Das Andromeda Dungeon

Michael Pfrommer & Kurt Kobler

"Andromeda Dungeon" ist nach "Das Andromeda Backup" und ""Andromeda Timshift" der dritte Roman der "Meister der Insel" Extended Serie. Auch wenn die beiden Autoren Kurt Kobler und Michael Pfrommer wenig unversucht lassen,  um Neueinsteiger auf den neusten Stand zu bringen und ggfs. auch Ereignisse aus der Erstauflage zu extrapolieren, ist es sinnvoller, die ersten beiden Bücher auch möglichst zeitnah gelesen zu haben. 

Ursprünglich wahrscheinlich als Trilogie geplant haben die beiden Fans die Serie inzwischen auf fünf teile aufgestockt. Das "Andromeda Dungeon" verfügt auch nicht über ein zufriedenstellendes Ende, sondern ist im Grunde der teilweise ein wenig zu lange Auftakt zu einer neuen Ebene nicht nur dieser Fanserie, sondern vor allem auch der "Perry Rhodan" Serie.  Ohne zu viel zu verraten ist dieses Science Fiction Sujets in der größten Weltraumserie aller Zeiten nicht oft vertreten gewesen. Bis dahin ist es aber ein steiniger Weg, denn Kurt Kobler und Michael Pfrommer versuchen teilweise zu viel. Anstatt die einzelnen Abenteuer kürzer zu gestalten und die Ideen geradliniger auszuspielen, hat der Leser das unbestimmte Gefühl, als füge sich eine Idee zur Nächsten, um das Buch möglichst kompakt erscheinen zu lassen. Eine unnötige Vorgehensweise, denn die eigentliche Handlung ist gut gestaltet und weniger wäre an vielen Stellen in diesem Fall mehr gewesen. 

Ein wenig mehr Ruhe in den Actionszenen, ein besseres Gefühl für die richtige Balance zwischen Handlung und Charakterisierung hätte dem Buch gut getan. Zu oft greifen die Autoren nach dem anfänglich guten Auftakt auf unnötige Nebeninformationen zurück und versuchen damit einzelne Szenen zu füllen. Ein Manko, das einigen Autoren der Erstauflage folgend nicht unbedingt neu ist.  

 Ausgangspunkt der Handlung ist ein geheimnisvolles Wrack, das die Terraner  einmal schon vor zwei Jahren, aber in 30.000 Lichtjahren Entfernung geortet haben.  

 Die Vorbereitung der Mission ist wahrscheinlich der beste Teil des Romans. Das ist nicht unbedingt negativ gemeint oder soll die ambitionierte zweite Hälfte in ein schlechtes Licht rücken, aber die beiden Autoren sprechen die mannigfaltigen Probleme an. Atlan und sein kleines Team müssen ja nicht nur gegen die Waffen der MDI kämpfen, sie haben eine zusätzliche Herausforderung zu meistern. Überall gibt es Duplos, Kopien der eigenen Mutanten. Es ist schwierig bis in Sekunden unmöglich zwischen den Originalen und den von den MDI geschaffenen Kopien zu unterscheiden. Kurt Kobler und Michael Pfrommer machen sich bei der Auswahl des Teams in dieser Hinsicht sehr viele Gedanken.

 Auch das seltsame Objekt ist interessant. Vielleicht nähert sich Atlan ein wenig zu stürmisch und von der Sehnsucht nach der von ihm getöteten Thetin geblendet zu naiv dem fremden Raumschiff, aber selbst der Extrasinn meldet sich erst in dem Augenblick, in dem es zu spät ist. Die obligatorische wie perfide Falle schließt sich.

 Ab diesem Moment muss Atlan nicht nur gegen die äußeren Gefahren vorgehen, sondern auch sein durchmischtes Team mit der gespaltenen Persönlichkeit des Archäologen Ron Fox alias Faktor XIV unter Kontrolle halten.

 Auch über diesem Roman steht der zu Beginn der Serie genannte Plan, die Meister der Insel wieder zu erwecken. Das Andromeda Backup. Pfrommer und Kobler erwecken trotz der Komplexität dieses Unternehmens keinen Zweifel, dass alle Meister der Insel wieder erweckt werden sollen.

       Dabei hat sich in der Originalserie schon gezeigt, dass die Meister der Insel nicht immer sich wirklich einig gewesen sind und Konflikte unter ihnen zwar nicht zum Tagesgeschäft gehörten, aber zumindest  nicht ungewöhnlich waren. Auch das seltsame Raumschiff mit Namen DUPLEX ist ein Teil dieses gewaltigen Plans. Her kopieren die Autoren eine Idee aus dem späteren „M 87“ Zyklus, als OLD MAN aus tiefster Vergangenheit von den terranischen Raumkräften verschollen in der Ewigkeit konstruiert zum Schutz der Menschheit in Zukunft ausgeschickt worden ist. Die DUPLEX ist vor 20.000 Jahren gebaut worden, um das Andromeda Backup Programm durchzuführen.

 Der Weg durch das Raumschiff nimmt den zweiten Teil der Handlung ein. Dabei unterbrechen die Autoren den Spannungsbogen teilweise durch Exkurse in die jeweilige wie subjektive Vergangenheit der einzelnen Protagonisten. Zum Teil wirken diese Monologe ein wenig hölzern, emotional bemüht. Hinzu kommt, dass Atlan immer wieder Mirona Thetin nachtrauert. Oder besser dem idealisierten Bild, das sich der lebenserfahrene Arkonide von der Frau und weniger der Meisterin der Insel gemacht hat. Während des Finales erlebt Atlan zusätzlich eine Art Deja Vu, das aber leider zu langwierig von den beiden Autoren vorbereitet worden ist, als das es schließlich überzeugen kann.

