Perry Rhodan Arkon 12 "Kampf um Arkon"

Marc A. Herren

Der Exposeautor Marc A. Herren schließt seine Miniserie „Arkon“ mit dem zwölften Roman ab. Er steigt unmittelbar an den Vorgängerroman anschließend in das Geschehen ein. Der Wandekstern materialisiert ja passend direkt im Arkonsystem, in dem auch der Endkampf stattfindet. An Bord befindet sich Perry Rhodan, der von einem Energiefeld eingeschlossen, im Grunde hilflos ist. Marc A. Herren versucht sich dabei an einer „Neo“ Konzeption. Viele Fans wünschen sich den Sofortumschalter der Scheer Ära zurück. Das wäre sicherlich nicht zeitgemäß. Auf der anderen Seite hat der Zauderer Perry „Neo“ Rhodan auch nicht überzeugt. In den ersten Heften dieser Miniserie hat der Exposeautor im Kern eine sehr solide Mischung gefunden. Perry Rhodan agiert entschlossen, aber nicht unüberlegt. Er ist auf sein kleines Team angewiesen, der Fokus liegt nicht alleine auf ihm. Zu Beginn dieses Romans mit einer viel zu langen Extrapolation versucht der Autor eine Idee einzupflanzen, die nicht nur nicht ausreichend durchdacht ist, sondern befremdlich erscheint. Anscheinend sind Emotionen nur flüchtige Augenblicke, Hindernisse beim logischen Denken und vor allem entschlossenen Handeln. Hätte man versucht, Perry Rhodan eine Art kontrollierenden Extrasinn einzusetzen, wäre diese Vorgehensweise sogar interessant gewesen. Ein Widerstreit zwischen Menschen und „Arkonide“. Am Ende sollen nur die Taten zählen, was Perry Rhodan vor allem in den ersten Heften dieser Miniserie auch bewiesen hat. In den letzten sechs Heften leider überhaupt nicht. Angesichts der dichten Handlung erscheint diese wenig philosophische, sondern ins Nichts gehende interne Diskussion überflüssig und zerstört den gleich zu Beginn nicht sonderlich intensiv startenden Handlungsfluss.

 Im Verlaufe des Plots setzt Marc A. Herren auf insgesamt drei Handlungsebenen. Bei der Perry Rhodan Ebene ist erstaunlich, dass dieser Mann nichts gelernt hat. Kerlon können sie relativ schnell überwältigen. Vielleicht angesichts der Exposition sogar zu schnell. Perry Rhodan kann alleine mittels der Messinghaube die Befehlsimpulse unterbrechen und die meisten Extrasinnträger dadurch bekehren. Diese Vorgehensweise ist wenig effektiv, zumal hier nach dem Zaudern zu Beginn der Fokus wieder zu stark auf Perry Rhodan gelegt wird und einige vielschichtigere Ansätze ad absurdum geführt werden. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, einen entsprechenden Arkoniden zu rekrutieren, der sich auch mit Extrasinnen gut auskennt? Im Verlaufe des Romans gelingt Kerlon noch einmal die Flucht, nachdem  dem er fahrlässig nicht weiter überwacht wird. Später lassen sich Perry Rhodan und Co von Atlan ein zweites Mal täuschen. Naiv überprüfen sie nicht, ob er inzwischen dem Einfluss der dunklen Befehle entkommen ist. Wenn diese Täuschung wenigstens phantasievoll und interessant abgelaufen wäre, dann hätte Spannung aufgebaut werden können. Aber auf diese einfältige Art sich aufs Kreuz legen zu lassen, ist selbst für einen noch jungen Teamautoren peinlich zu schreiben. Wenn es dann noch der Exposeautor selbst ist, dann wirkt die Sache hektisch und auf die hohle Hand verfasst.

 Während im vorletzten Band mit der Aufdeckung Kerlons Identität dem Leser zumindest ein interessanter Schurke angeboten worden ist, kann Marc A. Herren nichts mit dieser von ihm selbst ausgewählten Person anfangen. Atlan ist ja ein klassisches Opfer, das dem Einfluss seines Extrasinns nicht entkommen und deswegen auf der einen Seite konsequent, auf der anderen Seite natürlich verräterisch gegenübner Arkon und damit auch den Terranern handelt. Schlimmer ist, dass Marc A. Herren wahrscheinlich sich am populären Kino orientierend seinem Schurke die Chance gibt, auch eine „moralische Rechtfertigkeit“ von sich zu geben. Wie bei den meisten James Bond Filmen sind diese Ausführungen eher wirr und ergeben kein klares Muster. Hier hätten Handlungen statt Emotionen/ Gedankenexkurse den Roman packender erscheinen lassen, zumal am Ende insbesondere Kerlon viel zu glatt für die ganze Exposition beseitigt wird.

 Am Ende räumt Marc A. Herren noch mit allen offenen Handlungsideen auf. Die schwarze Maschine braucht Sahira, damit sie wieder normal altern kann. Sie erhält quasi eine weitere „Mission“ und Atlan will ihr auch helfen. Davor ist ja Sahira in den Gedächtnispalast Atlans eingedrungen und konnte somit seine Persönlichkeit retten, nachdem der Extrasinn eine Art Eigenleben entwickelt hat. Bedenkt der Leser, wie stark Hanns Kneifel vor allem auch in den Zeitabenteuern Atlans Extrasinn zu einer eigenständigen, markanten und deutlich hervorzuheben zu einer immer wiedererkennbaren „Persönlichkeit“ entwickelt hat, die als giftender Kommentator manche klischeehafte Situation retten konnte, dann erscheint der jetzige Umgang mit der Idee des Extrasinns und vor allem Atlan eher simpel. Persönlichkeit zerstört? Wie gut, dass es Kopien gibt. Das Handlungsmuster der Erstauflage darf nicht unterbrochen werden, so dass diese Miniserie auf den letzten Seiten durch zahlreiche lange Erklärungen inklusiv des zu zuckersüßen Happy Ends wieder an die richtige Stelle gerückt wird. Es ist natürlich immer ein Risiko, wenn für die Serie wichtige Persönlichkeiten eingesetzt werden. Wie bei Tekener, der nach seinem Serientod immer in der jeweiligen Vergangenheit der Serie spielend aktiv und in seiner dynamischen Art in die Handlung lange Zeit eingreift, bevor auch er eher im Hintergrund dieses stark konstruierten Romans verschwindet, kann es positiv sein. Aber bei Atlan wirken Marc A. Herrens Argumente nur folgerichtig pragmatisch, aber auch kontraproduktiv hinsichtlich der ganzen Historie der Persönlichkeit.

Zusammengefasst hat „Arkon“ überzeugend und auch spannend begonnen. Die ersten Hefte waren sehr gut zu lesen, bevor sich der Mittelteil sehr phlegmatisch entwickelte und der ganze Spannungsbogen vor allem in den letzten beiden Heften unübersichtlich, klischeehaft und vor allem langweilig geworden ist. Der finale Roman ist ein klassisches Musterbeispiele für diesen inhaltlichen stereotypen Overkill mit zwei langen Exzessen – Rhodans Gedanken und Kerlons Motive -, welche den Handlungsfluss fast gänzlich zum Erliegen gebracht haben.          

Pabel Verlag

Heftroman 64 Seiten

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