Sounds of Thunder - Kritik zu Star Trek: Discovery 2.06

SPOILER

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Star Trek: Discovery

“Donnergrollen”  aufs Wesentliche reduziert zusammengefasst: Spocksichtung - keine, Ignorieren der obersten Direktive - über 9000. Star Trek: Discovery bleibt diesem Trend auch in Episode 2.06 treu.

 Jäger und Gejagte

Erfreulicherweise konzentriert man sich diese Woche auf einen Haupthandlungsstrang. Die Suche nach dem Roten Engel und die damit verbundene Jagd nach Spock und der mysteriösen Signale führt zu einem unerwarteten Wiedersehen: Die Discovery verschlägt es nach Kaminar, dem Heimatplaneten von Saru.

Bei der vergleichsweise aufwendigen Ausstattung ist stark anzunehmen, dass die Episode zeitgleich mit dem Short Trek “The Brightest Star” gedreht wurde, in dem davon erzählt wird, wie Saru in der Föderation gelandet ist. Natürlich super, dass Saru total zufällig als allererstes auf seine Schwester trifft. Das spart enorm Zeit und Geld in der Maske und man braucht auch nur eine zusätzliche Schauspielerin.

Während in der Kurzepisode die Jäger-Beute-Beziehung zwischen den Goa’uld Ba’ul und den Kelpien auf Kaminar nur als gegeben beschrieben wird, bekommt man nun recht geradlinig die Hintergründe geliefert: Vahar’ai, die scheinbare Krankheit, die Saru vor wenigen Episoden dramatisch überlebte, ist in Wirklichkeit ein Transformationsprozess. Die angstanzeigenden Ganglien entwickeln sich zu körpereigenen Waffen und die charakterbestimmende Angst der Kelpien verfliegt. Sie können deutlich bestimmter, selbstsicherer bis nahezu aggressiv handeln.

Sowohl beim Außeneinsatz als auch durch die Suche in den Aufzeichnungen des Planeten stellt sich heraus, dass einst die Kelpien die Jäger waren und die Ba’ul beinahe ausgerottet. Wie genau der Wechsel stattfand, wird nicht erläutert. Sicher ist aber, dass die Ba’ul sich technisch enorm fortentwickeln konnten. Anstatt selbst die Kelpien komplett auszulöschen, wird von einer ausgleichenden Balance gesprochen, die es zu bewahren gilt. Die Lösung: Kelpien werden vor der Vollendung der Vahar’ai getötet.

Das Ding aus dem Sumpf

Die Herkunft und Funktion der Technik der Ba’ul wird zwar nicht wirklich erklärt, ist dafür aber ganz schick. Inklusive “wir haben nur ein Schiff. Haha, verarscht, sind nur in Linie geflogen. Überraschung”. Die an sich ja durchaus fortschrittlichen Systeme der Discovery können gar deren Signale nicht mehr orten, sobald es auf dem Planeten unter Wasser geht.

Nun stellt Sarus Anwesenheit - der Beweis, dass man die Vahar’ai überleben kann und gestärkt daraus hervorgeht - für die Ba’ul natürlich eine Gefahr dar. Entsprechend wird Saru und dessen Schwester an Bord eines ihrer Schiffe geholt, aus rein dramaturgischen Gründen jedoch nicht sofort getötet. Erst darf Saru seine neue Stärke gegen diverse Dronen und spektakuläre Fesselungen einsetzen, ehe sich ein einzelner Ba’ul zeigt. Bis zu diesem Punkt habe ich es übrigens noch für möglich gehalten, dass sich die Ba’ul selbst als fortentwickelte Kelpien herausstellen. Aber nö, es sind - in Anbetracht des Planeten - beeindruckend bizarr aussehende schwarze Öl-Aliens. Optisch erinnert es übrigens arg an Armus, das Wesen, das Tasha Yar in Star Trek: The Next Generation getötet hat.

Angelus Ex Machina

Saru bleibt gar keine Zeit, sich an seinen neuen Zustand nach der Vahar’ai zu gewöhnen. Durchaus spannend ihn so im Konflikt mit seinem inneren Drang und den Vorschriften eines ersten Offiziers zu sehen, was schließlich auch zu einer offenen Auseinandersetzung mit Pike führt, der ihn von der Brücke verweist. Leider wirkt dies im Gesamtkontext wieder recht übers Knie gebrochen und nicht richtig durchdacht, bringt jedoch natürlich die Handlung schnell voran.

Ob so ein aufgebrachter, persönlich hoch involvierter Saru und Burnham echt die beste alleinige Kombi als Bodentrupp sind, sei dahingestellt. Geht zumindest gleich gut los: Saru erklärt in unmittelbarer Nähe des Pylonen am Strand, dass dieser von den Ba’ul in jedem Dorf angebracht wurde, um die Kelpien zu überwachen. Der beste Ort, um sich über alles auszutauschen und sich dann später zu wundern, dass die Ba’ul konkret von Sarus Anwesenheit wissen. Konnte ja keiner ahnen.

