Bad Earth 1 "Armageddon"

Bad Earth Band 1, Titelbild, Rezension
Manfred Weinland

Der Bastei Verlag legt die Heftromanserie “Bad Earth” als E Book neu auf. Vom 29. April 2003 bis zum 28. Dezember 2004 erschienen ursprünglich insgesamt 45 Heftromane, bevor Serienentwickler und Hauptautor noch mehr als vierzig weitere Hardcover bzw. Taschenbücher im Zaubermond Verlag im Alleingang verfasste. Die abrupte Einstellung der Heftromanserie ließ den Abschluss bzw. Übergang zum Zaubermond Verlag ein wenig unrund erscheinen, aber rückblickend stellte „Bad Earth“ die erste Science Fiction Heftromanserie unabhängig vom lang laufenden „Maddrax“ als Mischung aus SF und Horror seit den legendären „Terranauten“ aus den achtziger Jahren aus den Hause Bastei dar.

 Der Prolog in „Armageddon“ spielt einige Jahre vor der Haupthandlung und insgesamt fünfzig Jahre nach der Mondlandung. Im Jahr 2019 betreten Nathan Cloud und drei weitere Astronauten den Mars. Sie errichten ein Basislager und verschwinden spurlos.

 Zweiundzwanzig Jahre später landet Nathan Clouds Sohn John an Bord der RUBIKON – des modernsten Raumschiffs der Menschheit – zusammen unter anderem mit geklonten und in der Theorie den Menschen überlegenen Besatzungsmitgliedern, den Gentechs, auf dem Mars, um den Spuren der Expedition zu folgen.

 Was ein klassisches Szenario für den Start einer Heftromanserie sein könnte, wird von Manfred Weinland förmlich zu einem Sprungbrett einer auf verschiedenen Ebenen ablaufenden Handlung. Im Gegensatz zu vielen anderen Debütausgaben versucht der Autor unglaublich viele Informationen in diesen ersten Roman zu packen, so dass unabhängig von den gut voneinander getrennten Handlungsebenen, der Spannungsbogen fast unter dem Überbau zusammenbricht. Eine inhaltliche Zusammenfassung wird den verschiedenen Ideen, die Manfred Weinland zu etablieren sucht, nicht gerecht. Seine Mitstreiter haben in den folgenden Bänden die Aufgabe, viele der hier im Vorbeiflug präsentierten Fakten, welche Leser wie auch die Protagonisten vor einem wahren Fragenkatalog zurücklassen, zu relativieren und vor allem einzuordnen.

 Diese Vorgehensweise wirkt ein wenig überambitioniert, hat aber auch den Vorteil, das der Autor überdeutlich macht, eine neue originelle Geschichte zu erzählen, die zwar Aspekte aus dem Science Fiction Universum wie die Landung auf einer quasi neuen Welt – dieses Mal ist es der Mars statt der Mond wie bei „Perry Rhodan – oder die Veränderung des Jupiters – er schrumpft, behält aber seine Masse bei, so dass der Leser unwillkürlich ein wenig an Arthur C. Clarkes „2001“ Serie erinnert wird – übernimmt und extrapoliert, aber mit dem offenen Ende und der schlagkräftigen Pointe auch eigene Wege gehen möchte.

 Auf dem Mars kommt es durch Ereignisse auf der und um die Erde herum zu Konflikten innerhalb der Besatzung. John Cloud wird des Kommandos über die Mission enthoben und einer der Klonmenschen soll aufgrund seiner Überlegenheit die kleine Gruppe führen. Ausgerechnet auch noch eine Frau. Interessant ist, dass im zweiten Heftroman der Serie dieses potentielle Konfliktpotential wieder relativiert wird und der Leser das Gefühl hat, als wäre sich Manfred Weinland hinsichtlich der zwischenmenschlichen Folgen noch nicht ganz im Klaren, in welche Richtung er die Handlung fortführen möchte.

 Auch für den Leser ist es schwierig, sich ein eigenes Urteil zu bilden, das er sich ja noch im Kennenlernen Prozess mit  den zahlreichen Protagonisten befindet und er deren Stärken und Schwächen nicht einschätzen kann. Gegen viele bisherige Serienstrukturen agiert Manfred Weinland auf jeden Fall, in dem er den potentiellen „Helden“ mit einer persönlichen Mission – er will das Schicksal seines Vaters aufklären – gleich im Auftaktroman destabilisiert. Zusätzlich scheint der Autor betonen zu wollen, dass die kleine, inzwischen von der Erde und später sogar ihrer Zeit isolierte Gruppe nur als Team positive Ergebnisse produzieren kann. Das Verteilen der Herausforderungen auf verschiedene Schultern wird in den folgenden Heftromanen noch mehr verdeutlich.

