Gespenster Krimi 13 "Die Marionetten des Satans"

Earl Warren

Ursprünglich erschien „Die Marionetten des Satans“ als Gespenster Krimi 151. Es ist schon der zweite Nachdruck aus der Feder Earl Warrens.  Die Romantruhe hat den Roman vor knapp zehn Jahren schon einmal nachgedruckt. 

Die Geschichte spielt in Mexiko nur bedingt der siebziger Jahre. Im Grunde ist es eine zeitlose Story um Naivität und Gier.  Pablo Costa ist ein junger talentierter Marionettenspieler, der sogar Auftritte im Fernsehen hat.  Seine Liebe hat ihn allerdings zu Gunsten eines reichen Mannes verlassen. In seiner Not wendet er sich an den alten wie erfahrenen Ignatio. Der soll ihm das Geheimnis der Beschwörung des schwarzen Jezebels, der mexikanischen Inkarnation des Teufels lehren.

Der Plotverlauf ist erstaunlich stringent und manchmal sogar ein wenig eindimensional. Das kann Absicht sein, denn immer, wenn der Leser der Ansicht ist, die weiteren Szenen zu erahnen, dreht sich Earl Warren um und führt seinen Plot in eine andere Richtung weiter.

Pablo Costa ist dabei der tragische Held, nicht unbedingt sympathisch gezeichnet. Auf der einen Seite will er nicht von seiner Kunst lassen, auf der anderen Seite kann er nicht akzeptieren, dass seine Freundin keinen Puppenspieler lieben will. Earl Warren impliziert, dass man von dieser Kunst in Mexiko zumindest vernünftig leben kann. Die beiden sich liebenden Menschen stehen in diesem Punkt unverrückbar gegenüber.

Pablo Costa beschwört natürlich den schwarzen Jezebel und erhält mehrere besondere Marionetten.  Er beschwört einen Liebeszauber, wobei er sich nur kurz an seinem Glück freuen kann. Hier erfolgt die erste Wendung der Geschichte. Bedenkt der Leser dann noch die Folgen des Zaubers, dann gehört Pablo Costa nicht zu den Opfern, sondern zu den Tätern. Eine Tatsache, die der Autor im Verlaufe der Handlung zu ignorieren beginnt.

Ein weiteres Element ist deutlich interessanter. Aus dem Pakt mit dem Teufel wird plötzlich eine Wiedergängergeschichte, wobei die lebenden Toten später gar kein Interesse an einem Kontakt mit den Menschen haben, sondern stattdessen im „Nichts“ verschwinden. Auch hier schießt der jeweilige Verursacher weit über das Ziel hinaus.

Zu den Stärken des Romans gehört der mexikanische Hintergrund der Geschichte. Earl Warren hat sich sehr viel Mühe, die Besonderheiten der Kultur sowie des mexikanischen Puppenspiels in die Geschichte einfließen zu lassen.  Dabei wird der Fluss der Handlung nicht gehemmt, sondern atmosphärisch bereichert. Das Puppenspiel wird sich auch während des ein wenig abrupten, hektischen Showdowns wiederspiegeln, wobei Earl Warren hier eine totale abschließende Szene präsentiert, die Triumph wie Tragödie in einfache, aber sinnbildliche sprachliche Momente fasst.

Vor allem die Nebenfiguren beginnend mit dem verzweifelnden Ignatio über die wahre Liebe- ein junges Mädchen, das anfänglich nur als willige Helferin „missbraucht“ wird, bis zu den exzentrisch gezeichneten jeweiligen Eltern können überzeugen und unterstreichen die Authentizität der Handlung.

Alleine die Hauptfigur ist schwierig zu mögen. Er ist egoistisch, im Grunde auch ungezogen. Er will anderen Menschen wie seinen Marionetten seinen Willen aufzwingen. Earl Warren ist ein guter Autor, der vor allem Taten sprechen  und Pablo dadurch noch unzugänglicher erscheinen lässt. Am Ende kommt die moralische Keule. Er bedauert seine Taten. Vielleicht bietet er den höheren Mächten einen Kompromiss an, aber grundsätzlich macht er nicht alles gut. Dieser bitterböse Zynismus zeichnet eine Reihe der besten Grusel  Heftromane dieser Ära aus, daher ist es bedauerlich, dass Earl Warren seinen Handlungsbogen nicht zu einem konsequenten Ende gebracht hat.

Trotz dieser kleineren Schwächen liest sich „Marionetten des Satans“ kurzweilig, wenn auch nicht so respektlos im positiven Sinne konzipiert mit die Zombiegeschichte, mit welcher Earl Warren in den Gepenster- Krimi Nachdrucken vor nur wenigen Wochen debütierte.     

 

Gespenster-Krimi 13 - Horror-Serie: Die Marionetten des Satans

Bastei Heftroman

64 Seiten

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