Nun war einst die Aufnahme von Saru in die Föderation bereits eine äußerst fragwürdige Biegung der Obersten Direktive. Die Kelpien sind klar ein Vor-Warp-Volk und nur, weil es einem Einzelnen gelungen ist, ein Signal ins All zu senden an sich wirklich kein Grund, sich über das Gebot hinwegzusetzen. Zumal es ethisch hoch fragwürdig ist, als Georgiou Saru vor die Wahl stellt: Mitkommen und das Universum entdecken, dafür aber Heimatplaneten und Familie wohl nie wieder sehen. Eine Entscheidung, die er zu diesem Zeitpunkt ja noch überhaupt nicht einordnen und richtig abschätzen kann.

Spätestens seit dieser Episode möchte ich in Star Trek: Discovery nie wieder etwas über die Oberste Direktive hören. Die bewegt sich mehr auf der Ebene der “Richtlinien” in Fluch der Karibik. Da wird einfach so, ohne großes Abwägen, Rücksprache mit Föderation oder sonst irgendwem mal eben entschieden, massivst in die Geschichte eines ganzen Planeten einzugreifen. Gegen den expliziten Wunsch beziehungsweise Unwissen der Bewohner. Und auch ohne auch nur im Ansatz mal über mögliche Konsequenzen und Probleme zu sprechen.

Der Versuch, die Technik der Ba’ul auszusetzen, ist das eine. Aber die Entscheidung, die Spheren-Schwingung, die bei Saru die Vahar’ai auslöste, für alle Kelpien zu nutzen, ist hoch fragwürdig. Nur weil Saru dies möchte und seine Schwester nicht widerspricht? Niemand weiß doch, was die Vahar’ai wirklich bewirkt. Hat ja vermutlich einen Grund, warum nicht alle Kelpien zeitgleich diesen Sprung machen und es eben mindesten zwei Zustände gibt. Gehen die sich jetzt gegenseitig an die Gurgel? Können sie sich noch fortpflanzen? Was passiert mit dem Volk? Was möchte es eigentlich? Jegliche Entscheidung und eigener Wille werden abgenommen. Was soll schon schiefgehen.

Und dann sind die Ba’ul technisch auch noch so weit, dass selbst die Discovery-Crew nicht hinterherkommt, deren Waffen zu entschärfen. Zum Glück gibt es da ja noch den Roten Engel, der mal eben aufploppt und die Situation regelt. Dank Sarus besseren Augen gibt es auch etwas mehr Details zu sehen: Handelt sich wohl um ein humanoides Wesen in einem Raumanzug. Noch hoffe ich einfach mal mehr auf Iron Man, als dass es sich am Ende als Spock selbst herausstellt.

Tyler und Pike nähern sich bei der Diskussion, um was es sich beim Roten Engel nun handeln könnte und ob er eher Gefahr oder Rettung darstellt, ein wenig an. Und aus welchen Gründen auch immer inspirierte die gesamte Aktion Burnham zu einem festen Vorhaben: Sie muss nach Vulkan. Laut Vorschau dürften wir dazu zumindest schon nächste Woche mehr erfahren.

Ebenfalls eine Vorahnung gibt der kleine Seitenstrang rund um Dr. Culber. Rein medizinisch geht es ihm bestens. Sehr sogar. Da sein Körper mit Hilfe von DNA und frischen Gewebe komplett neu hergestellt wurde, ist er geradezu neu und unvernarbt. Während sich Stamets wahnsinnig wieder auf ein gemeinsames, normales Leben freut, ist sich Culber hingegen noch sichtlich nicht sicher, was er von der ganzen Sache und sich selbst halten soll. Das sieht gerade nicht nach “...und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage” aus.

Fazit

Vollgepackt und definitiv fokussiert kommt “Donnergrollen” für sich stehend eigentlich ganz rund rüber. Dass die Episode in sich geschlossen ist und wieder einmal eine Geschichte innerhalb einer Folge abgehandelt wird, ist eigentlich eher positiv zu sehen.

Leider wirkt vieles aber dann doch nicht sonderlich durchdacht und wieder werden wichtige Grundfesten von Star Trek / der Föderation allzu leicht über Bord geworfen, nur um die Handlung schnell voranzutreiben.

Trailer del Episodio 7 de la segunda temporada Star Trek Discovery “Light and Shadows” S02E07

Star Trek: Discovery

Originaltitel: Star Trek: Discovery
Erstaustrahlung 24. September 2017 bei CBS All Access / 25. September 2017 bei Netflix
Darsteller: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca), Michelle Yeoh (Captain Georgiou), Doug Jones (Lt. Saru), Anthony Rapp (Lt. Stamets), Shazad Latif (Lt. Tyler), Maulik Pancholy (Dr. Nambue), Chris Obi (T’Kuvma), Shazad Latif (Kol), Mary Chieffo (L’Rell), Rekha Sharma (Commander Landry), Rainn Wilson (Harry Mudd), James Frain (Sarek)
Produzenten: Gretchen Berg & Aaron Harberts, Alex Kurtzman, Eugene Roddenberry, Trevor Roth, Kirsten Beyer
Entwickelt von: Bryan Fuller & Alex Kurtzman
Staffeln: 4+
Anzahl der Episoden: 42+


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