 Der Klappentext deutet darauf hin, dass die Handlung actionhaltiger ist als es der Roman schließlich einhalten kann. Das Gefängnis der Meister besteht dadurch nicht nur aus perfiden Fallen, sondern ist Bestandteil des mehrfach angesprochenen „Andromeda  Backups“.  Grundsätzlich ist die  Idee einer „Deus Ex Machina“ Variation angesichts der zahllosen Möglichkeiten der „MDI“ beginnend mit der grenzenlosen Herstellung von Duplos interessant und trägt den über mehrere Romane angelegten Handlungsbogen. Aber die Autoren wollen an einigen Stellen zu viel und anstatt den Plan ein wenig zu fokussieren und effektiver auf dieses Ziel der Wiedererweckung der einzelnen „Meister der Insel“ hinzuarbeiten, verlieren sie sich ein wenig in den verschiedenen Handlungsbögen sowie der Einführung  von neuen Protagonisten. 

 Wie Atlan selbst kann der Leser nicht immer nachhaltig genug zwischen „Wirklichkeit“ und den einzelnen  Zeitebenen unterscheiden. Die Hinweise auf Paris der Erde sind nett, sie  sollen die Langzeitplanung der „MDI“ noch einmal überdeutlich unterstreichen, sie reißen den Leser aber auch aus der Wirklichkeitsebene heraus und erscheinen überambitioniert.

 Ein großes Problem sind weiterhin weniger die klassischen Perry Rhodan Figuren, die Kurt Kobler und Michael  Pfrommer besser im Griff haben als einige der gegenwärtigen Mitarbeiter an der Erstauflage, sondern die extra entwickelten  Figuren.  Der Archäologe Ron Fox  wird wieder auf ein nicht unbedingt willenloses, aber hilflos Spielzeug zwischen den einzelnen Kräften reduziert. Mal kann er entscheidende Hinweise geben, dann erscheint er wegen des Kampfs verschiedener Persönlichkeiten in sich eher pragmatisch in eine der zahllosen Ecken des Buches platziert.   

 Die Gründerin der „Meister der Insel“ Agaia Thetin ist eine ebenfalls eher ambivalente Figur.  Immer wieder wird sie mit Mirona Thetin aus dem Nichts heraus verglichen. Am Ende des vorliegenden Buches führen die beiden Autoren in einer erotischen Szene eine weitere Frauenfigur ein, ohne dass sich der Leser an die ersten Damen gewöhnt hat.  Es  ist notwendig, das Szenario durch mehr Protagonisten zu erweitern, aber im vorliegenden Buch ringen verschachtelter Plot und relevante Nebenfiguren immer wieder gegenseitig um Aufmerksamkeit,  so dass einige Passagen unnötig schwerfällig erscheinen. 

 Vor allem fehlt den beiden Autoren bei den neuen Figuren noch das Fingerspitzengefühl, um sie natürlicher und damit auch überzeugender erscheinen zu lassen.  In einer Kunstwelt  wirkt dieses Argument vielleicht komisch, aber nicht selten wird der  Leser aus wichtigen Szenen förmlich herausgerissen, um sich wieder mit den Protagonisten auseinandersetzen zu müssen.

   Positiv ist zusammenfassend das wirklich ambitionierte Szenario. Vor  allem im Vergleich zum zugrundeliegenden Zyklus, dessen Komplexität sich über einhundert  Heftromane erstreckt hat. Natürlich müssen die beiden Autoren  hintergrundtechnisch keine Vorarbeit leisten, sondern bauen auf einem der bekanntesten Szenarien der Serie auf.  Negativ ist, dass der zugrundeliegende Plan vor  allem gegen Ende des Plots  mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt und durch eine Reihe von Reaktionen, aber  nicht  mehr Aktionen abgelöst wird. Die Idee der Zeitreise und daraus resultierend Zeitmanipulation mit einem anderen klassischen Sujet zu verbinden erscheint mindestens provokativ.  In der gegenwärtigen Zeitreiseliteratur bedingt das Eine unmittelbare immer das Andere, so dass ein Zurückkommen nicht mehr möglich ist.

 „Andromeda Dungeon“ ist mit den angesprochenen Stärken und auch Schwächen ein solider Nachfolger der ersten beiden Romane.  Anfänglich ist immer von einer Trilogie gesprochen worden, inzwischen umfasst dieser Minizyklus drei weitere Romane. Ob diese Veränderung des  Konzepts den Handlungsverlauf in „Andromeda Dungeon“ negativ beeinflusst hat, kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, aber nach der guten Zusammenfassung der ersten beiden Bände und dem dynamischen Auftakt verliert sich der  Plot in der zweiten Hälfte erst zu sehr in zu vielen Ideen und steuert dann auf  das positiv  gesprochen sehr herausfordernde Ende zu. 

Titelbild Andromeda-Dungeon - Raimund Peter

Paperback, 194 Seiten Din A5

Titelbild: Raimund Peter
Umschlaggestaltung: Michael Pfrommer & Joe Kutzner
TERRANISCHER CLUB EDEN - Oktober 2014

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