Gespenster Krimi 15 "Killerkäfer im Westerwald"

Curd Cornelius & G.G. Grandt

„Killerkäfer im Westerwald“ von Curd Cornelius und G.G. Grandt ist der fünfte und letzte der neuen Fälle Larry Brents, die umfangreich für die Serie „Schattenchronik“ umgearbeitet worden ist. Mit dem sechsten Abenteuer werden auch inhaltlich neue Abenteuer präsentiert. Während des Showdowns im vorliegenden „Killerkäfer im Westerwald“ verbinden die Autoren den Handlungsbogen auch enger mit der Mutterserie „Der Butler“. So treten Amanda Marbely und ihr schlagkräftiger Butler direkt in Aktion.

 Der Handlungsbogen ist zweigeteilt. Wie in „Die Riesenwespe vom Edersee“ (Band 2) gibt es in „Killerkäfer im Westerwald“ eine außer Kontrolle geratene Natur, welche unter anderem ein sich einen Seitensprung erlaubendes Bärchen mitten im Westerwald vornimmt. Das Medium Leila Dahlström – noch von der Begegnung mit dem Geistermädchen gezeichnet – übernimmt die Ermittlungen. Anscheinend wird das Tor zum Jenseits immer brüchiger und von der anderen Seite dringend teilweise gesteuert diese Kreaturen ein.

Dabei geht es nicht nur um eine ins Gigantische vergrößerte Tierwelt. Leila Dahlström ist in ihren Alptraum/Wachträumen oder Visionen mit einem Double ihrer Selbst konfrontiert worden. In diesen Punkten zeigt sich die Macht, mit denen die stetig wachsende Zahl von Agenten der „Schattenchroniken“ in dem wieder mehr im Vordergrund stehenden Konflikt mit dem Jenseits konfrontiert werden.

 Der zweite Spannungsbogen ist auf den ersten Blick weniger subtil oder grotesk, sondern brutalen, cineastischer und damit vordergründig auch eindringlicher. Die „Truppen“ des Jenseits bringen immer wieder Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten auf der ganzen Welt um, die dieser Macht gefährlich werden könnten. Eine Aufgabe der Schattenchronik Agenten ist es, diese Menschen zu finden und rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Ryan Reese wird in die USA geschickt. In einem Fall kommt er zu spät, wie der Prolog eindringlich zeigt. Einen anderen Mann kann er zumindest vorläufig retten. Allerdings scheint die Opposition in Person einer tot geglaubten Sumpfhexe nicht aufgeben zu wollen. Die Szenen sind schaurig und brutal bis an den Rand des Erträglichen. Da werden auch unschuldige Tiere getötet und gekreuzigt. Die Autoren geben dem Todesboten aus dem Jenseits ein Gesicht.

 Positiv ist weiterhin, dass die Bekämpfung der Hexe nicht leicht ist. Sie verfügt nicht nur über entsprechende Kräfte, denen die Schattenchronikagenten vor allem in Form mondernster Technik und einer Portion Furchtlosigkeit gegenüber stehen, sie agiert auch rücksichtslos und hinterhältig. Die finale Auseinandersetzung im und am Wasser ist ein interessanter Höhepunkt des Romans. Auch wenn bislang nur Nebenfiguren im Kampf gegen das Böse ums Leben gekommen sind, kann der Leser schon glauben, dass auch die Agenten der Schattenchronik ihre Mut mit dem Leben irgendwann bezahlen müssen. Ob sie dann endgültig tot sind, steht auf einem anderen Blatt.

 Die beiden lange Zeit parallel laufenden, dann aber gut zusammengefassten Handlungsebenen eröffnen eher beiläufig den Blick auf den großen Konflikt. Die Autoren flechten mehr und mehr Hintergrundinformationen in den laufenden Plot ein. Zusätzlich werden Ereignisse aus den ersten vier Heften – sofern relevant – aktualisiert und ohne belehrend zu agieren noch einmal komprimiert zusammengefasst. Auch Neueinsteiger haben so die Möglichkeit, die einzelnen Nuancen zu erfassen und zwischen den in sich abgeschlossenen einzelnen Abenteuern und dem Gesamtbild zu unterscheiden.

 Der im vorliegenden Roman im direkten Vergleich zu den beiden Vorgängern wieder stärker ausgebaute Hintergrund lässt den auf den ersten Blick pulpigen Inhalt – Killerkäfer – ernsthafter und glaubwürdiger erscheinen als es der Titel impliziert. Auch die in den USA spielende Handlung gehört dank des sehr hohen Tempos und der intensiven Auseinandersetzung mit zwei konträren, aber sich gegenseitig gut ergänzten gejagten Menschen zu den bislang besten Passagen der ganzen Serie.

 Die Einbindung der „Schattenchroniken“ in die Mutterserie „Der Butler“ bürgt aber auch das kommerzielle Risiko, das die Leser mehr gezwungen werden, beide Serien zu lesen und deswegen überlegen, ob sich eine weitere Serie lohnt. Die Querverweise sollten weiterhin effektiv und für sich allein stehende in die „Schattenchronik“ Handlung eingebaut werden. Wenn auf Ereignisse in „Der Butler“ hingewiesen wird, sollte die Fußnote reichen, um die Neugierde des Lesers oberflächlich zu befriedigen, ihn aber auch zum ergänzenden Lesen einzuladen. Keine einfache Vorgehensweise, aber der Showdown des vorliegenden Bandes zeigt, dass es überzeugend möglich ist.

 „Die Schattenchroniken“ beginnen sich mehr und mehr als eigenständige Serie und Organisation zu etablieren, so dass der Leser auf den ersten komplett neuen und nicht umfangreich umgearbeiteten sechsten Roman gespannt sein kann. Über potential verfügt die Serie, sich von „Vorgängern“ abzuheben und den mit „Der Butler“ entwickelten Kosmos um eine weitere Facette zu bereichern.  

Gespenster-Krimi 15 - Horror-Serie: Killerkäfer im Westerwald

Bastei Heftroman

64 Seiten

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