt sich der Leser, wohin die Maahks eigentlich verschwunden sind. Impliziert hatte der Leser zumindest an eine von Frank Borsch schon initiierte Fortsetzung der Methan Kriege gedacht. Das Wiederauftauchen der Methanatmer während der Epetrans Miniserie hat zumindest in diese Richtung gedeutet. Inzwischen sind sie aus der laufenden zehnteiligen Serie wieder verschwunden und während die Entführung von Thomas Rhodan schon wie Füllmaterial erschienen ist, fragt sich der Leser angesichts dieser Suche, ob die Exposeautoren den ursprünglichen roten Faden absichtlich nicht mehr weiter verfolgen.     

Kaum wird die BOOTY zur Untersuchung der Artefakte ausgesetzt, erfolgt ein Angriff von vier Ringraumern. Sie setzen aber zumindest aus dem Nichts eine interessante Diffraktalbombe ein, die nicht nur den Schutzschirm durchdringen, sondern auf Befehl die ganze CREST desintegrieren kann. Wie es sich in einer solchen „Neo“  Situation gehört, ergreift Perry Rhodan zum wiederholten Male die Initiative und ergibt sich prompt für sein Raumschiff. Sicherlich ist die Scheer Ära mit einem Überhelden Perry Rhodan vorbei, aber wie schon mehrfach angedeutet könnte ein wenig mehr „Held“ dieser Titelfigur gut tun. Immerhin heißt die Serie weiterhin Perry Rhodan Neo. Rainer Schorm gibt sich dann Mühe, eine neue fremde Rasse einzuführen. Die Kommunikation ist schwierig. In dieser Hinsicht überzeugt „Neo“ im Vergleich zu einigen Aspekten der Erstauflage aber genauso wenig. Auch wenn viele Völker der inzwischen mehr als zweitausendachthundert Heft umfassenden Serie nicht selten nach einem langen Rückblick und einem, vielleicht mehreren Heften in Vergessenheit geraten sind, bemühen sich die „Neo“ Autoren,  auf der einen Seite eine fremdartige, auf Gerüchen basierende Kultur zu erschaffen, die auf der anderen Seite mangelnde statt nicht mögliche Kommunikationsbereitschaft mit körperlicher Züchtigung vergeltet. Das wirkt wieder zu irdisch und ist auch zu wenig dreidimensional herausgearbeitet.  

Rainer Schorm wickelt diesen Handlungsbogen aber eher pragmatisch ab. Mit Professor Oxley verfügt die Serie über eine Art Superhirn, das weniger riecht als spricht. In der Zentrale berichtet Oxley Perry Rhodan von seinen Beobachtungen, die für ein raumzeitliches Negativ sprechen. Nach einigen Begriffsfindungen geraten die Außerirdischen in helle Aufregung und denken, dass der Professor durch seine Theorien die geheimsten Forschungen der Allianz offen gelegt hat. Es ist erstaunlich, wie frei sich plötzlich die Menschen wieder bewegen können, nachdem sie sich ja ergeben haben. Da die BOOTY noch im Hintergrund ist – niemand hat anscheinend das Ablegen des Beiboots für wichtig erachtet und ist dem kleinen Flugkörper gefolgt -, haben die Menschen natürlich eine zweite Chance. Dass die Fremden dem Gespräch nicht nur folgen, sondern naiv die Theorien des Professors durch ihre eigenen Aussagen bestätigen, lässt den Roman eher wie ein Jugendbuch erscheinen, das ambivalent mit einigen Begriffen jongliert, die wahrscheinlich erst im abschließenden Roman dieser Miniserie mit Leben erfüllt werden. Wie es sich inzwischen leider für „Neo“ gehört, endet die Handlung eher mit einem Paukenschlag, der eher ermüdend ist. Wie viele „Neo“ Abenteuer endeten mit einem Alarm und dem Angriff eines weiteren Raumschiffs ?

Inhaltlich präsentiert Rainer Schorm eine Reihe von weiteren „Fakten“ und Perry Rhodan mit Team können eher passiv als aktiv weitere Geheimnisse lüften. Es  ist schon erstaunlich, mit wie wenig effektiven Aufwand die Menschen nicht nur in diesem Minizyklus vorankommen. Da musste in der Erstauflage deutlich mehr gearbeitet werden.

Höhepunkt dieses solide zu lesenden Romans ist ohne Frage die Selbstopferung eines der eher für Jugendliche entwickelten Protagonisten. Das wird Diskussionen entfachen, aber um die Gefährlichkeit der Missionen herauszustellen, ist es manchmal auch notwendig, entsprechende Opfer zu bringen. Es ist der einzige Punkt, der unabhängig von den Sympathiewerten der Person aus diesem mittelprächtigen, auch leider nur mäßig spannenden und sehr mechanisch entwickelten „Neo“ Band herausragt.  

 

Pabel Verlag, Taschenheft , 160 Seiten

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