 Im Laufe des Spannungsbogens gelingt es Manfred Weinland überzeugend, die anfänglich förmlich auf den Leser einschlagenden Ereignisse inklusiv der Invasion der Erde durch achtundsiebzig auf dem Nichts auftauchende fremde Raumschiffe besser zu strukturieren und innerhalb der beiden Handlungsbögen auf dem Mars und der Erde spielend das inhaltliche Tempo ein wenig besser den Ereignissen anzupassen und dem Leser die Möglichkeit zu geben, ein wenig Luft zu holen und besser die Brennpunkte einschätzen zu können.

 Während John Cloud und sein Team von den Ereignissen auf dem Mars förmlich überrollt werden und eher durch einen ein wenig konstruierten Zufall ihrem potentiell tödlichen Schicksal auf dem roten Planeten entkommen können, ist es die auf der Erde spielende Handlung, welche deutlich mehr begeistert und überzeugt.

 Dabei nutzt der Autor ein fast klassisch klischeehaftes Ausgangsszenario mit dem plötzlich auftauchenden fremden Schiffen und der überforderten amerikanischen Präsidentin. Was vielleicht noch die Möglichkeit impliziert, dass es zu einem friedlichen Kontakt kommen könnte, wird spätestens mit der Einführung des chinesischen Oberhaupts, der wie eine Art Gottkaiser sich in den Bergen Tibets eine neue Hauptstadt erbaut hat, zur Seite gewischt.  Die Angriffe sind effektiv wie auch brutal, wobei der Sprung zum Mars, der Zerstörung des Raumschiffs der Terraner und schließlich der Flucht an Bord des fremden Schiffes ein wenig zu pragmatisch beschrieben worden ist.

 Interessant ist als Ausgangsbasis die Idee der GenTecs. Sie sind grundsätzlich den Menschen überlegen und scheinen auch mit ihren Gegenstücken, wenn nicht Originalen auf der Erde in Kontakt zu stehen. Anstatt den Konflikt zwischen Mensch und Klon ausreichend zu beleuchten, überspannt Manfred Weinland ein wenig übermotiviert den Bogen. Die menschlichen Besatzungsmitglieder haben eine besondere Flüssigkeit erhalten, welche das Bewusstsein anderer Menschen enthält und die Raumfahrer zu Universalgenies machen soll. Relativ schnell dreht obligatorisch einer der Menschen durch, weil er dieses komplexe Wissen teilweise angereichert um Bewusstseinsfragmente der Originale nicht erträgt. Anstatt die Menschen „normal“ erscheinen zu lassen, versucht Manfred Weinland seine Crew wie später auch die Perry Rhodan Serie mit dem Sofortumschaltenden Großadministrator größer darzustellen als unbedingt notwendig. Alleine die Idee, das „normale“, aber sehr gut ausgebildete Menschen auf Klone stoßen, die mittels der angesprochenen telepathischen Verbindung quasi auf ihre auf der Erde zurückgebliebenen Originale oder weitere Klone zurückgreifen können und alleine deswegen über eine Art Multibewusstsein und damit in der Theorie eine gewisse Überlegenheit gegenüber den Menschen abseits von perfektionierten körperlichen Koordinationen verfügen, hätte ausgereicht, um Konfliktpotential für die ersten zehn Romane zu erzeugen.

 Auch in diesem Punkt tritt Manfred Weinland im Verlauf der nächsten Heftromane einen Schritt zurück und relativiert den überambitionierten, aber auch ausgesprochen originellen Ansatz sehr stark.

Der Auftaktband der „Bad Earth“ Serie ist vor allem aus heutiger Sicht rückblickend schwierig zu beurteilen. Manfred Weinland muss fast alle Spannungsbögen mindestens bis zu einem Trittbrett für die folgenden Heftromane entwickeln, dem Leser eine ganze neue Welt bzw. Welten aufzeigen und gleichzeitig aufs Tempo drücken, um das Publikum einzufangen. Diese Vorgehensweise wirkt fast erdrückend komplex und erst in der zweiten Hälfte des Romans findet Manfred Weinland eine zufrieden stellende Balance aus Plot und Hintergrund, während der Anfang vor allem auch aufgrund der inneren Monologe deutlich schwerfälliger und teilweise unnötig emotional überbordend ohne wirklich nachhaltige Bedeutung niedergeschrieben worden ist.      

 

  • Format: Kindle Edition
  • Dateigröße: 1919 KB
  • Seitenzahl der Print-Ausgabe: 113 Seiten
  • Verlag: Bastei Entertainment (19. Dezember 2017)
  • Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
  • Sprache: Deutsch
  • ASIN: B077QJM6YC