Gespenster Krimi 62: Cassy und der Voodoovampir

Curd Cornelius

Curd Cornelius schreibt nach einiger Zeit wieder einen „Schattenchronik“ Roman für e Gespenster Krimi im Bastei Verlag. Nach den ersten drei Abenteuern der Schattenchronik zu Beginn der Anthologie Serie mit der Rekrutierung neuer Mitarbeiter sowie deren ersten Fällen setzte der Blitz Verlag die Serie als Taschenbücher fort. Nach diesem in London spielenden und in sich abgeschlossenen Einzelband stehen weitere Abenteuer des schwedischen Teamteils der „Schattenchronik“ wieder im Blitz Verlag an.
„Cassy und der Voodoo- Vampir“ greift in London spielend sogar vor die ersten „Schattenchronik“ /“Gespensterkrimis“ zurück. Curd Cornelius kümmert sich um Cassy Benedikt und den Voodoo- Vampir und Polizisten Mick Bondye, bevor diese beiden Mitglieder der Schattenchronik ihre Dienst quittiert und Mitglieder des Schattenchronikteams geworden sind.
Cassy wird als junges Mädchen in einer dunklen Londoner Gasse von einem Mann angegriffen. In letzter Sekunde rettet sie ein Vampir. Sie verliebt sich umgehend in den Mann. Fünfzehn Jahre später wird sie Seite an Seite mit Mick Bondye arbeiten. Als dessen neue Partnerin beim Scottland Yard, ohne dass ihr Retter sie erkennt.
Natürlich beginnen sich die mysteriösen Vampirattacken wieder zu häufen. Als zwei Verdächtige über Nacht aus der Arrestzelle verschwinden, ahnt auch Cassy, das an ihrem neuen Partner etwas Geheimnisvolles ist.
Der Autor hat eine im Kern undankbare Aufgabe, die er bedingt souverän löst. Die etwas übergewichtige Cassy schmachtet hinter dem natürlich gut aussehenden und muskellösen Partner förmlich hinter her. Das gipfelt in einer Stalking Attacke und der Vorstellung von wildem Sex inklusiv der entsprechenden Entjungferung in dessen Stadthaus. Kitschiger geht es nicht mehr. Anstatt den weiblichen Rollenklischees zu widersprechen und eine moderne Variante dagegenzusetzen – Geist statt hübscher Körper- treibt es Curd Cornelius in der zweiten sieben Jahre nach der ersten Hälfte des Romans spielenden Handlung in diesem Punkt auf eine vor allem für Frauen provokante Spitze.
Dabei hat es Curd Cornelius nicht einmal nötig. Er führt eine Reihe von guten Ideen ein. Bis auf diese platonische Teenagerliebe ist Cassy ein ausbaufähiger Charakter. Von einem Trauma über den Entschluss, Polizisten zu werden bis zum Finale, in dem ihre Entschlossenheit dem Partner das Leben rettet. Trotzdem leitet sie unter einer Reihe von Komplexen. Zu Beginn erinnern einige ihrer Argumente an die Bridget Jones Romane und machen Cassy trotz oder vielleicht auch gerade wegen einiger Klischees zu einem menschelnden sympathischen Protagonisten. Dieses interessante Potential wischt der Autor auch mit einem zeitlichen Bruch in der Handlung unnötig vom Tisch. Heilfasten im Sarg hilft nicht immer, die emotionale Tiefe der ersten Seiten aufrechtzuerhalten.
Positiv hinzu kommt die Vampirgesellschaft per se. So trifft Cassy auf zwei Vampirfrauen, die natürlich beide sehr attraktiv sind. Eine hat ihre Beine bei einem Motorradunfall verloren, was zu familiären Spannungen führt. Der Bogenschlag zur anderen Ebene, die ein bestimmendes Element der Schattenchroniken sind, erfolgt durch den Kontakt mit dem verstorbenen Kollegen. Dessen Hinweise sind höflich gesprochen opportunistisch und die Verbindung Cassy/ Greg erfolgt schließlich zu leicht. Hinzu kommt, dass der Autor auch noch die Notwendigkeit sieht, Cassy besondere Fähigkeiten zu geben. Gerade die Mischung aus Skepsis und Glauben hat zum Beispiel den Reiz der „Akte X“ Serie ausgemacht. Daher wäre es besser gewesen, Cassy zu einem emotional nicht neutralen Skeptiker zu machen, die mit Verstand und Intuition an den Stellen punktet, die Mick Bondye weder mit den eigenen Fähigkeiten noch den Hinweisen aus dem Schattenreich erreichen kann. Der Autor entschließt sich aber, Cassy in mehrfacher Hinsicht zu einem auch mit besonderen Fähigkeiten ausgestatten Partner zu machen. Damit könnte Potential verschenkt werden.
Curd Cornelius Vampire sind aber auch Kannibalen. Sie brauchen nicht nur Blut, sondern mögen auch Menschenfleisch. Zumindest einige. An einer anderen Stelle erwähnt der Autor, das der Verzehr von Menschenfleisch nicht lebensnotwendig ist. Das führt zu einem pragmatisch zynischen Ende, dessen Wirkung allerdings im Kontext des Romans verloren geht. Grundsätzlich ist die Idee eines Voodoo- Vampirs als Mischung zweier Welten aber charmant.
Der Plot entwickelt sich langsam. Curd Cornelius geht es vor allem um die Integration und Vorgeschichte der beiden Charaktere Mick Bondye und Cassy Benedikt, während in den Blitz Romanen die neurekrutierten schwedischen Agenten im Mittelpunkt der Handlung stehen. Daher ist es auf der einen Seite notwendig, diesen Heftroman vielleicht nicht an dieser Stelle, aber für den Gesamtkosmos zu lesen, auf der anderen Seite kann die Geschichte auch für sich alleine stehen. Sie verfügt über ein solides Ende, die „Bösen“ werden im wahrsten Sinne des Wortes von den Helden gefressen, aber auch Potential für weitere Abenteuer sowohl aus der Vorschattenchronik Zeit als auch mit ihrem gemeinsamen Beitritt zu der geheimnisvollen Organisation.

Gespenster-Krimi 62 - Horror-Serie: Cassy und der Voodoo-Vampir von [Curd Cornelius]

Bastei Heftroman

64 Seiten

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